Bergbauindustrie

Aussichten für Lateinamerika

Zusammenfassung: Lateinamerika liegt weiterhin im Blickfeld der internationalen Minen-industrie. Bergbauunternehmen werden mit einem geringen Steuer- und Abgabensatz und günstigen Abbaugenehmigungen unterstützt. Trotzdem liegen die momentanen Ergebnisse hinter den Erwartungen zurück. Am Beispiel von Brasilien, Chile, Kolumbien, Mexiko und Peru werden die aktuellen Entwicklungen der Branche aufgezeigt.

1‌ Einleitung

Der internationale Währungsfonds (IMF) hat seine Prognosen für das Wirtschaftswachstum in Lateinamerika im Juli 2019 nach unten revidiert. Als Gründe wurden eine enttäuschende Wirtschaftsentwicklung in wichtigen Ländern wie Brasilien und Mexiko genannt, aber auch die zunehmenden Sorgen und Spannungen bezüglich der Exportzölle zwischen den USA und China. Bild 1 zeigt das aktuelle und bis 2020 prognostizierte Wirtschaftswachstum in den 5 wichtigsten Bergbauländern in Lateinamerika. Das Wachstum für Lateinamerika wurde nach dem World Economic Outlook (WEO) vom April 2019 für 2019 um -0,8 % und für 2020 um -0,1 % revidiert. Brasilien schneidet mit -1,3 % und -0,1 % am schlechtesten ab, Mexiko kommt auf -0,7 % im Jahr 2019. Chile hat im Juli seine Prognosen für das Wirtschaftswachstum im Jahr 2019 um 0,3 % auf 3,2 % gesenkt.

Bei den Explorationsausgaben nimmt Lateinamerika von allen Weltregionen weiterhin eine Spitzenstellung ein. Dies ist das Ergebnis einer aktuellen Erhebung der renommierten S&P Global Market Intelligence [1]. Danach sind die weltweiten Explorationsausgaben für Nichteisenmetalle im Jahr 2018 um 19 % auf 10,1 Mrd. US$ gestiegen, für 2019 wird ein weiterer Anstieg um 5-10 % erwartet. Lateinamerika hat an den Aufwendungen im Jahr 2018 einen Anteil von 28 % nach 30 % ein Jahr zuvor. Zum ersten Mal seit 2014 haben dabei im Gegensatz zu den weltweiten Zahlen die Explorationsausgaben für Basismetalle die für Gold in Lateinamerika übertroffen. Die führenden Länder in Lateinamerika sind Chile, Peru und Mexico, die im weltweiten Maßstab nur Kanada, Australien und den USA den Vortritt lassen müssen.

2 Minenindustrie in den wichtigsten Ländern Lateinamerikas

Die meisten Regierungen in Lateinamerika haben den Bergbau in ihren Ländern über Jahrzehnte gefördert. Bergbauunternehmen wurden mit einem geringen Steuer- und Abgabensatz und günstigen Abbaugenehmigungen begünstigt [2]. In Bild 2 sind die Fraser Institute Rankings der Minenindustrie zur Attraktivität der wichtigsten Länder in Lateinamerika dargestellt. In dem PPI (Policy Perception Index) sind 15 verschiedene Kriterien wie politische Stabilität, Regularien, Umweltstandards, Abgabenpolitik usw. erfasst. Ein PPI von 100 ist das Optimum. In Lateinamerika lagen Chile und Peru auch im internationalen Maßstab weit vorn. So bescherte die Bergbauindustrie den Ländern einen sektoralen Investitionsschub, führte aber nicht automatisch zu Wachstum und Entwicklung der Länder, wie die Diskrepanz der Exportraten zu dem Anteil der Minenindustrie an dem Bruttoinlandsprodukt der Länder zeigt. 

