Beispiele für Ideenreichtum und
Innovationen ­deutscher Unternehmen

Mit Spannung wurde die Verleihung des diesjährigen Deutschen Rohstoffeffizienzpreises am 04. Dezember 2015 im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) in Berlin erwartet. Fast 200 geladene Gäste nahmen an der Verleihung teil, die im Rahmen der Fachkonferenz „Rohstoffe effizient nutzen – erfolgreich am Markt“ zum fünften Mal stattfand. Der Wettbewerb für diesen Preis wurde erstmals 2011 vom BMWi in Zusammenarbeit mit der Deutschen Rohstoffagentur (DRA) mit dem Ziel ausgelobt, den Stellenwert der Rohstoff- und Materialeffizienz und deren Effekte in der Wirtschaft stärker herauszuheben. Ein intelligenter Einsatz von Rohstoffen – egal ob durch Steigerung der Rohstoffeffizienz, der Substitution oder des Recyclings – trägt zur Rohstoffsicherung Deutschlands bei. Mit dem Preis werden kleine und mittlere Unternehmen und Forschungseinrichtungen für die Entwicklung und Umsetzung rohstoff- und materialeffizienter Produkte, Prozesse oder Dienstleistungen sowie anwendungsorientierter Forschungsergebnisse ausgezeichnet.

Fachkonferenz

Zunächst erwartete die Gäste ein interessantes Programm der Fachkonferenz, die durch Stefan Schnorr, Abteilungsleiter im BMWi eröffnet wurde. Er wies darauf hin, dass Deutschland führender Innovationsstandort werden soll, denn Innovation ist eine Triebkraft für die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes. Zwar sinken im Moment die Rohstoffpreise weltweit, aber das wird sich wieder ändern und dafür muss Deutschland gerüstet sein. Recycling ist eine heimische Rohstoffquelle, die es zu nutzen gilt; dazu muss eine rohstoffsparende Produktion kommen. Rohstoffeffizienz erfordert innovative Forschung und Entwicklung. Wichtig sei es auch, wirtschaftliches Wachstum und Rohstoff‑
einsparung zu entkoppeln und dies sei in Deutschland gelungen. 

Karl Falkenberg, Europäische Kommission Brüssel widmete sich in seinem Eröffnungsvortrag dem Thema „Nachhaltige Fertigungstechnologie in der Kreislaufwirtschaft“. Er beleuchtete die Umsetzung des Nachhaltigkeitsgedankens national, europäisch und global, wies auf die Vorreiterrolle Deutschlands hin, zeigte aber auch den Nachholbedarf vieler europäischer und außereuropäischer Länder auf. Schließung von Deponien, Anwendung des Recyclings, Ökodesign, getrennte Abfallsammlung, Wiederverwendung und Reparatur sowie Entmaterialisierung von Produkten sind nur einige Schlagwörter, die den neuen Weg der EU in Richtung Ressourcenschonung und Rohstoffeffizienz charakterisieren sollen.

Die Ergebnisse der Fördermaßnahme r³ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF), die die Rohstoffbasis vor allem für strategische Metalle sichern soll, stellte PD Dr. sc. Lothar Mennicken, BMBF Berlin vor. Auch er musste feststellen, dass durch die sinkenden Rohstoffpreise kaum eine wirtschaftliche Umsetzung der Forschungsergebnisse im Bereich Recycling, insbesondere strategischer Metalle stattfindet, sondern Substitution aktueller ist. Kritisch bemerkte er, dass das Potenzial der nachwachsenden Rohstoffe maßlos überschätzt wurde.

Die negativen Auswirkungen des dramatischen Rohstoff-Preisverfalls (z.B. Erdöl ~ 43 %, Eisenerz ~ 53 % 10/2015 gegenüber 11/2014) auf die Recyclingwirtschaft waren ebenso ein Hauptthema des Referates von Dr. Peter Buchholz, DRA/BGR, Berlin. Ein Lichtblick sei aber die bekannte Existenz von Rohstoffpreiszyklen, von denen es in den letzten 60 Jahren allein drei gegeben hätte. Der Preisanstieg in den letzten Jahren beruhte auf dem rasant steigenden Bedarf vor allem in China, doch jetzt stagniert die Wirtschaft mit den genannten Folgen.

Diese Thematik war auch ein wichtiger Diskussionspunkt, der unweigerlich zu der Frage führte, worin eigentlich noch der Anreiz für die Recyclingwirtschaft bestehen würde. Die Antwort wurde in der schon beschriebenen Logik des Wirtschaftssystems gesehen, d. h., dass die Preise wieder steigen.

Den Abschluss der Vortragsreihe bildete das Referat von Michael Ziesemer, Präsident Zentralverband Elektrotechnik und- und Elektronikindustrie e.V., Berlin, der neben dem Recycling auch die Digitalisierung als Quelle der Ressourceneffizienz nannte. Der Import an Rohstoffen für die Elektroindustrie beläuft sich heute auf über 90 % und 50 % der Kosten beziehen sich auf Materialkosten. Damit ist Recycling nach wie vor für die Elektroindustrie ein wichtiger Markt und trotz der derzeitigen Stagnation wird der Rohstoffbedarf wieder steigen, allein schon durch die Elektromobilität oder den Bedarf an Wärmepumpen. Als Beispiel eines hervorragenden Recyclings nannte der Referent die Starter- und Industriebatterien, bei denen Verwertungsquoten von nahezu 100 % erreicht werden.

