Fertig gestellt

Neue CIECH-Salzsiederei in Staßfurt

Für die CIECH Gruppe, einer der führenden Produzenten von Salz, Soda und Natron in Europa, ist 2021 ein besonderes Jahr.  Trotz der durch die Corona-Pandemie ausgelösten Probleme konnte im ersten Halbjahr in Staßfurt (Sachsen-Anhalt) der Bau einer der modernsten und umweltfreundlichsten  Industrieanlagen für die Herstellung von Siedesalzen fertiggestellt werden. Mit dieser neuen Produktionsstätte wird CIECH Salz, eine Tochter der polnischen Chemiegruppe CIECH SA, Warschau, rund 450 000 t Siedesalz pro Jahr produzieren können. Damit festigt CIECH, die sowohl an der Warschauer als auch an der Frankfurter Börse gehandelt wird, ihre führende Position als europäischer Hersteller von Siedesalz in Mittel­europa, Skandinavien und Westeuropa.

CIECH ist eine internationale Chemiegruppe mit einer starken Position auf den globalen Märkten. Im Portfolio hat CIECH u.a. Natriumkarbonat (Natron) und Natriumbikarbonat, Siedesalz Natriumsilikaten sowie Pflanzenschutzmitteln und Polyurethan-Schaumstoffen. CIECH verfügt über Produktionsstätten in Polen, Deutschland und Rumänien und beschäftigt über 3000 Mitarbeiter in der gesamten EU. Am Standort Staßfurt in Deutschland sind derzeit ca. 400 Mitarbeiter beschäftigt, durch die neue Siedesalzanlage kommen weitere 140 Beschäftigte hinzu.

Das hier erzeugte Salz ist Ausgangsstoff für eine Vielzahl von Produkten, die in der Verarbeitung von Lebensmitteln, in der Pharmaindustrie, in Futterprodukten, in der Wasseraufbereitung und -enthärtung, als Reinigungsmittel in Spülmaschinen sowie als Industriesalz in verschiedenen industriellen Prozessen eingesetzt werden. Am Standort Staßfurt betreibt CIECH bereits das Sodawerk zur Herstellung von Natriumcarbonat und Natriumbicarbonat (darunter auch Natriumbicarbonat in pharmazeutischer Qualität) und nutzt dabei eine effiziente Kraft-Wärme-Kopplungs-Technik (KWK). CIECH verfügt über eigene Kalksteinvorkommen und Sole für die Herstellung von Natrium­carbonat und Salz. Die neue Salzproduktionsanlage ergänzt die bestehenden Anlagen und nutzt die Vorteile des deutschen Standorts und die Verfügbarkeit eigener Rohstoffquellen (Sole). Das neue Salzwerk in Staßfurt verfügt über eine sehr attraktive Lage, die eine Expansion in westeuropäische Märkte ermöglicht.

Bauverlauf der Salzsiederei und Corona-bedingte Verzögerungen

Im Frühjahr 2020 mussten die Bauarbeiten wegen der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Einschränkungen unterbrochen werden. Für den Bau war die Anwesenheit vieler internationaler Experten vor Ort unverzichtbar. So arbeiteten bei diesem Bauprojekt Spezialisten aus einer Vielzahl von Ländern zusammen – Komponenten für die Fabrik wurden u.a. aus Italien, der Schweiz, Polen, Kroatien und Deutschland bestellt. Gerade in der intensivierten Bauphase der vergangenen zwölf Monate sorgten die Einschränkungen für Verzögerungen hinsichtlich der Lieferketten und des Personenverkehrs. Hinzu kamen längere Wartefristen bei der Erteilung von Genehmigungen und in der Zusammenarbeit mit lokalen und regionalen Ämtern während der Pandemie. Die CIECH-Gruppe ist stolz, dass sie diese Herausforderungen trotz der Corona-bedingten Einschränkungen erfolgreich bewältigen konnte.

Modernste Technologie setzt auf Nachhaltigkeit

Die Salzsiederei in Staßfurt ist eine der modernsten Anlagen ihrer Art in Europa. Die Siedesalzproduktion erfolgt auf Basis der MVR-Technologie (Wasserverdampfung durch Zuführung von Druckdampf). Diese Technologie arbeitet besonders effizient und umweltfreundlich. Für den Produktionsprozess wird Strom aus einem neuen, besonders leistungsfähigen, gasbefeuerten Blockheizkraftwerk eingesetzt. Die parallel erzeugte Wärme liefert die Energie für ein effizientes Wärmemanagement in der Anlage. Mit dem Blockheizkraftwerk werden Wirkungsgrade von über 90 % erreicht und nach der deutschen Energieeinsparverordnung (ENEV) zertifiziert. Außerdem wurde die Salzsiederei mit einem optimalen System zur Entsorgung von Produktionsabfällen ausgestattet, die in ein unterirdisches Lager abgeleitet werden. Zeitweise arbeiteten über 1000 Menschen auf der Baustelle. Im Normalbetrieb werden etwa 140 Beschäftigte in der neuen Anlage Arbeit finden.

