Neue Techniken und Trends der nationalen und internationalen Rohstoffindustrie

Vom 26. bis 27. Oktober 2016 fand in Goslar die ­gemeinsame Veranstaltung des GDMB-Fachausschusses Lagerstätten/Rohstoffwirtschaft und der Fachvereinigung Auslandsbergbau (FAB) statt. Die zweitägige Vortragsveranstaltung umfasste insgesamt 14 Vorträge.

Am ersten Vortragstag lagen die Schwerpunkte vor allem auf den Themen: Globaler Mineralstoffmarkt, Versorgung mit mineralischen Rohstoffen und Vorstellung internationaler Bergbauprojekte sowie Clusterforschung zur Aufbereitung komplexer Sn-W-Erze.

Dr. Martin Wedig, Geschäftsführer FAB, Berlin begrüßte die Teilnehmer und eröffnete die Veranstaltung. Als erster Vortragender der Tagung startete Prof. Magnus Ericsson von der Luleå University of Technology, Schweden mit dem Vortag „Global metal markets is there light at the end of the tunnel?“ Dabei betonte er die Notwendigkeit der Zunahme der Explorationstätigkeit, um den zukünftigen Bedarf an Rohstoffen decken zu können.

Um die Verfügbarkeit von Rohstoffen ging es auch im folgenden Vortag von Dr. Frank Leschborn mit dem Thema „Aspekte der zukünftigen globalen Versorgung mit mineralischen Rohstoffen“. Vor dem Hintergrund des globalen Bevölkerungswachstums wird auch der Bedarf an Rohstoffen und Energie kontinuierlich steigen. Der zunehmende Wandel der Energiewirtschaft und der steigende Anteil an regenerativen Energien erfordern neuartige Rohstoffe, die gewonnen und aufbereitet werden müssen – dabei stellen sich große Herausforderungen an die jeweiligen Technologien hinsichtlich Kosten und Produktivität.

Internationale Bergbauprojekte, Exploration im Erzgebirge, Wolframminen in Spanien – das sind nur einige der vorgestellten Aktivitäten, mit der sich die Deutsche Rohstoff AG beschäftigt. Weitere interessante Projekte in USA, Kanada und Litauen stellte Dr. Thomas Gutschlag in seinem Vortrag „Deutsche Rohstoff AG – Erfahrungen im in- und ausländischen Bergbau“ vor.

Einem sehr vielschichtigen Thema widmete sich der Beitrag „Rohstoff-Versorgung mit Konfliktmineral-Erzen: Realität, Rahmenbedingungen und CSR am Beispiel Tantalerz“ von Christian Cymorek, H.C. Starck GmbH. In welchen internen und externen Rahmenbedingen bewegt man sich in diesem Bereich, welche Herkunftsnachweise gibt es, wie sieht die Sorgfaltspflicht aus – Fragen, die am Beispiel der Tantalrohstoffbeschaffung diskutiert wurden.

Sorgfaltspflicht bzw. gebührende Sorgfalt war auch das Stichwort der nächsten Präsentation „Technische und wirtschaftliche Due Diligence bei Bergbauprojekten - Erfahrungen aus der Praxis“ von Nikolaus Linder, Fichtner Water & Transportation GmbH. Due Diligence bedeutet die sorgfältige Prüfung und Analyse von Unternehmen.

Dr. Wolfgang Reimer, Geokompetenzzentrum Freiberg e.V. und Mirko Martin, G.E.O.S. Ingenieurgesellschaft mbH diskutierten in ihrem Vortrag die „Aufbereitung komplexer Sn-W-Erze am Beispiel des Projektes FAME – Wege der Clusterforschung in Bund und EU“. Die Abkürzung FAME steht hier für „Flexible And Mobile Economic processing technologies“. Das Projekt befasst sich mit Wegen zur technischen Verbesserung und Effizienzsteigerung bei der Erschließung und Aufbereitung von komplexen Armerzlagerstätten. In diesen Lagerstätten finden sich europäische Ressourcen an Zinn, Wolfram und weiteren wichtigen Beiprodukte.

Der Schwerpunkt des zweiten Vortragstages lag im untertägigen Abbau, der Aufbereitung sowie den Analysenmethoden von Mineralien und Erzen.

David Horner von der TU Bergakademie Freiberg berichtete über das Thema Real-Time-Mining – Herausforderung bei der Automatisierung im untertägigen Bergbau. Um die Thematik zu verdeutlichen, stellte Horner die Prozesse im klassischen Bergbau denen im Real-Time-Mining gegenüber. Das im Rahmen von Horizon 2020 – dem Rahmenprogramm der Europäischen Union für Forschung und Innovation – geförderte Projekt stellt sich vor allem der Problematik der Datenerfassung und -kommunikation im Bergbau.

„Einsatzmöglichkeiten bohrlochgeophysikalischer Messverfahren zur Erkundung von Erzen und Seltenen Erden“ war das Thema der Präsentation von Sebastian Schmidt, BBi – Brunnen- und Bohrlochinspektion GmbH. Es wurde untersucht, ob mit Hilfe der Gammaspektroskopie in Bohrungen sowie der Neutronenaktivierung an Probenmaterial auf die Zusammensetzung des Gesteinsmaterials geschlossen werden kann. Die Messungen haben gezeigt, dass ein prinzipieller Nachweis von Elementen durch die Bohrlochmessung erfolgreich durchgeführt werden konnte. Allerdings müssen noch weitere Daten gesammelt werden, um diese Methode weiter auszubauen.

