Abbau von qualitativ hochwertigen Gesteinsvorkommen

A‌us den Abbaugebieten um das Rotzloch bei Stansstad/Ennetmoos am Vierwaldstättersee/Schweiz werden seit Generationen hochwertige Gesteinsbaustoffe gewonnen. Das Werk Stansstad der Müller-Steinag Gruppe produziert daraus die für die Landesversorgung wichtigen Hartsteinprodukte Bahnschotter, Splitt und Brechsand. Die Produkte werden über die Verkaufsgesellschaft Müller Steinag Baustoff AG vertrieben.

Als Hauptmaschine im Steinbruch Rüti steht ein Raupenmobiler Backenbrecher GIPOBAC B 1410 FDR im Einsatz. Die Kenndaten der Abbaustelle zeigen ein abbaubares Volumen von 3,4 Mio. m3 an Fels auf. Die Jahresmenge beträgt rund 100 000 m3. Der ganze Abbau ist in fünf Etappen unterteilt. Die Erschließung erfolgt durch einen unterirdischen Förderbandstollen und einen 100 m hohen Vertikalschacht. Nach Abbauende hat eine Rekultivierung mit Nachnutzung zu erfolgen, welche teilweise bepflanzte Felswände, Pionierflächen, Wald- und Wiesland sowie Anschüttungen unter Verwendung des vorhandenen Abraummaterials vorsieht.

Erschließung des Steinbruchs seit 2006

Der Steinbruch Rüti ist vor zehn Jahren als Ersatzabbau für den 2008 stillgelegten Steinbruch im Rotzloch erschlossen worden. Damit kann die Versorgung des Werks Stansstad mit Hartgesteinsmaterial für die nächsten drei Jahrzehnte gesichert werden. Das Abbaukonzept beruht auf lokalen Gesteinssprengungen und der Zerkleinerung auf einer raupenmobilen Backen­brecheranlage GIPOBAC B 1410. Für den Transport in die Produktionsanlagen im Betriebsareal Rotzloch sind ein Ver­tikalschacht sowie ein Erschliessungstunnel von 912 m Länge mit Förderbandanlage errichtet worden. Dabei wird der Schacht durch einen Radlader mit vorgebrochenem Material kontinuierlich gefüllt. Am unteren Ende des Schachts wird das Material in einer Kaverne auf das Förderband aufgegeben.

Seit 2013 steht im Rotzloch eine neue Splitt-Veredelungsanlage für Aufgabematerial 0-22 mm in Betrieb. Diese setzt sich zusammen aus Vertikalbrecher, Ellipsensiebmaschine, Sandfang und Zyklonanlage. Die Durchsatzleistungen betragen in der Brecherei 70 t/h und beim Verladen auf Lastwagen oder Schiff 400 t/h. Die infolge der engen Platzverhältnisse kompakt ausgelegte Anlage wurde von der Frei Fördertechnik AG als Generalunternehmerin umgesetzt. Der komplette Stahlbau und die Silobatterien sind dabei auf Plattenfundamente gestellt worden.

Größter Brechertyp von GIPO im Einsatz

Der Steinbruch Rüti wurde von Beginn an mit einer Brechanlage von GIPO betrieben. In den acht Jahren hat dieser Anlagentyp 1195 eine Leistung von rund 10 000 Betriebsstunden erbracht. Wie Patrick Lussi, Abteilungsleiter Hartsteinprodukte und Inertstoff­deponie im Werk Stansstad, im Gespräch erläuterte, zeigte sich allerdings mit dem gesteigerten Gesteinsabbau im Steinbruch Rüti, dass dieser Anlagentyp seine Grenze im Mengenanfall erreicht hatte.

Die vom Steinbruchbetreiber erfolgte Evaluation einer Ersatzmaschine sah denn auch eine wesentliche Steigerung der Brechkapazität von 200 auf 300 t/h vor. Hinzu kam das Kriterium einer größeren Steinaufgabe, um die Einsatzstunden des Hydraulikhammers am Bagger verringern zu können.

