By the way…

Wer durch das Gewerbe- und Industriegebiet Saxonia im sächsischen Freiberg geht, dem wird unweigerlich der silbergrau/rot gestaltete, imposante Bau mit dem riesigen Schriftzug CHOREN auffallen. Gelangt man jedoch unmittelbar an das Werktor oder die Umzäunung, muss man feststellen, dass die stolzen Gebäude verlassen dastehen und offenbar keinerlei Produktion stattfindet.

 


So oft ich an dem Gelände vorbeifahre, denke ich mit Wehmut an die Zeit zurück, als sich die Anlage für die Erzeugung von Biokraftstoff im Aufbau befand. Es sollte die erste industrielle BtL-Produktionsanlage (BtL = Biomas to Liquid) der Welt sein. Die Idee war bestechend: Herstellung eines Kraftstoffs aus schnell wachsenden Bäumen, aus Altholz und Stroh. Was für eine Euphorie, als sich sogar die Bundeskanzlerin Angela Merkel 2008 die Ehre gab, die Anlage für den Probelauf einzuweihen. Aber wie so oft besteht ein Verfahren eben erst dann die Feuertaufe, wenn eine stabile, langfristige und ökonomische Produktion gewährleistet werden kann. Das aber war leider nicht der Fall. Viele Fachleute warnten schon damals vor schwer einschätzbaren Risiken (beispielsweise lange Transportwege für die Biostoffe und deren hohe Preise). Auch von etlichen technischen Mängeln wurde gesprochen. Und so verschob sich die Inbetriebnahme immer wieder. Im Juli 2011 musste das Unternehmen schließlich Insolvenz anmelden.

 

Schade eigentlich, denke ich immer wieder und gerade jetzt bei den enormen Holzmengen, die uns Borkenkäfer und Wind im Erzgebirge bescheren und Klimaneutralität immer dringlicher wird. Ein Lichtblick ist – wie ich letzthin erfuhr – das Interesse von zwei Investoren an der Anlage bzw. den Gebäuden, hoffentlich mit einer realisierbaren Vision.

von Dr. Brigitte Hoffmann,
Consulting, Kreislaufwirtschaft/Umweltschutz, Oberschöna/Germany

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