Effizienter und sicherer Einsatz unter Tage

Tief unter der Tagesoberfläche werden von der K + S KALI GmbH Kali-Rohsalze abgebaut, um daraus eine umfangreiche Palette von Düngemitteln und maßgeschneiderten Produkten für industrielle Anwendungen bis hin zu Pharma­salzen zu fertigen. Arbeits- und Betriebssicherheit im Bergwerk wird groß geschrieben. Zum Beispiel werden zur Kontrolle von gebirgsmechanischen Veränderungen und der Firstsicherheit an ausgewählten Orten so genannte Tastlöcher gebohrt. Mit deren Hilfe können Veränderungen rechtzeitig erkannt und entsprechende Maßnahmen umgesetzt werden. Eine aufwändige Aufgabe, denn in der Grube müssen heute 80 km Stollenlänge betrieben werden und gesichert sein. ­Alleine dort, wo aktuell Rohsalz abgebaut wird, sind 5000 Tastlöcher in der Frequenz von vier Wochen zu kontrollieren. Neben Tastlöchern werden auch so genannte Anker kontrolliert. Anker sind eine Art Schraube-Dübel-Kombination, die über ein Bohrloch in die Stollenfirste eingesetzt werden, um den Stollen vor möglichen Ablösungen der Deckgebirgsschichten zu sichern.

 

Um diese Arbeit sicher, schnell und ökonomisch erledigen zu können, suchten die Verantwortlichen von K+S nach geeigneter Maschinentechnik. Nachdem sie auf einer Messe das Boomlader®-Konzept kennenlernten, war klar, dass man mit diesem einzigartigen Arbeitsbühnenkonzept gleich mehrere Anforderungen auf einmal lösen kann. Der Boomlader® besteht aus einem herkömmlichen, starren Bobcat-Teleskoplader mit angebautem Arbeitskorb, der bei angehobenem Ausleger aus dem Arbeitskorb verfahren werden kann (Bild 1). Meis Baumaschinen, Bobcat-Vertragshändler aus Reken im Münsterland, hat diese Besonderheit in Eigen­regie entwickelt und zur Marktreife gebracht. Auch deshalb, weil bisher kein anderer Anbieter mit einem solchen System auf dem Markt ist.

 

Die von Meis umgebauten Maschinen verfügen über die notwendige TÜV-Zertifizierung und CE-Norm. Das Besondere besteht darin, dass der Bediener des Teleskopladers, bei einer Anwendung mit Arbeitskorb, nicht mehr in die Grundstellung des Gerätes zurückfahren muss, um aus der Kabine des Teleskopladers die nächste Arbeitsposition anzufahren. Bei einteleskopiertem Auslegersystem – mit einer maximalen Arbeitshöhe von 8 m – können mit dem Boomlader® alle Fahrfunktionen des Teleskopladers inkl. der Abstützvorgänge direkt aus dem Arbeitskorb gesteuert werden. Für alle Anwender – auch für die Tastloch- und Anker-Kontrolleure im Kalibergwerk Unterbreizbach (Bild 2) – bedeutet diese Ausstattung einen erheblichen Zeit-, Effizienz- und Handlingsvorteil.

 

Wichtig ist aber auch, dass die Multifunktionalität des Teleskopladers erhalten bleibt. Über die Schnellverschlüsse des Bobcat-Systems ist der Arbeitskorb in Minuten demontiert und eine Gabel bzw. Schaufel angebracht, die im Lieferumfang eines Boomladers® von Meis inklusive sind. Der Arbeitskorb ist im Transportzustand 2,53 m breit und kann auf 4,2 m ausgezogen werden. In beiden Breiten ist der Arbeitskorb um 180 Grad drehbar und auf eine Korbtragfähigkeit von 320 kg (für bis zu 3 Personen plus Werkzeug) ausgelegt. Die Hetronic-Steuerung gewährleistet ein wunderbar sicheres Bediengefühl, denn sowohl die Fahr-, Lenk- wie auch die Arbeitsbühnenbewegungen des Boomladers® können feinfühlig, proportional und einfach angesteuert werden (Bild 3).

 

Ausgeliefert und in Betrieb genommen wurde der Boomlader® im Bergwerk Unterbreizbach Anfang dieses Jahres. Zuvor hatte Meis jedoch einige Hürden nehmen müssen. Auf Grund der Dimensionen des Teleskopladers konnte er nicht im komplett montierten Zustand über den Versorgungsschacht in den Stollen verbracht werden. Somit wurde die Einheit in mehreren Baugruppen geliefert. Diese wurden einzeln im Schacht abgelassen und unter Tage montiert (Bild 4). Nach Fertigstellung wurde der Boomlader® getestet und in Betrieb genommen.

 

Nach wenigen Wochen der Nutzung zeigen sich bereits eindeutig die Vorteile für den Anwender. Sie bestehen in der sicheren Schnelligkeit des Boomladers®, der für enorme Arbeitseffizienz sorgt und somit äußerst wirtschaftlich für Arbeitssicherheit sorgt. Die Tastlochkontrolleure können, bei angehobenem Ausleger, den Teleskoplader von Tastloch zu Tastloch bzw. von Anker zu Anker manövrieren, ohne abstützen zu müssen, denn die Stollen sind meist nicht höher als 4–5 m. Längere Fahrstrecken können mit dem Teleskoplader in Grundstellung aus der Kabine bei relativ zügigem Tempo absolviert werden. Mittlerweile wird der Boomlader® allerdings auch für viele andere Aufgaben im Bergwerk genutzt. Die Wartung und Reparatur von Krananlagen in der Untertage-Werkstatt, das Wechseln von Leuchtstofflampen oder das Aufhängen von First-Netzen im Aufenthaltsbereich der Mitarbeiter werden mit Bravour erledigt (Bild 5).

Neben der Abteilung Firstsicherung hat jetzt auch die Abteilung Elektrotechnik Interesse am Boomlader® bekundet. Sie will mit dem Boomlader® zukünftig schnell, sicher und effizient Versorgungsleitungen in den Strecken des Bergwerks verlegen, die meistenteils in montierten Kabelkanälen am oberen Stoßrand montiert sind. Bisher setzte K + S für diese Arbeiten ebenfalls einen speziellen Teleskoplader mit Arbeitsbühne ein. Der Nachteil dieser Einheit liegt darin, dass man – bevor man den Korb anheben kann – abstützen muss. Das verhinderte somit auch ein Verfahren der Einheit bei angehobenem Teleskop-Ausleger, wodurch die Kontrollarbeiten sehr viel Zeit in Anspruch nahmen und Kosten verursachten. Boomlader® sind also auch für den Einsatz in Bergwerken ein effizientes und sicheres Werkzeug. Die Korb-Steuerung ist einzigartig in Europa und amortisiert sich nach kurzer Einsatzdauer (Bild 6). Wichtig ist, dass die Einheit jederzeit auch für ganz alltägliche Teleskoplader-Arbeitseinsätze mit Gabel oder Schaufel verwendet werden. Der Boomlader® ist damit ein echtes Multitalent.

www.meis-baumaschinen.de

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