13. Sächsischer Rohstofftag

Sächsische Regional­planung und Strukturwandel in den ­Braunkohleregionen

D‌er 13. Sächsische Rohstofftag fand am 18. Juni 2019 – wieder bei vollem Haus – in vertrauter Kulisse des Taschenbergpalais Hotel Kempinski in Dresden statt. Er fokussierte auf die Zukunftsthemen und die regionale Politik der Rohstoffwirtschaft sowie auf den Forschungs- und Handlungsbedarf im Kontext der Energie- und Kreislaufwirtschaft in Deutschland und der EU. Letztere zeigt erfreulicherweise den starken Beitrag sächsischer Einrichtungen, von denen Andre Greif vom Projektträger Jülich zu berichten wusste. In seinem Grußwort verlautbarte Staatssekretär Brangs, dass die sächsischen Positionen zur Rohstoffsicherung zunehmend Eingang in die des Bundes finden. Die Aufgabe sieht er in der Entwicklung eines Leitbildes zur Nachhaltigkeit für Sachsen, die sich der GKZ gern stellen wird, so wie der Verein sich aktiv an der Fortentwicklung der Sächsischen Innovationsstrategie und Rohstoffstrategie beteiligt hat. Dass Sachsen erstklassige Innovationen in Zukunftstechnologien vorhält, machte der Vortrag von Dr. Eichler, Cheftechnologe der Freiberger Compound Materials, deutlich. Die Anstrengungen zur Ressourceneffizienz sind hier nicht nur ein ökonomischer Zwang, sondern sollen auch dazu dienen, sich von der Marktmacht Chinas zu lösen. Zum Beispiel konnte in dem vom GKZ mit bearbeiteten BMBF Projekt EcoGAIN die Recyclingquote von Gallium deutlich erhöht werden.

Wo steigen wir in die Wertschöpfungskette ein? Das fragte Dr. Steinbach von der BGR in seinem Ausblick auf den Rohstoffbedarf für zukünftige Mobilitäts- und Speichersysteme und sieht hier Sachsen im Up- und Downstream gut aufgestellt.

Die Perspektive der Gasversorgung in Deutschland wurde von Bernhard Kaltefleiter von Sachsens größtem Unternehmen, der Verbundnetz Gas dargelegt, während Dr. Peer Hoth vom BMWi den Stand zur neuen Rohstoffstrategie des Bundes aufzeigte. Erkannt wurde die hohe Marktkonzentration im Rohstoffgeschäft auf wenige Anbieter und damit neben der politischen auch eine wettbewerbsgefährdende Herausforderung. Kritikalität sei subjektiv, aber zur Akzentuierung des Themas in Brüssel offenbar notwendig. Neue Herausforderungen werden z. B. auch in der Verringerung des REA-Gipsaufkommens liegen, wenn die Kraftwerke vom Netz gehen. Das macht eine rechtzeitige Sicherung aus natürlichen Vorkommen unumgänglich. Diesen nationalen und internationalen Herausforderungen steht ein aus seiner Sicht zu verhaltenes Engagement der deutschen Industrie gegenüber, was dem Bund zunehmend Sorge bereitet. Die zukünftige Rohstoffstrategie wird sich mit den drei Säulen Import, einheimische Gewinnung und Recycling –vereint unter dem Titel Kreislaufwirtschaft – ausrichten. Die Zusammenarbeit auf europäischer Ebene soll ausgebaut werden. Der Bund ist sich zunehmend auch der Engpässe der Rohstoffsicherung bei heimischen Bauprojekten bewusst. Ein Fakt, den Bert Vulpius vom UVMB vor allem der Entwicklung der neuen Regionalpläne zuschreibt, die eher als ein Rückschritt gesehen werden müssen. Die Regionalpläne stünden nicht mehr im Einklang mit dem Landesentwicklungsplan von 2015. Bedauerlicherweise entfaltet die sächsische Rohstoffstrategie auch keinerlei Wirkung im Rahmen der Regionalplanung. Kommunalpolitische Interessen würden zunehmend bestimmender.

Ganz andere Herausforderungen stellen sich im Strukturwandel der Braunkohleregionen. Hier führte Dr. Rohde von der Sächsischen Staatskanzlei ein. Dabei ging es nicht nur um strukturelle Aufgaben – auch die, wie die Braunkohle zukünftig stofflich genutzt werden kann, stellen sich. So zum Beispiel in Verbindung mit Plastikmüll zur Herstellung von Synthesegas. Dass die sächsische Industrie- und akademische Forschung hier innovativ denkt und forscht, zeigte auch der Beitrag vom GKZ-Mitglied UVR-FIA zur Pilotierung des Aufbereitungsverfahrens für die Zinnerze aus der Lagerstätte Pöhla im Rahmen des HORIZON 2020 Projektes FAME in Gemeinschaft mit dem BMBF Projekt AFK. Diese deutsch-europäische Kooperation, in großem Maße von sächsischen Partnern und Mitgliedern des GKZ sowie der Geschäftsstelle des GKZ getragen, stand wegweisend für Synergieeffekte, wie sie der Geomontanstandort Freiberg in Zusammenwirkung seiner Mitglieder und europäischen Partner erzielen kann.

Der kommende Sächsische Rohstofftag findet in Dresden am 14. Mai 2020 statt.

Autor: Dr. Wolfgang Reimer, Geschäftsführer – Managing Director, GKZ Freiberg eV/Deutschland

x

Thematisch passende Artikel:

Ausgabe 03/2018

Das „Berggeschrey“ in Sachsen wird lauter

Unter der Maxime „Ohne Rohstoffwirtschaft keine nachhaltige Entwicklung“ veranstaltete das Geokompetenzzentrum Freiberg e.V. (GKZ), Freiberg in Verbindung mit der IHK Sachsen, Chemnitz und dem...

mehr
Ausgabe 05/2018

MIREU – das Netzwerk der Bergbau- und Metallurgie-Regionen in Europa

Unter dem Thema „Sachsen eine Standortanalyse“ hat das Geokompetenzzentrum Freiberg e. V. (GKZ) zu einem regionalen Kick-off des Netzwerkes MIREU am 1. März 2018 nach Dresden eingeladen. Beteiligt...

mehr
Ausgabe 01-02/2022 „Nie gab es so viel zu tun“

Arbeitsgemeinschaft Bergbau & Aufbereitung gegründet

Am 4.11.2021 trafen sich ca. 30 Teilnehmer zur Eröffnungssitzung der neuen Arbeitsgruppe Bergbau & Aufbereitung des GKZ (Geokompetenzzentrum) Freiberg. „Die Verknüpfung beider Themen entspricht der...

mehr

Enormes Interesse am 1. Sächsischen Steine- und Erden-Tag

„Wir waren von der außergewöhnlich hohen Resonanz überrascht und mussten die Anmeldungen bei 190 Teilnehmern stoppen“, freute sich Bert Vulpius, Geschäftsführer des Unternehmerverbandes...

mehr
Ausgabe 12/2018 Aufbereitung einheimischer Rohstoffe

Regionale Abschlusskonferenz Sachsen des EU-Projektes FAME

A?m 17.?Dezember?2018 findet in Dresden die regionale Abschlusskonferenz unter dem Titel „Inwertsetzung einheimischer Rohstoffe durch europäische?Verbundforschung“ statt. Beginn der?Veranstaltung...

mehr