Nichts von der Stange

Die Anfänge der AViTEQ Vibrationstechnik GmbH reichen weit zurück, seit über 70 Jahren hat sich ein großes Er­fahrungspotential auf dem Gebiet der Schwingtechnik und angrenzender verfahrenstechnischer Prozesse gebildet. Kerngeschäft seit 1939 sind nach wie vor Antriebskomponenten und schwingtechnische Gesamtanlagen. Die Gesellschaft firmierte 1996  von der AEG Vibrationstechnik GmbH, Frankfurt/Main in die AViTEQ Vibrationstechnik GmbH um.

 

Vor zwei Jahren  wurde dann mit der Weiteq GmbH ein Joint Venture gegründet, um auch den für das Schüttguthandling wichtigen Markt der Wiegetechnik abdecken zu können.

 

Um mehr über diese aktuelle Entwicklung und die Aktivitäten der AViTEQ Vibrationstechnik GmbH zu erfahren, traf sich die Redaktion der AT INTERNATIONAL mit den beiden geschäftsführenden Gesellschaftern Wolfgang Finger und Achim Eicke.

 

AT INTERNATIONAL: Herr Finger, Herr Eicke – wir möchten unseren Lesern die Firma AViTEQ vorstellen – welche bedeutenden Meilensteine gab es in der Geschichte bzw. gibt es gegenwärtig bei der Firma AViTEQ?

 

Finger: Unser Beginn war 1939 als AEG wir haben die erste Magnetvibratorserie in den europäischen Markt eingeführt. Das hat sich dann soweit entwickelt, dass wir heute der Technologieführer bei dieser Antriebsart sind. Ein weiterer wesentlicher Meilenstein ist der gelungene Aufbau unserer weltweiten Präsenz, historisch bedingt schon durch die frühere Zugehörigkeit zur AEG, dann weiterentwickelt als AViTEQ. Mit  eigenen Gesellschaften in Frankreich und den Niederlanden, Lizenznehmer in USA, Spanien und England und vielen Vertretungen haben wir den internationalen Auftritt auf unsere Fahne geschrieben.

 

Eicke: Im Rahmen der Zerschlagung der AEG Aktiengesellschaft 1996 ist der Bereich der Schwingfördertechnik als GmbH verselbständigt worden und wurde zu einer von mehreren mittelständischen Tochterunternehmen unter dem Dach der elexis AG.

Finger: Durch ein Management-Buy-out ist die AViTEQ seit 2006 nunmehr als eigenständige GmbH auf dem Markt tätig – ohne Muttergesellschaft.

 

AT INTERNATIONAL: Was hat die Firma auf technologischem Gebiet noch geprägt?

Finger: Im Laufe der Zeit sind noch andere Antriebssysteme dazugekommen, so wurden ab 1975 die Unwuchtantriebe gebaut. Und schon seit Anbeginn sind die Komplettanlagen unser zweites Standbein.  Heute werden 75 % unserer Geräte speziell an die Kundenbedürfnisse angepasst, d.h. wir produzieren wenig „von der Stange“. Wir müssen die Geräte den Einsatztemperaturen, Verfahrensabläufen, Schüttgütern und geforderten Leistungen anpassen, so dass unsere eigentliche Innovation in der Adaption der Anlagen liegt.

Die Belastungen unserer Schwinggeräte mit bis zu 10facher Erdbeschleunigung und dies 3000 Mal in der Minute stellt eine Biegewechselbeanspruchung dar, die die Maschine in ihrer Konstruktion eben aushalten muss dass sieht man den Geräten nicht an.

 

AT INTERNATIONAL: D.h. Sie konzentrieren sich bei den Komplettgeräten auf speziell für Kunden abgestimmte Lösungen?

Finger: Ja, die Kunden wollen keine Standardgeräte kaufen, sondern sie schildern uns ihre Anforderungen und wir beraten sie, welche Gerätelösungen sich für diese Aufgabenstellungen am besten eignen. In der Regel müssen dabei unsere Geräte in bestehende oder neue Gesamtanlagen eingepasst werden.

AT INTERNATIONAL: Besitzt AViTEQ ein Technikum zum Testen von Kundenmaterialien?

Finger: Wir beschäftigen uns seit 1939 mit Schüttgütern, dafür haben wir natürlich unser anwendungstechnisches Labor über Jahrzehnte gepflegt und entsprechende Messreihen und Auswertungen vorgenommen, so dass wir heute in der Lage sind, bei vielen Materialien auf die früheren Messungen und Erfahrungswerte zurückgreifen zu können. Aber es gibt natürlich auch heute noch viele neuentwickelte Schüttgüter, die wir bei Bedarf vorab in unserem Versuchslabor testen, vor allem bei Siebmaschinen und verfahrenstechnischen Anlagen.

 

AT INTERNATIONAL: Bietet AViTEQ noch weitere Antriebsarten an?

Finger: In unserem Produktportfolio befinden sich selbstverständlich auch Resonanzantriebe, Unwuchtwellenantriebe und Dosierantriebe.

 

AT INTERNATIONAL: In welchen Industriezweigen sind Sie hauptsächlich aktiv?