Konfiguration nach Kundenanforderungen

Entscheidungskriterien waren auch das Einbringen von speziellen Wünschen des Betreibers sowie die Nähe zum Lieferanten. Dabei kam zum Tragen, dass die Anlage von GIPO in Einzelanfertigung nach den individuellen Anforderungen des Bestellers in Seedorf, Uri hergestellt werden. Im Fall der GIPOBAC für den Steinbruch Rüti waren es vor allem das Versetzen der Aufgabenhöhe des Trichters nach unten, eine Füllstandskontrolle der Aufgabe mit automatischer Abschaltung, die Verlängerung des Austragsbands, seitliche Laufstege und Podeste für die sichere Zugänglichkeit und bei der Wartung sowie ein Materialpolster beim Brecherauslauf auf das Förderband und eine Haube über die ganze Länge des Förderbands, ferner ein klappbarer Deckel für den Brechereinlass. Zudem ist die Anlage mit einem Hydraulikhammer auf dem Einlauftrichter ausgerüstet, um bei Steinverklemmungen sofort eingreifen zu können.

Auch eine stärkere Auslegung der Antriebseinheit war vorgegeben, wie Lussi weiter erläuterte. Dies nach der Überlegung, dass der gewählte Dieselhydraulikantrieb CAT mit 540 PS Leistung nur zur Hälfte belastet wird und dass sich damit eine wesentliche Treibstoffreduktion und eine längere Lebensdauer erreichen lassen. Großer Wert wird auf die Sicherheit im Betrieb des Steinbruchs gelegt, der dank Fernsteuerung des Brechers durch bloß zwei Mann erfolgen kann. Die ersten Erfahrungen der seit Mitte Mai in Betrieb stehenden Brecheranlage sind nach Angaben von Lussi sehr gut. Er erwähnt besonders die von Beginn an hohe Produktionsleistung pro Arbeitstag von bis zu 2700 t, was einen Durchschnitt von 2500 t/d ergibt und die bisher in Spitzenzeiten geleisteten Überstunden überflüssig macht.

Maschinentechnische Komponenten

Bei der raupenmobilen Backenbrechanlage Typ GIPOBAC B 1410 FDR handelt es sich um einen Einschwingen-Backenbrecher, der sehr robust und hartgesteinstauglich ist. Er hat eine Einlauföffnung von 1330 x 1000 mm und weist eine separate 2-Deck-Vorsiebmaschine mit einer Sieblänge von 3000 mm auf. Damit erreicht man eine Steigerung der Endprodukt­qualität durch das Ausscheiden von Feinmaterial, plattigem Korn und vorhandenen Verunreinigungen. Weiter wird dadurch die Brechleistung erhöht und der Verschleiß reduziert.

Im Powerpack ist ein Caterpillar Dieselmotor Stufe 3B vom Typ C15 eingebaut. Der Brecherantrieb erfolgt wie alle anderen Antriebe mit dem bewährten vollhydraulischen Antriebskonzept. Dies ermöglicht den Brechanlauf bei gefülltem Brechmaul und die stufenlose Drehzahlregulierung bei gleichbleibender Brechkraft. Die automatische Füllstandsteuerung sorgt für eine hohe Brechleistung. Das Materialflusskonzept vermeidet wie bei den anderen GIPO-Anlagen eine Verengung des Materialstromes, die Systembreiten der Förderelemente „öffnen“ sich in Materialflussrichtung.

Die neue GIPO-Anlage überzeugt generell wie die anderen Anlagentypen dieses Herstellers durch die hohe Zuverlässigkeit, die große Leistung, die robuste und kompakte Bauweise, die hochwertigen Komponenten, die wartungsfreundliche Konstruktion, einfache Bedienung und ihre erwiesene Langlebigkeit. Aus Gründen des Umweltschutzes werden diese Anlagen bereits seit mehreren Jahren mit Dieselmotor mit den neuesten Abgasnormen ausgerüstet.

www.gipo.ch

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