Aus der Praxis

DSIV: Innovation Summit & Ausstellung in Essen

U‌nter diesem Motto lud der DSIV, der Deutsche Schüttgut-Industrie Verband e.V., am 12.04.2018 alle im Bereich Schüttgut tätigen oder interessierten Fachleute zu einem Treffen nach Essen ein. Am Vorabend trafen sich die Teilnehmenden, um die Zeche Zollverein zu besichtigen. Das UNESCO-Welterbe Zollverein war von 1851 bis 1986 aktives Steinkohlebergwerk. Als letzte von 291 Zechen in Essen wurde dieses Steinkohlebergwerk stillgelegt. Die Kokerei arbeitete noch bis 1993. Heute ist es ein gigantisches Museum, das vor allem durch die Fülle der noch original erhaltenen Maschinen zur Kohleaufbereitung besticht, z.B. die Kohlewäsche, mit Hilfe derer die Kohle in unterschiedliche Qualitäten aufgetrennt und von taubem Gestein separiert wurde. Eine 55 m lange Gangway führt die Besucher auf eine Höhe von 24 m, wo man die Kohlenwäsche durch das Besucherzentrum Zollverein betritt. Nicht umsonst zählt das aus insgesamt 20 Einzelgebäuden bestehende Ensemble zu den bedeutendsten Kulturgütern der Welt, das auch architektonisch Maßstäbe in seiner Zeit gestetzt hat. Nach einer Vielzahl von Fakten und Eindrücken konnten sich die Teilnehmer dann im Cafe & Restaurant „die kokerei“ stärken und austauschen.

Am folgenden Tag startete das Vortragsprogramm – insgesamt 11 Vorträge zu allen Themen des Schüttguthandlings und der -förderungen wurden präsentiert. Eröffnet wurde der Vortragstag mit der Begrüßung durch Jochen Baumgartner, Geschäftsführer des DSIV und Stefan Penno, Vorsitzender des DSIV. Penno betonte, dass es für Deutschland wichtig sei, durch die Art des unbürokratischen Zusammenarbeitens den Vorsprung zu wahren. Er wies aber darauf hin, dass auch der Rest der Welt nicht schlafe.

Ricardo Wehrbein startete die Vortragsreihe mit der Präsentation „Sicherheit und Effizienz in der pneumatischen Förderung – kein Widerspruch in sich“. In seinem Vortrag machte er vor allem darauf aufmerksam, dass hinsichtlich ATEX keine Kompromisse und keine Risiken eingegangen werden dürfen. Bei der pneumatischen Förderung ist eine Abstimmung von Volumenstrom und Druckbereich wichtig. Um einen sauberen Prozess zu garantieren, ist vor allem auf eine ölfreie Verdichtung zu achten. Besonders stellte er heraus, dass gerade durch die Predictive Maintanance die Instandhaltungs- und Stillstandzeiten verkürzt werden können.

Roger Faust von der Flintec GmbH ging in seinem Vortrag „Vor- und Nachteile der modernen industriellen Wägetechnik im Vergleich zur klassischen Füllstandsmesstechnik“ auf die Feinheiten der Wägetechnik ein. Behälterwaagen bzw. die Behälterverwiegung stellt eine sehr genaue, verlässliche Messmethode zur Bestimmung des Füllgrades von Behältern dar. Zudem zeichnet sie sich durch hohe Verfügbarkeit und geringen Wartungsaufwand aus.

Im nächsten Vortrag wurde eine Arbeit von Fritz W. Winterseller und Prof. Leyrer von der Hochschule Aalen zum Verschleißverhalten von Glasbögen vorgestellt – die Präsentation trug den Titel: „Extrem stabile und saubere Lösung für abrasive Schüttgüter bei pneumatischen Fördersystemen“. Schwerpunkte dieses auf zwei Jahre ausgelegten Projektes waren dabei Aussagen zur Lebensdauer von DURAN Glasböden, Vergleich zum Verschleißverhalten von Wettbewerbsprodukten wie Edelstahl, Parameter zur Produktentwicklung sowie der Entwicklung von reproduzierbaren Messmethoden bei reduzierter Prüfdauer.