In etwas weiter entferntere Gegenden ging es im nächsten Vortrag von Dipl.-Ing. Christoph Göbel, Outotec GmbH & Co. KG: „Eisenerzaufbereitungsprojekte im Iran – Ein Erfahrungsbericht“. Aufbereitungsverfahren müssen sich auch z.T. den klimatischen Bedingungen anpassen – so sind in Wüstengebieten vor allem trockene Aufbereitungsverfahren geeignet.

Dr. Horst Märten, Umwelt- und Ingenieurtechnik GmbH Dresden (UIT), Heathgate Resources Pty. Ltd., Australien ging in seiner Präsentation „Recovery of Technology Metals – Critical Review and Perspectives“ vor allem auf die Möglichkeiten und Vorteile der Insitu-Gewinnung von tiefer gelegenen Lagerstätten ein. Vorteile von z.B. Extraktionsbrunnen sind geringe Entwicklungszeit und -mittel der Abbaugebiete – d.h. Gewinnung von Metallen von der Oberfläche aus ohne Gründung einer unterirdischen Infrastruktur – und die relative Umweltfreundlichkeit dieses Verfahrens.

„Eine neue Zerkleinerungs-und Freilegungsqualität von Erzen und Hüttenschlacken mittels energie-effizienter VeRo Liberator®-Technik“ wurde von Prof. Dr. Gregor Borg, PMS GmbH vorgestellt. Er stellte heraus, dass mit dieser neuen Technologie sehr hohe Zerkleinerungsraten und eine Freilegung der Minerale bei relativ geringem Energiebedarf erfolgt.

Die beiden folgenden Beiträge beschäftigten sich mit internationalen Problemstellungen in der Gewinnungsindustrie: „Graphenproduktion durch direkte Elektrolyse von graphithaltigen Schwarzschieferelektroden aus Nordschweden“ gehalten von Dr. Georg Hochwimmer, TALGA Resources, Australien, und „Laserablation-ICPMS micro-analysis of metal elements in ore minerals as support for the international exploration and mining industry“, vorgestellt von Prof. Dr. Reiner Klemd, GeoZentrum Nordbayern, Universität Erlangen-Nürnberg.

Den Abschluss der zweitägigen Vortragsveranstaltung bildete der Vortrag von Dr. Lutz Krakow, Dr. Krakow Rohstoffe GmbH mit dem Titel „Rohstoffeffizienz in der Ziegelindustrie – Hintergrund und Praxisbeispiele“. Gerade auch die Ziegelindustrie ist vom hohen Innovations- und Kostendruck betroffen. Ein Ausweg kann der Einsatz von tonigen Reststoffen sein.

In den Pausen sowie bei der Abendveranstaltung am ersten Veranstaltungstag, die mit einer Bierverköstigung im Brauhaus Goslar eingeleitet wurde, fanden die Teilnehmer Zeit und Gelegenheit, das Gehörte zu diskutieren und weitere Kontakte und Netzwerke zu knüpfen. Die hervorragend organisierte Veranstaltung bot den Teilnehmern eine wirklich weite Palette an Themen zur Rohstoffindustrie.

www.gdmb.de

fab-consulting.de

x

Thematisch passende Artikel:

Ausgabe 10/2016

EU Projekt „FAME“ zielt auf neue Aufbereitungstechnologien

Einheimische Rohstoffschätze heben

In den vergangenen Jahrhunderten war der europäische Bergbau steter Innovationsquell entlang der gesamten Wertschöpfungskette der Rohstoffwirtschaft. Wichtige Erfindungen kamen aus dem...

mehr
Ausgabe 01-02/2011

Nachhaltiger Umgang mit Ressourcen 2. Symposium Rohstoffeffizienz und Rohstoff­innovationen, Nürnberg/Deutschland (10.–11.02.2011)

Nach einer sehr erfolgreichen Auftaktveranstaltung im vergangenen Jahr (Bild), findet vom 10.-11.02.2011 zum zweiten Mal das Symposium Rohstoffeffizienz und Rohstoffinnovationen statt. Vertreter aus...

mehr
Ausgabe 11/2018 Weniger ist manchmal mehr

Verleihung des Deutschen Rohstoffeffizienz-Preises 2017

U?nter dem Motto „Rohstoffe effizient nutzen – erfolgreich am Markt“ hatte das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) am 25. Januar 2018 zur Verleihung des Deutschen...

mehr
Ausgabe 01-02/2018

OptimOre Symposium in Freiberg/Sachsen

A?m?Vortag der großen Konferenz „Aufbereitung und Re­cycling“ der Gesellschaft für?Verfahrenstechnik UVR-FIA e.V. Freiberg, veranstaltete das Helmholtz-Institut Freiberg für...

mehr
Ausgabe 09/2009 Technical Solutions

Grobes Korn

Herstellung von Steinsalzprodukten aus alpinen Lagerstätten mittels physikalischer Aufbereitungsverfahren

Die Gewinnung von Natriumchlorid (NaCl) aus alpinen Lagerstätten geschieht in Österreich seit etwa 7 000 Jahren [1]. Dabei erfolgte die untertägige Gewinnung zunächst von Hand, indem die Bergleute...

mehr