Eicke: Die Grundstoffindustrie ist einer unserer Schwerpunkte, gut aufgestellt sind wir auch im Recyclingbereich,  in der Stahlerzeugung, in der Kunst­stoffindustrie, der Chemie- und in der Nahrungsmittelindustrie. Grundsätzlich aber trifft man uns in allen Industriezweigen an, in denen regelmäßig Schüttgüter verarbeitet werden.

  

AT INTERNATIONAL: Welchen Stellenwert hat der Bereich F&E bzw. die Produktneuentwicklung?

 

Finger: Durch die verschiedenen Aufgabenstellungen sind wir ständig gezwungen, innovative Maschinenlösungen zu finden. Das ist eigentlich der Schwerpunkt unserer Entwicklung. Daneben pflegen wir natürlich eine permanente Weiterentwicklung unserer Antriebssysteme. Wir sind eines der ganz wenigen Unternehmen, die den Maschinenbau und Elektronik zusammenführt. Durch eine elektronische Überwachung des Zweimassenschwingsystems bei den Magnetantrieben sind wir in der Lage, den Luftspalt zwischen Magnet und Anker zu regeln. Damit können wir mit dem gleichen Antrieb bei gleicher Leistung größere Gewichte anregen – was dann zu einer höheren Energieeffizienz führt. Und die Überwachung führt auch zu einer höheren Sicherheit und Standzeit der Antriebe.

 

Eicke: Wir haben einen Magnetkern entwickelt, der mit einem kornorientierten Material arbeitet, so dass wir bis zu 30 % Energie gegenüber Wettbewerbsprodukten einsparen können.

In unserem zweiten Standort in Deutschland, in Ober­boihingen, wo unsere Antriebe gefertigt werden, haben wir eine Entwicklungsabteilung  aufgebaut, die sich im Schwerpunkt mit der Weiterentwicklung der Magnetantriebe und Dosierantriebe beschäftigt.

  

AT INTERNATIONAL: Welche Bedeutung hat für AViTEQ der After-Sales-Service?

Finger: Unsere Magnet- und Dosierantriebe haben ja keine Verschleißteile, so dass sie eine sehr hohe Lebensdauer haben und extrem zuverlässig arbeiten. Betrachtet man beispielsweise die Lebensdauer eines Magnetantriebes im Vergleich zu einem Automotor, dann hält unser Antrieb um ein Vielfaches länger.

Sollten trotzdem einmal Antriebe ausfallen oder es bei unseren Geräten zu einem Schadensfall kommen, haben wir mehrere Mitarbeiter in unserem Serviceteam, die weltweit unsere Kunden betreuen  und sich im Notfall kurzfristig in ein Flugzeug setzen, um dem Anwender schnellstmöglich zu helfen und Produktionsstillstände zu minimieren. Um immer ansprechbar zu sein, haben wir eine 24-Stunden-Service-Hotline eingerichtet,

 

AT INTERNATIONAL: Wo liegen die geografischen Vertriebsschwerpunkte?

Eicke: AViTEQ ist weltweit vertreten. Mit  zwei eigenen Tochtergesellschaften in Frankreich und in den Niederlanden, mit einem Joint Venture in Indien, mit Lizenznehmern in Spanien, England, den USA und zusätzlich mit zahlreichen internationalen Vertretungen. In China sind wir derzeit in der Gründungsphase zu einem weiteren Joint Venture. Somit sind wir  eigentlich auf der ganzen Welt zu Hause.

Unsere direkte Exportquote beläuft sich auf 50 bis 60 %, zusätzlich liefern wir aber auch noch viel indirekt über unsere deutschen Abnehmer ins Ausland. Ein starker Vertrieb, gerade bei diesen angepassten Lösungen, ist für uns von zentraler Bedeutung. Starke internationale Präsenz gibt dem Kunden dann auch die Sicherheit, dass im Servicefall schnell jemand vor Ort ist und helfen kann.

  

AT INTERNATIONAL: 2009 wurde als Joint Venture die Weiteq gegründet – was waren die Hintergründe für diesen Schritt?

Finger: Die AEG hatte in den 1970er und 1980er Jahren schon die wiegetechnische Ausrüstung im Lieferprogramm. Die AEG hat sich dann in ihrer Strategie aber auf die Schwingtechnik konzentriert. Im Laufe der Zeit haben wir aber festgestellt, dass die Anlagenbauer  zunehmend wieder größere Pakete vergeben. Deswegen haben wir beschlossen, die Wiegetechnik wieder zu reaktivieren und auf den neuesten Stand der Technik zu bringen. Wir haben dann  einen Partner gefunden, der schon seit 15 Jahren intensiv in dieser Branche arbeitet und entsprechendes Anwendungs-Know-how gesammelt hat. So entstand die Idee zu einem Joint Venture. Unsere gemeinsamen unternehmerischen Ziele heißen: nichts von der Stange, auf Kundenwünsche eingehen. Der Partner übernimmt das „Application Engineering“, also er plant das Gerät in vorhandene oder Neuanlagen ein, wir sind für das Design, die Konstruktion,  die Fertigung, die Montage und den Probelauf verantwortlich. Für die Akquisition nutzen wir die sich ergänzenden Vertriebsorganisationen beider Partner.