Im Dezember 2020 bestimmte ein Kran mit einer Hubkapazität von 750 t das Außenbild der Baustelle, um die Evaporatoren und Trockner, also die Soletrocknungsanlagen, die zusammen das Herzstück der Staßfurter Salzsiederei bilden, aufzustellen. Miroslaw Skoworn, der für die Investition verantwortliche Vorstand der CIECH SA sagt: „Hinter uns liegen sehr intensive zwölf Monate harter Arbeit unseres CIECH-Teams in Deutschland und Polen. Dank des Engagements unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in beiden Ländern, der sehr guten Organisation des gesamten Prozesses, der großartigen Zusammenarbeit mit Lieferanten und Auftragnehmern unter extrem anspruchsvollen Bedingungen sind wir bereit, die nächste Phase der Vorzeigeinvestition unserer Gruppe zu beginnen.“

In einer Pressekonferenz am 13. Juli 2021 gab CIECH Pläne bekannt, die Produktion von Pharmasalz im 4. Quartal zu starten. CIECH schafft mit dem neuen Salzwerk etwa 140 neue Arbeitsplätze. Damit wächst die Gesamtbelegschaft von CIECH in Staßfurt auf über 500 Arbeitsplätze an. Eigene Solevorkommen, eine eigene Energieversorgung sowie die besonders effiziente und umweltfreundliche MVR-Technologie machen die Anlage zur Herstellung von Siedesalz zu einer der modernsten und umweltfreundlichsten in Europa. Erst vor kurzem wurden hier die erste Charge Nasssalz und die ersten Salztabletten produziert. Als nächstes plant CIECH den Start der Produk­tion von Speisesalz und später Pharmasalz. Salztabletten bilden das Grundelement im Angebot des Werks in Deutschland und haben einen hohen Anteil der jährlichen Produktionskapazität in Höhe von 450 000 t Siedesalz pro Jahr aus. Nach Erreichen dieses Zielwerts wird die CIECH Gruppe zu den führenden europäischen Herstellern von Siedesalz gehören und gleichzeitig der größte Anbieter von Salztabletten in Europa sein.

Zudem wurde berichtet, dass die ersten in Staßfurt produzierten Produkte bereits an Kunden geliefert werden konnten. Die verschiedenen Salzprodukte werden vornehmlich nach Europa geliefert, pharmazeutisches Salz soll später auch weltweit exportiert werden. Die CIECH Gruppe trifft mit der neuen Salzanlage genau ins Schwarze. Experten erwarten, dass der globale Markt für Gewerbesalze deutlich steigen wird. Im Jahr 2019 wurde dieser auf 13,29 Mrd. € geschätzt und soll bis 2027 einen deutlich höheren Wert von 20,4 Mrd. € erreichen*. Das von CIECH produzierte Salz findet Anwendung in vielen Endprodukten, z.B. in Medikamenten, Kosmetika und verarbeiteten Lebensmitteln. Gerade die steigende Nachfrage nach Gewerbesalzen in der Abwasseraufbereitung bedient CIECH mit den in Staßfurt produzierten Salztabletten. Auch die Verwendung von Natriumchlorid bei der Herstellung vieler Produkte in der pharmazeutischen Industrie wächst. „Dank unserer qualitativ hochwertigen Solevorkommen und dem zweistufigen Reinigungsverfahren sind wir in der Lage, die Anforderungen für die Produktion von Pharmasalz zu erfüllen und den Markt zu bedienen“, sagt Miroslaw Skowron und ergänzt: „Unser Plan ist es, alles für die Produktion von pharmazeutischem Salz im vierten Quartal in die Wege zu leiten.“↓

* Source: Industrial Salts Market Size, Share & Analysis and Forecasts to 2027

www.ciechsalz.com

MVR-Technologie

Eine umweltfreundliche und effiziente Technologie macht die neue Salzanlage von CIECH in Staßfurt zu einer der Modernsten ihrer Art. Die Salzproduktion aus der Sole basiert auf dem Prinzip der mechanischen Brüdenverdichtung. Vereinfacht gesagt, bringt bei der MVR-Technologie (mechanical vapour recompression) Heißdampf unter hohem Druck die Sole zum Sieden. Das Sieden des Wassers aus der Lösung erzeugt eine Übersättigung der Sole, die zu einer Kristallisation von Salz führt – das Siedesalz entsteht.

Besonders umweltfreundlich ist die MVR-Technologie, da der Dampf wieder gewaschen, Kompressoren zugeleitet, dort verdichtet und wieder erhitzt wird und folglich erneut als Heißdampf zur Eindampfung der Sole genutzt werden kann. Dank diesem Verfahren benötigt CIECH  fünfzehnmal weniger Heizenergie als früher. Das aus dem MVR-Prozess entstandene Siedekondensat wird zur Vorwärmung der Sole bis nahezu Betriebstemperatur genutzt. Durch diese intensive Vorwärmung und der Verdichtung des Dampfes, ist in den meisten Fällen der Zusatzdampfverbrauch nahezu null.

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