2.1 Brasilien

Mit über 209 Mio. Einwohnern in 2018 und einem Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 1869 Mrd. US$ ist Brasilien die neuntgrößte Volkswirtschaft der Welt. Das Pro-Kopf-Einkommen beträgt etwa 9140 US$ und hat sich damit seit 2013 von 12 810 US$ infolge der langen Wirtschaftskrise verringert. Brasilien ist reich an natürlichen Ressourcen. Im internationalen Ranking ist das Land der größte Produzent und Exporteur von Niob und der zweitgrößte Exporteur bei Eisenerz, Bauxit, Tantal und Mangan. Bild 3 zeigt eine Karte mit den wichtigsten Erzminen in Brasilien. Etwa 80 % aller Fördermengen entfallen auf die beiden Bundesstaaten Minas Gerais im Süden und Pará im Norden des Amazonasgebietes. Gemäß der brasilianischen Mining Association (IBRAM) waren 2018 über 183 000 Menschen im Bergbau beschäftigt. Es gibt 9415 Bergbauunternehmen, davon sind 87 % aber klein oder sehr klein. Die Zahl der Großunternehmen wird mit 132 bzw. weniger als 2 % beziffert.

Die Minenindustrie kam im Jahr 2018 auf nur noch 1,4 % des BIP. Der Wert der brasilianischen Minenproduktion lag bei 34 Mrd. US$ ohne die Öl- und Gasindustrie. Bild 4 zeigt die Entwicklung der letzten Jahre mit einem Peak im Jahr 2011 von 53 Mrd. US$. Doch seit 2016 ist wieder ein leichter Anstieg erkennbar, der mit 6,3 % im Jahr 2018 jedoch kleiner als erwartet ausgefallen ist. Die Hoffnungen der Industrie sind jetzt an Maßnahmen der neuen rechtspopulistischen Regierung geknüpft, Umweltschützer sehen aber das Amazonasgebiet und andere Ökosysteme in großem Ausmaß bedroht. Die IBRAM weist darauf hin, dass die Minenindustrie nur 0,5 % des brasilianischen Territoriums nutzt. Die Investitionserwartungen für den 5-Jahreszeitraum von 2017 bis 2021 werden mit 18 Mrd. US$ beziffert, nach 75 Mrd. US$ in der Phase von 2012 bis 2016. Für den Zeitraum von 2018 bis 2022 wird ein leichter Anstieg auf 19,5 Mrd. US$ prognostiziert.

Die Minenindustrie hat 2018 Rohstoffe im Wert von 29,96 Mrd. US$ nach 28,38 Mrd. US$ im Jahr 2017 und 21,62 Mrd. US$ im Jahr 2016 exportiert (FOB-Preise). Dies macht einen Anteil von 12,5 % an den brasilianischen Exporten aus. Eisenerz kommt auf einen Anteil von 68 % der Bergbau-Exporterlöse mit einer Menge von 389,8 Millionen Jahrestonnen (Mta) (Bild 5). Auf dem 2. und 3. Platz folgen gleichauf Gold und Kupferkonzentrat mit jeweils 9 %. Die Exporte von Kupferkonzentrat betrugen 1,25 Mta (bzw. 335 Kilotonnen (kt) Kupfer), die Goldexporte lagen bei 95 t. Die Mengen an Kupferkonzentrat und Gold wurden seit 2016 um 8 % bzw. 20 % gesteigert. Brasilien beabsichtigt, seine Fördermengen an Gold und Kupfer künftig weiter kräftig auszubauen. Von den Mengen her entfallen derzeit nach Eisenerz die größten Mengen noch auf Bauxit mit 8,47 Mta und Mangan (2,61 Mta). Die Mengen an Niob machen nur 95,5 kt aus.

