Sicherer und nachhaltiger Bergbau mit ISO-Standards

Bergbau ist eine zeitlich begrenzte Tätigkeit, denn die Nutzungsdauer der Bergwerke liegt irgendwo zwischen ein paar Jahren und ein paar Jahrzehnten. Doch das, was passiert, nachdem ein Bergwerk geschlossen wird, und die Auswirkungen, die dies auf die örtlichen Gemeinden und die Umgebung hat, beeinflusst in immer stärkerem Maße die Wettbewerbsfähigkeit des Bergbauunternehmens. Kürzlich wurde ein neuer ISO-Unterausschuss zur Entwicklung internationaler Standards für das Bergbau-Sanierungsmanagement (ISO/TC 82/SC7) gebildet, der dazu beitragen kann, die durch die Bergbautätigkeiten entstehenden potentiellen langfristigen Schäden zu minimieren und so die Lebensqualität der Anwohner einer Bergbauregion zu steigern sowie das Verhältnis zwischen der Bergbauindustrie und den Anwohnern zu verbessern.

Prof. Sun Joon Kim, Vorsitzender des Unterausschusses ISO/TC 82/SC7 Bergbau-Sanierungsmanagement, sagte: „Der Antagonismus zwischen den Entwicklern, die die Priorität auf den Gewinn richten, und den Anwohnern vor Ort, die sich um die Zerstörung der Umwelt und die Schäden in den Gemeinden sorgen, kann sich bisweilen zu einem Konflikt auswachsen, der jenseits einer vernünftigen Vermittlung liegt. Internationale Standards für das Bergbau-Sanierungsmanagement können hier von Vorteil sein, denn sie helfen, exzessive Forderungen oder Gewinne einer Seite zu vermeiden und so zu einer Win-Win-Situation zu führen.“

Viele Länder unterhalten zwar gute lokale Standards, ein globaler Ansatz fehlt aber bisher. Das Management einer Sanierungstätigkeit ist sehr komplex; es beginnt weit vor dem eigentlichen Abbaubetrieb und ist erst lange Jahre nach der letzten Erz- oder Kohleförderung beendet. Neue Bergbauprojekte werden im Allgemeinen streng bewertet und ein Sanierungsplan ist zwingend erforderlich, doch einen allgemeinen globalen Standard zur Frage, wie dies zu managen ist, gibt es  noch nicht. Wie Reinhard Reinartz, Vorsitzender von ISO/TC 82, Bergbau, erklärte ist „Bergbausanierung ein sehr weites Feld; im Allgemeinen umfasst es die laufende und nachträgliche ­Reintegration des vom Bergbau betroffenen Gebiets in die Umwelt, und zwar während und nach Ende der Bergbautätigkeiten. Viele Themen, wie Hydrologie, Verschmutzungsgrade von Wasser, Abräume, Boden- und Hangstabilität, Rückbau von Gebäuden usw. müssen langfristig betrachtet werden.“

Künftige Standards für einen anderen
und überzeugenderen Bergbau

Die Entwicklung von Standards im Bergbausektor ist eine große Herausforderung und wird eine der künftigen Aufgaben des technischen ISO-Ausschusses sein. Diesbezüglich hob Prof. Sun Joon Kim hervor, dass „es nicht das Ziel der Standardisierung des Bergbau-Sanierungsmanagements ist, spezielle Technologien oder Kriterien zu definieren, sondern eine allgemeine Richtlinie, die universell anwendbar ist. Im Rahmen dieser allgemeinen Richtlinie kann dann in detailliertere Bereiche herunter gebrochen werden und es können Standards entwickelt werden, die jeder Situation gerecht werden; besondere Situationen müssen ggf. separat standardisiert werden.“ Reinhard Reinartz erläutert: „Der erste und wichtigste Schritt ist, dass ISO/TC 82 diese unterschiedlichen Anforderungen im Detail erkennt und versteht; dann werden wir in der Lage sein, eine gemeinsame Grundlage für andere Themen und Bereiche zu ermitteln und sicherzustellen, dass wir keine Probleme isolieren. Aus diesem Grund halten wir intensiven Kontakt zu ähnlichen technischen ISO-Ausschüssen, insbesondere im Bereich der Maschinenausstattung. Es wurden gemeinsame ­Arbeitsgruppen gebildet, um Erkenntnisse auszutauschen, und um die nächsten Schritte sowie möglichst einen gemeinsamen interdisziplinären Standard zu vereinbaren. “

Die Bergbauindustrie ist derzeit unverzichtbar, wenn es darum geht, die heutigen Energieanforderungen zu erfüllen, und sie kann eine grundsätzliche Rolle in vielen Volkswirtschaften spielen. Sie muss jedoch die Umweltanforderungen erfüllen, und der willkürliche Abbau der knappen Ressourcen kann nicht auf Kosten künftiger Generationen in Betracht gezogen werden.

Best Practices bei Schließung eines Bergwerks

Auch bei einem sorgfältigen Bergbau-Sanierungsmanagement während des Minenbetriebs ist es ein allgemeines Merkmal der Bergbausanierung, dass potentielle Schäden lange nach Schließung des Bergwerks zu beobachten sind. Und für gewöhnlich erfährt eine durch die Bergbauindustrie geförderte regionale Wirtschaft nach Schließung dieser Bergwerke einen sehr raschen Verfall und die Region hat mit Kavitationen zu kämpfen. Experten zufolge:

muss das Bergbau-Sanierungsmanagement von Regierung und Entwicklern gemeinsam unterstützt werden und die Meinungen der Anwohner aktiv in den Prozess eingebunden werden,

müssen Regierung und Bergwerkbetreiber Maßnahmen zur Kontrolle und Überwachung der Umwelt, der Nutzung geschlossener Bergwerke, der Aktivierung der regionalen Wirtschaft sowie das Budget für das Projekt zum Zeitpunkt des Endes der Entwicklung vorbereiten,

müssen Regierung und Bergwerksbetreiber für Anwohner, die möglicherweise von der Minenschließung betroffen sind, einen offiziellen Kommunikationskanal einrichten, um den Austausch zwischen allen Stakeholdern zu ermöglichen. Öffentliche Anhörungen sind beispielsweise ein bewährtes Mittel zur Sicherstellung offener Kommunikation.

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