DSIV: Tag der pneumatischen Fördertechnik

D‌ie letzte Präsenzveranstaltung vor dem Lockdown, an der die Redaktion der AT MINERAL PROCESSING teilnehmen konnte, war der vom DSIV veranstaltete „Tag der pneumatischen Fördertechnik“. Der DSIV – die Abkürzung steht für Deutscher Schüttgut-Industrie Verband e.V.  – hatte sich für dieses Event in den Norden nach Hamburg begeben. Hochkarätige Vortragende brachten den Teilnehmern die vier Schwerpunkte Grundlagen der pneumatischen Förderung, Grundlagen der Drucklufterzeugung und Druckluftaufbereitung, Grundlagen der Entstaubungstechnik und Spezielle Fördersysteme und praktische Anwendungen näher. Mario Dikty, Niederlassungsleiter der KREISEL Engineering GmbH & Co. KG, Hamburg, und Michael Brocks, Gebietsverkaufsleiter und zuständig für die Koordination Technologie & R&D, FLSmidth Hamburg GmbH, boten den Teilnehmern im Rahmen ihrer Tätigkeit als technischer Beirat des DSIV die Gelegenheit, mit der Auswahl von kompetenten Rednern aus Forschung, Lehre und Praxis einen umfassenden Überblick über Materialtransport & Fördertechnik, im speziellen über die pneumatischen Förderung zu erhalten.

Nach der Begrüßung durch Jochen Baumgartner vom DSIV und dem technischen Beirat startete die Veranstaltung mit einem zweiteiligen Vortrag zu den Grundlagen der pneumatischen Fördertechnik einmal zum Thema „Wie funktioniert ein pneumatisches Fördersystem?“ – wobei es um die Funktionsweise und die Arten von pneumatischen Förderanlagen sowie um die Eintragsmöglichkeiten und die Möglichkeiten der pneumatischen Förderung ging. Im zweiten Teil wurden die Themen Fluidisierbarkeit von Schüttgütern, Betriebspunkte pneumatischer Anlagen und Charakterisierung von Schüttgütern unter dem Motto „‚Zoom‘ in der Förderleitung“ näher beleuchtet. Die beiden Grundlagen-Vorträge wurden von Prof. Dr.-Ing. Martin Geweke, Professor für mechanische Verfahrenstechnik an der HAW Hamburg gehalten.

Eine wichtige Grundvoraussetzung für die pneumatische Förderung ist die Erzeugung von Druckluft. Für die Aufbereitung von Druckluft kommen außerdem Filtersysteme und Trockner zum Einsatz. Thomas Kuhn, Produktmanager bei der Aerzener Maschinenfabrik GmbH, stellte in seiner Präsentation sowohl Schraubenverdichter als auch Drehkolbengebläse vor. Außer Filteranlagen, Kälte- und Adsorptionstrockner kommen auch Kühler zur Anwendung für den Fall, dass die heiße Druckluft nicht ausreichend von der Umgebungsluft heruntergekühlt werden kann oder Wärme als Energie wiedergewonnen werden soll.

In pneumatischen Förderanlagen kommen Entstaubungsanlagen vor allem zum Schutz vor Staubaustritt und zur Vermeidung von Staubexplosionen zum Einsatz. Für die trockene Partikelabscheidung gibt es unterschiedliche Filterlösungen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die richtige Auslegung der Filteranlagen, so dass diese nicht zum Engpass werden. Bernhard Voß, Verkaufsingenieur Norddeutschland, und Peter Richter, Projektmanager (beide Infrastaub GmbH) stellten den Teilnehmern viele interessante Aspekte rund um die Entstaubung, die richtige Wahl und Auslegung von Filteranlagen und mögliche Gefahren durch Staubexplosionen dar.

Die Schüttgüter werden bei der pneumatischen Förderung mittels Gas sowie Über- und Unterdruck von A nach B bewegt. Um das Material in die pneumatische Förderstrecke einzuschleusen, gibt es verschiedene Möglichkeiten, wie z.B. Schneckenpumpen, Druckgefäße, Düsenförderer und Zellenradschleusen. Im Vortrag „Spezielle Fördersysteme und praktische Anwendungen: Keramische Zellenradschleusen im Einsatz“ präsentierte Mario Dikty, Niederlassungsleiter KREISEL GmbH & Co. KG., die Einsatzmöglichkeiten sowie die Vor- und Nachteile von keramischen Zellenradschleusen.

Auch der folgende Vortrag von Thore Müller, Turnkey Sales Manager von Claudius Peters, zum Thema „Energieeffiziente pneumatische Förderung mit dem FLUIDCON-Verfahren“ wurde wegen Erkrankung des Vortragenden von Mario Dikty gehalten. Neben dem Aufbau und der Funktionsweise wurden in der Präsentation auch Referenzanlagen wie z.B. der Zementtransport bei Independent Cement in Australien vorgestellt.

Den Abschluss des Vortragsparts der Veranstaltung bildete der Beitrag „Pneumatische Förderung mit Druckgefäßen und dem TURBUFLOW®-Transport System“ von Carsten Duwe, Leiter Verfahrenstechnik und R&D, FLSmith Hamburg. Nachdem sehr anschaulich die Grundlagen und notwendigen Voraussetzungen für eine pneumatische Förderung von unterschiedlichen Schüttgütern erläutert wurden, stellte Duwe die TURBUFLOW®-Technology inklusive des Multi-TURBUFLOW®-Transport-Systems vor. Anhand von konkreten Beispielen wurden Möglichkeiten der Energieeinsparung sowie ökonomische Vorteile, die diese Anlagen mit sich bringen, aufgezeigt.

Natürlich kam auch der persönliche Austausch nicht zu kurz. Gerade für das Knüpfen neuer beruflicher Kontakte und das Nutzen von Netzwerken steht der DSIV. Nach einer sehr interessanten und fachkundigen Führung durch die Speicherstadt verbrachten die Teilnehmer den Abend im Fischerhaus. In urig hanseatischer Atmosphäre wurden die Themen des Tages noch einmal vertieft und auch weiterführende Ideen entwickelt.

Für den zweiten Konferenztag war die Besichtigung des Kraftwerks Moorburg und vor allem der dort installierten pneumatischen Förderanlagen geplant. Aufgrund der bestehenden Einschränkungen konnten die Tagungsteilnehmer das Kraftwerk allerdings nur von der Flussseite aus in Augenschein nehmen.

Nicht nur hervorragende Fachvorträge und ein intensiver Austausch über pneumatische Fördertechniken, sondern auch viel Raum für den gegenseitigen Austausch über eigene Erfahrungen machten diesen „Tag der pneumatischen Fördertechnik“ zu einem echten Highlight.

Weiterführende Hinweise zum DSIV und den DSIV-Veranstaltungen sind unter www.dsiv.org zu finden.

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