Bei den größten brasilianischen Minenunternehmen ist zunächst Vale zu nennen. Das Unternehmen hat 2018 einen Umsatz von 36,575 Mrd. US$ erzielt. 54,8 % entfallen auf Eisenerz. Dies entspricht Fördermengen von 384,6 Mta im Jahr 2018, was etwa 15 % der Weltförderung entspricht. Die Mine Carajás S11D, die bisher eine Kapazität von 90 Mta liefert (Bild 6 und Aufmacherbild) und bisher als einzige „Truck-freie“-Eisenerzmine gilt, soll noch weiter ausgebaut werden. Für 2019 werden allerdings insgesamt kleinere Eisenerzfördermengen infolge des Brumadinho Desasters erwartet. In der Kupfererzförderung betreibt Vale die beiden Minen Sossego (Bild 7) und Salobo in Pará, an der südlichen Grenze zum Amazonasbecken. 285 kt Kupfer wurden dort zuletzt produziert, was 85 % der Kupferförderung des Landes entspricht, 450 – 500 kt sind für 2024 geplant. Im Oktober 2018 hat Vale grünes Licht für den Ausbau von Salobo III und ein Investment von 1,1 Mrd. US$ gegeben.

In Brasilien operieren mit AngloGold Ashanti, Kinross Gold und Yamana Gold einige der weltweit größten Goldbergbau-Unternehmen. AngloGold betreibt über AGA Mineração 2 Minen in Minas Gerais (Cuiabá und Córrego do Sítio) sowie Serra Grande in Zentralbrasilien. 2018 wurden dort insgesamt 494 kOz Gold gewonnen, nach 557 kOz im Jahr 2017. Kinross Gold konnte seine Förderung von der Paracatu-Mine (Bild 8) in Minas Gerais signifikant ausbauen. Die abgebaute Erzmenge wurde um 73 % auf 47,9 Mta gesteigert, die Goldausbeute erhöhte sich um 45 % auf 521,6 kOz. Yamana Gold betreibt die Jacobina-Mine in Bahia, im Nordosten Brasiliens. Dort wurden 2018 145 kOz Gold gewonnen. Weitere Goldprojekte befinden sich in Brasilien in der Planung, wie z.B. das União-Projekt (Cu/Au) von Anglo American. Bei Nickel ist das Unternehmen bereits erfolgreich und betreibt in Minas Gerais die beiden Nickelminen Barro Alto und Codemin. 2018 wurden dort 42,3 kt Nickel gewonnen. Nebenprodukte dabei sind Mangan und Niob.

2.2 Chile

Die Wirtschaft in Chile hat sich in den letzten Jahren gut entwickelt. Das Pro-Kopf-Einkommen ist auf 14 670 US$ gestiegen, bei einem BIP in Höhe von 289,2 Mrd. US$ und einer Bevölkerung von 18,7 Mio. Das Wirtschaftswachstum lag 2018 bei 4,0 %, die Inflationsrate nur bei 2,4 %. Die wichtigsten Bergbau-Ressourcen in Chile sind Kupfer (20,5 % Anteil an den Weltreserven), Molybdän (8,2 %) und Silber (4,6 %). Bei Kupfer nahm man im Jahr 2012 mit einem Anteil von 27,8 % an der weltweiten Produktion Platz 1 vor Peru (11,4 %), China (7,6 %), USA und DR Kongo (jeweils 5,7 %) ein. Bei Molybdän kam man auf 20,2 % der Weltproduktion (Platz 2, hinter China), bei Silber auf 5,1 % (Platz 4) und bei Gold auf 1,1 % (Platz 16). Ca. 80 % der chilenischen Kupferproduktion stammt aus phorphyrhaltigen Kupfervorkommen in den Anden, die neben Kupfer reich an Molybdän, Gold und Silber sind.

Die Bergbauindustrie hatte in Chile im Jahr 2018 einen Anteil von 9,8 % am BIP. Allein auf die Kupfergewinnung entfielen 8,9 %, auf alle übrigen Metalle nur 0,9 % [3]. Betrachtet man die letzten 20 Jahre, dann kommt die Bergbauindustrie auf einen durchschnittlichen Anteil von 13,8 % am BIP. Bild 9 zeigt die Entwicklung der chilenischen Produktionsmengen für Kupfer, Molybdän und Silber seit 2012 (2012 = Index 100). Während die Kupferproduktionsmenge in dem Zeitraum nur um 7 % auf 5,832 Mta gewachsen ist, ist die Molybdänproduktion um 73 % auf 60,705 kt gestiegen. Die Silberproduktion verzeichnete einen Anstieg um 15 % auf 1,37 kt, wobei in 2014 ein Peak mit 1,57 kt erzielt wurde. Die Investitionen der Bergbauindustrie sind im Zeitraum von 2012 bis 2018 von 15,301 Mrd. US$ auf 9,242 Mrd. US$ gefallen, die Tendenz ist allerdings seit 2016 wieder steigend.