Stefan Penno von REMBE® GmbH Safety + Control und Präsident der IND EX® (INTERCONTINENTAL ASSOCIATION OF EXPERTS FOR INDUSTRIAL EXPLOSION PROTECTION e.V.) stellte sehr eindrucksvoll Erfahrungen und Weiterentwicklungen seit Gründung der Firma im Jahr 1973 dar. Anhand von spektakulären Fotos veranschaulichte er, worauf es vor allem bei der Druckentlastung bei innerhalb von Millisekunden entstehenden sehr hohen Drücken ankommt. In seinem Vortrag stellte er die „4. Generation der Flammenlosen Druckentlastung“ vor – speziell die 100 % Kontur parallele Druckentlastung (CPV).

Nach einer Kaffeepause, in der Zeit zum fachlichen Austausch blieb, widmeten sich die folgenden Beiträge der Probenanalyse, der Probennahme bzw. des Materialhandlings. Die Präsentation „Feuchtemessung – praxis- und zukunftsorientiert“ von Franz Ludwig, Gesellschaft für Mess- und Regeltechnik mbH: Klaus Kliemt, ging auf die Vorteile der Mikrowellenmessung ein – die berührungslose Messmethode kann in Form von Messsonden zur Feuchtebestimmung zum Einsatz kommen. Die Sensoren können auch eine Auswertesoftware beinhalten – so dass die Messergebnisse sofort per App auf einem mobilen Endgerät dargestellt werden können.

Das Handling von toxischen Stoffen erfordert besondere Vorsichtsmaßnahmen. Alexander Kemmling (Rembe Kersting GmbH) ging in seinem Vortrag „Industrielle Probennahme in schwierigem Umfeld“ auf die Reduzierung des Austrittsrisikos gerade bei der Probenahme ein. Er stellte spezielle Containmentprobenehmer vor, die sichern, dass das Material nicht austreten kann und außerdem eine hohe Reproduzierbarkeit bei der Probenahme gewährleisten.

Die Präsentation „Einsatz von Keramik in Zellenradschleusen“ vorgetragen von Mario Dikty (Kreisel GmbH & Co. KG) beschäftigte sich mit der Zuführung von z.B. feinem Material zu pneumatischen Fördereinrichtungen. Dabei arbeiten die Zellenradschleusen energieeffizient und zeigen eine hohe Verschleißfestigkeit bei geringem Platzbedarf.

Ein neuartiges Dichtungssystem für Förderschnecken, das die Firma SHA GmbH in Zusammenarbeit mit der Firma CinchSeal entwickelt hat, stellte Tom Henning (SHA GmbH) in „Innovatives Dichtungssystem für Förderschnecken“ vor. Es arbeitet ohne Schmierstoffe, so dass es zu keiner Kontamination des Produktes bzw. der Umgebung damit kommen kann. Die Dichtung ist seit über zwei Jahren auf dem Markt.

Michale Brocks (FLSmidth Hamburg GmbH) gab einen Überblick über die gängigsten pneumatischen Fördersysteme in seiner Präsentation „Wirtschaftliche pneumatische Förderung mit großer Transportleistung über mehrere 100 t/h und über viele 100 m“, wobei er auf die unterschiedlichen Förderphasen je nach Materialbeladung einging.

Die Herstellung von Holzpellets aus Holzspänen ist ein günstiger und effizienter Weg zur Wärmeversorgung. Allerdings erfordert das Handling von leicht brennbaren Materialien während des Herstellungsprozesses einen durchdachten Feuer- und Explosionsschutz für jeden einzelnen Abschnitt während der Produktion, wie Transport, Mahlen, Pelletieren, Abfüllen etc. Was dabei alles zu beachten ist, stellten Mathias Fischer und Henning Schrader in ihrer Präsentation „Pelletierung – tolle Technologie mit Risiken“ dar.

Der Vortrag „Sieben und Siebmaschinen“ ging auf Fragen wie z.B. „Welche Klassiereinrichtung ist für meine Anwendung die Richtige?“ oder „Wie kann ich meinen Klassiervorgang effizienter gestalten?” ein. Außerdem wird der DSIV September sein Mitgliedsunternehmen Rhewum besuchen – dort gibt es die Möglichkeit, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen und spannenden Vorträge rund um das Thema Sieben beizuwohnen.

In den Pausen sowie nach dem Vortragsprogramm blieb den Teilnehmern ausreichend Zeit für Fachgespräche und Kontaktpflege. Networking unter den Experten der Schüttgut Industrie zu fördern, ist eins der erklärten Ziele des DSIV, dem Veranstalter dieser abwechslungsreichen und hochgradig interessanten Veranstaltung. Weiterführende Informationen sowie Veranstaltungstermine unter: www.dsiv.de

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