 

AT INTERNATIONAL: Wie sieht die Zusammenarbeit zwischen AViTEQ und Weiteq aus?

Eicke: Sehr häufig werden Schwingtechnik und Wiegetechnik in Kombination benötigt und eingesetzt, so dass sich beide Produktpaletten sinnvoll ergänzen.

  

AT INTERNATIONAL: Welche Produkte bietet Weiteq an, auf welche Branchen hat sich Weiteq spezialisiert?

Finger: Weiteq bietet alle klassischen Systeme wie Dosier- und Förderbandwaagen, Loss-in-Weight Systeme, Big-Bag-Systeme und Bunkerwaagen. Wir unterscheiden dabei leichte, mittlere und schwere Baureihen, je nachdem für welchen Industriezweig die Geräte gedacht sind. Wir bauen nur Top-Komponenten ein, so dass zuverlässige, robuste Systeme angeboten werden können.

 

Abnehmer sind grundsätzlich die gleichen Industriezweige, die wir auch mit der Schwingtechnik bedienen.

AT INTERNATIONAL: Wie hat sich die Weiteq in den letzten zwei Jahren entwickelt?

Eicke: In den vergangenen zwei Jahren haben wir die Konstruktionen für unsere wiegetechnischen Geräte – Dosierband- und Förderbandwaagen sowie Loss-in-Weight-Geräte auf den technisch modernsten Stand gebracht. Dieses Jahr haben wir begonnen, aktiv am Markt zu akquirieren. Inzwischen können wir erste Erfolge mit Referenzcharakter verbuchen, von einem großen deutschen Stahlausrüster haben wir beispielsweise einen Auftrag für ein Stahlwerk in Venezuela erhalten.

 

Die zunehmenden internationalen Anfragen und die vom Start weg erzielten Erfolge beweisen uns, dass wir mit unserer Strategie und unseren Maßnahmen die Anforderungen der Märkte erfüllen können.

  

AT INTERNATIONAL: Wir bedanken uns für das interessante Gespräch.
Antriebskomponenten und schwingfördertechnische Gesamtanlagen auf der Basis der Schwingfördertechnik sind seit 1939 der Kern des Leistungsspektrums der in 1996 von der AEG Vibrationstechnik GmbH, Frankfurt/Main umfirmierten AViTEQ Vibrationstechnik GmbH.
 
Ergänzend hierzu bietet AViTEQ einen weltweiten Fullservice für die im Einsatz befindlichen AViTEQ und AEG Systeme. Mit Unwuchtmotoren, Magnetvibratoren, dazugehörigen Steuerungen und weiteren Antriebssystemen verfügen wir über hochwertige Basiskomponenten der Schwingfördertechnologie.
 
Ob Schüttgüter ausgetragen oder beschickt, horizontal oder vertikal gefördert, gesiebt oder klassiert, getrennt, entwässert, geordnet, gekühlt, erwärmt oder getrocknet, verdichtet oder gerüttelt und gelöst werden müssen, die Angebotspalette der AViTEQ Vibrationstechnik GmbH ist umfassend. Schwingfördergeräte der AViTEQ Vibrationstechnik GmbH, werden weltweit in nahezu allen Branchen eingesetzt.Die Kompetenz als Problemlöser basiert auf Erfahrungen aus über 300 000 weltweit realisierten Anlagen und Anwendungen.
 
Für frei gestaltbare Transportwege sowie höchste Sicherheits- und ­Hygiene­standards bietet AViTEQ Schwingförderanlagen maximalen Gestaltungsspielraum. Die AViTEQ Vibrationstechnik GmbH ist zerti­fiziert gemäß DIN EN ISO 9001: 2008.
Produkte und schlüsselfertige Systeme in den Bereichen Wiegen und Dosieren von Schüttgütern für branchenspezifischen Anforderungen sind Kern des Leistungsspektrums der im Jahr 2009 als Joint Venture der AViTEQ Vibrationstechnik GmbH und der An Lukash GmbH gegründeten Weiteq GmbH. Beide Partner verfügen über langjährige Erfahrungen in der Schüttguttechnologie, in der Weiteq sowohl mit modernen Produkten als auch mit gesamthaften Anlagenlösungen im internationalen Markt erfolgreich tätig ist. Der Fokus liegt auf Anlagen und Anwendungen in der Schüttgutindustrie.
Auf dem Gebiet der Wiegetechnik für die Schüttguttechnologie wurden durch die Gründung der Weiteq GmbH Kräfte und Kompetenzen gebündelt. Mit zahlreichen neu entwickelten Dosierbandwaagen, Förderbandwaagen, Differentialdosierwaagen (Loss-in-Weight) und Big-Bag-Systemen verfügen die Firma über die notwendigen Basisprodukte in diesem Markt und für unterschiedlichste Branchen, ergänzt wird das Angebot durch einen weltweiten Service für die im Einsatz befindlichen Systeme.
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