Bild 10 liefert die Kupferproduktionsmengen der Unternehmen in Chile von 2012 bis 2018. Marktführer ist mit großem Abstand das staatliche Unternehmen Codelco (Corporación Nacional del Cobre de Chile) mit einer Produktionsmenge von 1,758 Mta Kupfer im Jahr 2012 und 1,807 Mta im Jahr 2018. Dies macht einen Marktanteil von 32,4 % im Jahr 2012 und 31,0 % im Jahr 2018 aus. Die Produktion der Flaggschiff-Mine El Teniente (Bild 11) soll demnächst auf 0,5 Mta erhöht werden. Auf den nächsten Plätzen im Ranking nach Codelco folgen Escondida (57,5 % BHP Billiton, 30 % Rio Tinto, 12,5 % Andere), Collahuasi, Anglo American Sur und Los Pelambres. Escondida kam mit einer Produktion von 1,076 Mta im Jahr 2012 auf einen Marktanteil von 19,8 %, und mit 1,243 Mt im Jahr 2018 auf 21,3 % Marktanteil. Collahuasi, AngloAmerican Sur und Los Pelambres erzielten zuletzt 9,6 %, 7,2 % bzw. 6,4 % Marktanteil. Weitere 24,5 % entfallen auf mehr als 20 weitere Unternehmen, darunter Candelaria, Cerro Colorado, El Abra, Lomas Bayas, BHP (Spense-Mine), Quebrada Blanca und Zaldívar.

2.3 Kolumbien

Kolumbien zählt in Lateinamerika ebenfalls zu den Ländern mit einem dynamischen Wirtschaftswachstum, auch wenn sich das jährliche Wachstum momentan auf 2,7 % abgeschwächt hat. Aber für die nächsten beiden Jahre wird wieder ein Wachstum von etwa 3,5 % prognostiziert. 2018 betrug das BIP 319 Mrd. US$, das Pro-Kopf-Einkommen lag bei 6625 US$, die Arbeitslosenquote erhöhte sich auf 9,7 %. Gemäß dem Ministry of Mines and Energy (MME) ging die Steinkohlenförderung Kolumbiens (Kessel- und Kokskohle) 2018 um 7,5 % von 91,1 Mta auf 84,3 Mta zurück, womit man im internationalen Maßstab einen 5. Platz belegt. Neben Kohle sind die wichtigsten Bodenschätze Gold, Silber, Platin und Nickel. Allerdings hat man bei keinem dieser Metalle zuletzt einen der vorderen 10 Plätze im internationalen Ranking eingenommen.

In Kolumbien gibt es nur drei Provinzen, die einen signifikanten Anteil an den Einnahmen der Minenindustrie haben (Bild 12). Dies sind La Guajira und Cesar im Norden sowie Chocó im Westen mit zusammen 77 % Anteil an der Gesamtmenge (2017). Im Bereich der Gewinnung von Metallen und insbesondere Gold ist der Bergbau durch eine geschätzte Zahl von 300 000 Betrieben gekennzeichnet, die überwiegende Zahl der Minen ist illegal. Dies hat u.a. mit dem langen bewaffneten Kampf der FARC-Rebellen zu tun, der nach mehr als 50 Jahren im Jahr 2016 durch einen Friedensvertrag und spätere Waffenniederlegung beendet wurde. In den offiziellen Zahlen von dem World Gold Council werden für Kolumbien für 2018 eine Goldproduktion von 43,0 t angegeben, nach 56,2 t im Jahr 2012. Das MME nennt eine Zahl von 61,8 t (2016). Die Goldgewinnung boomt. Zahlreiche Projekte wie z.B. von Antioquia Gold und Continental Gold sind in Planung.