Preisverleihung

Der Parlamentarische Staatssekretär beim BMWi, Uwe Beckmeyer, nahm anschließend die Verleihung des Deutschen Rohstoffeffizienz-Preises 2015 vor. Die Mitglieder der 13-köpfigen Jury – Vertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft – hatten keine leichte Aufgabe, aus den 30 eingegangenen Anträgen die folgenden sechs Nominierungen vorzunehmen:

● Loser Chemie GmbH, Langenweißbach – Recycling von Dünnschichtmodulen

● QASS GmbH, Wetter – Mess-System rettet fehlerfreie Teile in der Fertigung

● IAS GmbH Industrie Automationssysteme, Weil der Stadt – Hochleistungskühlung für Sensoren

● Maija Frästechnik, Ennepetal – Fräsen statt Schleifen mit dem bekannten Handwinkelschleifer

● C³-Carbon Concrete Composite e.V., Konsortialführer TU Dresden, Dresden – Rohstoffeffiziente Alternative für Stahlbeton

● Fraunhofer Projektgruppe für Wertstoffkreisläufe und Ressourcenstrategie IWKS Hanau, Alzenau gemeinsam mit Impuls Tec GmbH, Dresden – Effizienteres Recycling für Hightech-Produkte.

Von diesen Nominierungen wurden zwei mittelständische Unternehmen und eine Forschungseinrichtung als Preisträger ausgewählt und mit dem begehrten Preis ausgezeichnet.

In der Wettbewerbskategorie Unternehmen waren das:

Maija Frästechnik GmbH:

● Durch Einsatz von Fräsringen, die in einem handelsüblichen Handwinkelschleifer eingesetzt werden können, lassen sich Materialien wie Al, Cu, Ti, Holz oder Stahl mit deutlich geringerem Kraftaufwand sauber, staub- und rückstandsmittelfrei sowie kühl bearbeiten. Die Abtragsleistung ist gegenüber dem Schleifen um 70 % höher. Durch die Staubfreiheit werden Gefahren wie Schleifbrand, Explosionen oder gesundheitliche Belastungen vermieden.

IAS GmbH Industrie Automationssysteme:

● Entwicklung einer innovativen Hochleistungskühlung für handelsübliche induktive oder Mikrowellen-Sensoren im Temperaturbereich bis 800 °C zur Überwachung des Füllstands von Metall- und Glasschmelzen für das Hüttenwesen von der Materialgewinnung bis zur Erzeugung von Halbzeugen. Dadurch gelingt es, die Verschwendung der durch das Öffnen der Öfen zur visuellen Pegelmessung benötigten Energie (üblicherweise etwa 20 %) zu vermeiden.

In der Wettbewerbskategorie Forschungseinrichtung wurde prämiert:

C³-Konsortium, Konsortialführer Technische Universität Dresden:

● Entwicklung eines neuen rohstoffeffizienten, langlebigen Baustoffs, in dem statt Stahl das nicht korrodierende Material Carbon – entweder in Stangenform oder als gewebte Carbon-Textilmatten zum Einsatz kommt. Dieser sogenannte Carbonbeton ist nicht nur für Neubauten anwendbar, sondern eignet sich auch für die Sanierung von Bauwerken. Dabei wird im Vergleich zu Stahl bei dem Verbundwerkstoff mit 2 mm dicken Garnen (Fadenstärke 10 µm) nur etwa 1/5 des Betons bei gleicher Festigkeit benötigt, die Haltbarkeit wird auf über 200 Jahre geschätzt. Erste Anwendungen wurden bereits getätigt wie z.B. die Decke des Speisesaales im Finanzamt Zwickau. In den nächsten Jahren soll das Produkt zur Marktreife entwickelt werden.

Die Prämierten gaben ihrer Freude über die Würdigung Ausdruck und Uwe Beckmeyer unterstrich abschließend nochmals, dass die drei Auszeichnungen hervorragende Beispiele für effiziente Ressourcenwirtschaft am Hochtechnologiestandort Deutschland darstellen.

Dass nicht ein Unternehmen, das sich erfolgreich dem Recycling von Abfällen widmet, beispielsweise die nominierte Loser Chemie GmbH, die die Forschung abgeschlossen und die Machbarkeit mit der Gewinnung von über 10 kg Indium und über 100 t Glas aus Dünnschichtmodulen nachgewiesen hat, mit dem Preis ausgezeichnet wurde, ist sicher eine Folge der eingangs beschriebenen Flaute beim Recycling durch die drastische Reduzierung der Rohstoffpreise. Aber auch hier gilt: „Und sie (die Rohstoffpreise) bewegen sich doch!“

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