Erhöhte Verfügbarkeit und Produktivität in Goldmine
In der brasilianischen Goldmine „Paracatu“ der in Kanada ansässigen Kinross Gold Corporation hat Siemens im Dezember 2008 die weltweit erste Erzmühle mit „Frozen Charge Shaker“-Funktionalität in Betrieb genommen. Mithilfe dieser im getriebelosen Mühlenantrieb Simine Mill GD integrierten Lösung lässt sich festgeklebte Ladung gezielt von der Innenwand der Mühle lösen. Dies verhindert eine Beschädigung der Mühle durch unkontrolliert herabfallende Ladung und verkürzt Wartungszeiten erheblich. Bei einem Produktionswert von etwa tausenden US$/h kann so bei jedem Wartungsintervall ein Produktionsausfall von einigen Mio. US$ vermieden werden.
Zu Wartungszwecken müssen in Bergbaubetrieben eingesetzte Rohrmühlen für mehrere Stunden oder Tage abgeschaltet werden. In dieser Zeit kann sich die verbleibende Mühlenbeladung verfestigen und an der Mühlenwand festkleben. Dieser Zustand der Ladung wird als „Frozen Charge“ bezeichnet. Bei Wiederinbetriebnahme der Mühle besteht die Gefahr, dass sich die Frozen Charge nicht sofort von der Mühlenwand löst, sondern zunächst von der Mühle hochgehoben wird und dann aus größerer Höhe nach unten fällt. Dabei kann die Mühle stark beschädigt werden. Getriebelose Mühlenantriebe mit der Bezeichnung Simine Mill GD verfügen über eine „Frozen Charge Protection“, die festgeklebte Ladung rechtzeitig erkennt und die Mühle abschaltet. Dies verhindert Schäden, beseitigt aber nicht automatisch die Frozen Charge: Oft blieb das Material verfestigt und haftete weiter an der Mühlenwand. Deshalb musste die Ladung bisher aufwändig mit mechanischen Mitteln aus der Mühle entfernt werden. Dies verlängert Stillstandszeiten um Stunden oder Tage und kann zu Produktionsausfällen in Höhe von mehreren Mio. US$ führen.
Mithilfe der in Simine Mill GD integrierten Funktion Frozen Charge Shaker können Ablagerungen durch eine geeignete Bewegung der Mühle gelöst werden. Dazu startet das Betriebspersonal den „Frozen Charge Shaker“-Betriebsmodus des Mühlen-antriebs am lokalen Steuerpult: Das Mühlenrohr wird dabei in einem Winkelbereich bewegt, in dem fallendes Material das Innere der Mühle nicht beschädigen kann. Gezielte Änderungen der Beschleunigung und der Drehrichtung des Mahlrohrs lockern die festgeklebte Ladung und führen so zu einer Ablösung von der Mühlenwand. Dabei wird derselbe Motor verwendet wie für den Mahlbetrieb. Produktionsunterbrechungen zur Entfernung festgeklebter Ladung können so vermieden werden.
Der von der Minengesellschaft Kinross Paracatu betriebene Golderztagebau „Paracatu“ ist Eigentum der Kinross Gold Corporation und unter dem Aspekt des ROM (run-of-mine)-Produktionsprozesses der größte der Welt. Das Minenareal liegt in der Nähe der historischen Goldgräberstadt Paracatu, rund 220 km südöstlich der Hauptstadt Brasilia. Zum Vermahlen des Erzes dient eine 38-Fuß-SAG (Semi Autogenous Grinding)-Rohrmühle. Den Auftrag zur Lieferung eines getriebelosen Antriebssystems Simine Mill GD mit einer Leistung von 20 MW und „Frozen Charge Shaker“-Funktionalität hatte Siemens 2006 erhalten.