Die Kohleindustrie in Kolumbien wird schon seit längerer Zeit von ausländischen Unternehmen beherrscht. Kolumbianische Kohle erfüllt die weltweiten Schwefellimits und ist deshalb insbesondere in Europa willkommen. Die beiden wichtigen Kohleprovinzen sind La Guajira und Cesar, die 2018 auf einen Anteil von 92,5 % an den 84,3 Mta Steinkohleförderung nach 91,1 Mta im Jahr 2017 kamen. Von den 84,3 Mta wurden 80 Mta exportiert, 56 % davon gingen nach Europa. Bild 13 zeigt die Aufteilung der Exportmengen für die wichtigsten Unternehmen in den letzten Jahren. Die Marktführer sind Cerrejón und Drummond mit zuletzt insgesamt 77 % Marktanteil. Cerrejón ist ein Joint-Venture von Anglo American, BHP und Glencore International und betreibt die Cerrejón Tagebau-Mine in La Guajira. Der US-amerikanischen Drummond gehören die Tagebau-Minen Mina Pribbenow und El Descanso in der Nähe von La Loma in der Provinz Cesar.

2.4 Mexiko

Mexiko kommt mit einem BIP in Höhe von 1224 Mrd. US$ auf etwa 2/3 des BIP von Brasilien. Das entspricht einem Pro-Kopf-Einkommen von 9180 US$ bei einer Bevölkerung von 126,2 Mio. Das Wirtschaftswachstum lag 2012 bei 4,0 %, die Inflationsrate bei 3,8 %. Mexiko verfügt ebenso wie Brasilien und Chile über eine lange Bergbautradition. Das Land ist reich an Bodenschätzen wie Gold, Silber, Kupfer, Zink, Blei und Molybdän. Bei Silber nimmt man mit einem Anteil von 22,6 % an der weltweiten Produktion Platz 1 ein. Bei Gold kommt man mit einem Anteil von 3,3 % auf Platz 10, bei Kupfer kommt man mit 3,6 % auf Platz 9 und bei Molybdän kommt man mit 5 % auf Platz 5, hinter China, den USA, Chile und Peru. 2018 erwirtschaftete die Minenindustrie 2,4 % des BIPs. Bild 14 liefert eine Verteilung gemäß den wichtigsten Metallen. Dabei kommt Gold mit 29,7 % auf Platz 1, gefolgt von Kupfer (24,6 %), Silber (14,8 %), Zink (8,9 %), Eisenerz (4,9 %) und Molybdän (3,2 %).

2018 produzierte Mexico 107,7 t Gold (3,8 MOz) nach 39 t im Jahr 2006 und 95,3 t im Jahr 2012 [4]. Auf die 5 wichtigsten Provinzen Sonara (34,0 %), Chihuahua (18,5 %), Guerrero (14,4 %) Zacatecas (13,0 %) und Durango (9,7 %) entfielen 89,6 % der Förderung. Die 10 wichtigsten Goldminen kamen 2018 auf knapp 60 % der Fördermengen (Bild 15). La Herradura von Fresnillo lag mit 474 200 Oz auf Platz 1. Der mittlere Goldgehalt des Erzes dort lag bei 0,76 g/t. Mit einigem Abstand folgen die Minen Limon-Guajes von Torex Gold, Penasquito von Goldcorp und Pinos Altos (Bild 16) von Agnico Eagle. Auf den weiteren Plätzen folgen Los Filos von Leagold Mining, Mulatos von Alamos Gold, Noche Buena von Fresnillo, Dolores von Pan American Silver, Palmarejo von Coeur Mining und La India von Agnico Eagle. Bis 2024 sind etwa 20 neue Goldminen mit einer Kapazität von 1,23 MOz in der Planung.

2018 haben Mexikos Minen 5513 t Silber (194,5 MOz) nach 2970 t im Jahr 2006 und 5045 t im Jahr 2012 gewonnen [4]. Allein 81,3 % der Förderung entfielen dabei auf die Provinz Sonora, und 6,3 % auf Zacatecas. Bild 17 zeigt die Verteilung der Produktion in den 10 wichtigsten Silberminen. Auf Platz 1 bei der Silbergewinnung kommt die Mine Saucito (Bild 18) von Fresnillo plc mit einer Menge von 19,8 Millionen Onzen (MOz), mit einem Spitzenwert von 257 g/t Silber im Erz. Dahinter folgen Penasquito von Goldcorp mit 18,3 MOz und mit Fresnillo (15,1 MOz) und San Julián (14,6 MOz) zwei weitere Minen von Fresnillo, Die weiteren Minen in den Top 10 sind San Jose von Fortuna Silver, La Coloracia von Pan American Silver, Palmarejo von Coeur Mining, La Ciénega, ebenfalls von Fresnillo, Tizapa von Industrias Peñoles und El Herrero von Minas de Bacis. Bis zum Jahr 2024 sind 15 neue Minenprojekte in der Planung, von Unternehmen wie Fresnillo, Industrias Peñoles, Endeavour Silver, Grupo México, Sunshine Silver und Almaden Minerals. 

Mexikos Minenindustrie hat 2018 etwa 4,9 Mrd. US$ investiert, nach 8,0 Mrd. US$ im Jahr 2012. Von den Ausgaben entfielen 445,5 Mio. US$ auf Explorationen, 846,4 Mio. US$ auf Erweiterungsprojekte und 323,9 Mio. US$ auf neue Projekte. Die Ausgaben für neues Equipment beliefen sich auf 713,6 Mio. US$ und die Wartungskosten auf 482,6 Mio. US$. Für das Jahr 2019 werden leichte Steigerungen der Investitionskosten auf 5,3 Mrd. US$ erwartet, wobei insbesondere die Ausgaben für neue Minenprojekte auf 770 Mio. US$ steigen sollen. Entsprechend der Produktionszuwächse stieg erfreulicherweise in Mexiko auch die Zahl der Beschäftigten in der Minenindustrie. So wurden seit 2012 etwa 50 000 neue Arbeitsplätze geschaffen. Die Zahl der direkt Beschäftigten stieg damit auf 379 000. Mit Zulieferbetrieben leben etwa 2 Mio. Familien von der Minenindustrie.

2.5 Peru

Peru gilt momentan in Lateinamerika als das Land mit dem schnellsten Wirtschaftswachstum. Für die beiden nächsten Jahre ist ein weiteres Wachstum von jeweils etwa 4 % prognostiziert. 2018 betrug das BIP 222,2 Mrd. US$, das Pro-Kopf-Einkommen lag bei 6530 US$ bei 31,9 Mio. Einwohnern. Die Inflationsrate lag bei nur 2,1 %. Im dritten Jahr in Folge wuchsen die Exporte auf 48,5 Mrd. US$, wobei ein Handelsbilanzüberschuss in Höhe von 6,3 Mrd. US$ erzielt wurde. Der Bergbau hat mit 60,5 % an den Exporten beigetragen. Peru ist bei Kupfer mit einer Menge von 2,437 Mta zum zweitgrößten Produzenten hinter Chile aufgestiegen. Bei der Gewinnung von Zink ist man mit 1,475 Mta ebenfalls auf Platz 2 hinter China. Bei Molybdän kommt man mit einer Menge von 28,03 kt auf den 4. Platz hinter China, Chile und den USA. Mit 142,6 t Gold nimmt man den 6. Platz im Ranking ein, bei Silber kommt man mit 4,163 kt auf den 2. Platz hinter Mexico.

In Bild 19 ist die Entwicklung der wichtigsten Fördermengen über die Jahre bis 2018 dargestellt. Die Fördermengen im Jahr 2013 sind auf 100 normiert. Die größten Zuwächse in den Jahren ergeben sich bei Kupfer und Molybdän. Kupfer ist von 1,351 Mta im Jahr 2013 um 77 % auf 2,437 Mta gestiegen, bei Molybdän belief sich der Anstieg auf 56 % von 18,0 kt auf 28,03 kt. Kleinere Anstiege von 13 % sowie 9 % sind bei Silber und Zink zu verzeichnen. Die bisher größten Silberfördermengen hatten sich in 2017 mit 4418 t ergeben. Etwa 14 % des peruanischen Territoriums ist für Bergbaukonzessionen freigegeben. Aber nur etwa 1,5 % des Territoriums werden bisher für den Bergbau und Explorationsbohrungen genutzt. Die wichtigsten Bergbauregionen sind bisher Cajamarca im Norden und Arequipa im Süden des Landes. Die Minen befinden sich meist in entlegenen Gebieten in großen Höhenlagen von über 3000 m.

Die Bergbauinvestitionen sind von 8,9 Mrd. US$ im Jahr 2013 auf 3,3 Mrd. US$ im Jahr 2016 gefallen. Seitdem ist aber wieder ein Anstieg der Investitionen zu verzeichnen. 2018 lag der Wert bei 4,9 Mrd. US$. Davon entfielen etwa 28,5 % auf den Betrieb der Anlagen, 13,3 % auf neue Ausrüstungsinvestitionen, 15,4 % auf Vorbereitungsmaßnahmen, nur 8,3 % auf Explorationskosten, aber 21,9 % auf Infrastrukturaufwendungen, da sich die Minen oft in entlegenen Gebieten befinden. Ein Beispiel ist das Kupferminenprojekt Quellaveco von Anglo American (Bild 20). Das Projekt wurde 2018 genehmigt und umfasst eines der weltgrößten, Niedrigkosten-Greenfield-Minenprojekte. Alle behördlichen Genehmigungen sind bereits erteilt. Die Projektkosten belaufen sich auf etwa 2,74 Mrd. US$. Die Kapitalrückflusszeit ab der Inbetriebnahme im Jahr 2022 soll 4 Jahre betragen.

3 Ausblick

Die Bergbauindustrie in Lateinamerika ist im Trend. Auf keine andere Weltregion entfielen in den letzten Jahren mehr Investitionen. Dies hat sicher mehrere Gründe. Zum einen ist der Minenindustrie an einer hohen Planungssicherheit gelegen, was durch stabile Wirtschaften und eine relativ hohe Minenfreundlichkeit der meisten Regierungen in Lateinamerika gegeben ist. Zum anderen sind die Metallgehalte der Erze im weltweiten Vergleich eher überdurchschnittlich hoch, und damit sind relativ geringe operative Kosten für die Rohstoffgewinnung möglich. Betrachtet man die Marktzahlen der letzten Jahre, so scheint es, dass die Talsohle insbesondere aus dem Jahr 2016 überschritten ist, auch wenn in den Jahren 2018 und 2019 noch keine deutlichen Besserungen spürbar sind. Doch ab 2020 dürfte sich die Situation merklich verbessern.

Dr.-Ing. Joachim Harder

OneStone Consulting Ltd.

Varna/Bulgarien

www.onestone.consulting

 

Joachim Harder studierte Verfahrenstechnik an der TU Braunschweig und promovierte dort. Nach mehr als 10 Jahren Industrietätigkeit in verschiedenen Managementfunktionen gründete er 1997 die Beratungsfirma OneStone Consulting. Dr. Harder ist ein anerkannter Experte im internationalen Marketing mit dem Schwerpunkt Marktanalysen für Geschäftsfeldstrategien.
Er ist Autor diverser Publikationen und gefragter Redner auf internationalen Konferenzen.

Literatur • Literature

[1] S&P Global Market Intelligence: PDAC Special Edition: World Exploration Trends 2018, March 2019

[2] Harder, J.: Investments – Mining industry in Latin America.
AT MINERAL PROCESSING, 11/2013, pp. 60-72

[3] Comisión Chilena del Cobre: Anuario de Estadísticas del Cobre y otros Minerales / Yearbook: Copper and other mineral statistics 1999 - 2018, ISSN 0716-8462, Santiago de Chile, 2019

[4] CAMIMEX: Informe Anual 2019 – Situación de la Minería en México 2018, Cámara Minera de México, 2019

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