Modernes und Prähistorisches

Vor rund 150 Millionen Jahre noch Meeresboden des Jurameeres, bietet das Altmühltal heute reiche Kalksteinvorkommen – und den ein oder anderen Fossilienfund für Sammler. In dem kalkhaltigen Meereswasser lagerten sich abwechselnd Kalkschlamm mit Überresten abgestorbener Meerestiere sowie Tonmineralien vom umgebenden Festland ab. Es bildete sich die Formation des weißen Juras (Malm). Durch den Druck später abgelagerter Sedimente des kreidezeitlichen Meeres verfestigten sich die Ablagerungen aus dem Jura und bildeten dichte, überwiegend gebankte Kalksteinschichten, die im Süden der Fränkischen Alb (Altmühlregion) relativ dünn ausfallen und im Bereich Solnhofen sogar als „Schiefer“ bezeichnet werden.

Zu diesen Vorkommen führte uns dieses Jahr die Fachexkursion der AT MINERAL PROCESSING. Neben den Fachvorträgen der beteiligten Firmen gaben die Werksbesichtigungen einen umfassenden Einblick in die jeweilige Branche der Aufbereitungstechnik. Naheliegend wurde bei der diesjährigen Exkursion Kalkstein aufbereitet – Gastgeber der Fachexkursion 2014 war die Franken-Schotter GmbH & Co. KG.

Ca. 60 Studenten und Professoren bzw. Betreuer der Hochschulen FH Bochum, RWTH Aachen, TU Bergakademie Freiberg und TU Clausthal nahmen an der zweitägigen Veranstaltung teil. Die Fachexkursion bietet einerseits den Studenten die Gelegenheit, sich praxisnah über eines ihrer zukünftigen Wirkungsfelder zu informieren, andererseits verfolgt sie auch das Ziel, Anlagenbauer und Betreiber mit späteren Fachkräften zusammenzubringen. So bekommen die Studenten schon erste Kontakte, um Praktika oder Masterarbeiten zu vereinbaren – die vortragenden Ingenieure und Personalreferenten der Firmen AUMUND Fördertechnik GmbH, Hazemag & EPR GmbH, Haver ­Niagara GmbH und ThyssenKrupp Industrial Solutions lernen ihrerseits potentielle spätere Fachkräfte kennen.

Das Vortragsprogramm startete mit der Präsentation von Sven Kersten, Franken-Schotter GmbH & Co.KG, der sehr anschaulich und sowohl auf die später noch zu besichtigenden Werke als auch auf die geologischen Bedingungen der Kalksteinlagerstädte einging. Franken-Schotter entstand 1970 aus dem Zusammenschluss von 5 Einzelunternehmen, die kleinere Schotterwerke betrieben haben. Ein Jahr später wurde dann das Werk Dietfurt auf der grünen Wiese erbaut. Das Unternehmen wuchs stetig, wobei u.a. auch noch Asphaltmischwerke mit ins Portfolio aufgenommen wurden. 1989 wurde in Petersbuch die dortige Anlage zu einer der modernsten Fertigungsstätten ausgebaut. Hier werden die Marmorblöcke zu Fliesen, Bodenplatten, Fensterbänken oder Wandverkleidungen verarbeitet. Das Produktprogramm umfasst Natursteine für den GaLa-Bau, Verlegesysteme, Steinkorbsysteme, Fassaden- u. Wandverkleidung, Natursteine für den Innenbereich sowie verschiedene Gesteinskörnungen und Schotter.

Anschließend informierten Anna Kaja und Klaus Grüne über die Firmengruppe AUMUND. Nach einer kurzen Einführung stellte Klaus Grüne überaus anschaulich ein Tag eines Ingenieurs bei AUMUND vor. Dabei stand das Konzept PREMAS®, d.h. die vorbeugende Wartung von Anlagen, im Mittelpunkt. Anna Kaja beschrieb dann weiterführend die Einstiegsmöglichkeiten für Studenten und Absolventen.

Der Nachmittag des Exkursionstages war dem ersten praktischen Abschnitt vorbehalten. Ziel war das Werk Dietfurt der Franken-Schotter GmBH. Der ca. 200 ha große Steinbruch wurde zu Fuß erkundet. Im Steinbruch Dietfurt werden jährlich 60 000 m3 Rohblöcke abgebaut. Den ein oder anderen kleinen Kalkstein konnten wir auch in die Hand nehmen – mit etwas Glück fand sich der Rest eines Fossiles darin. Der Werksrundgang führte die Studenten zur allen Schritten des Abbaus und der Aufbreitung, angefangen von der Gewinnung über Brecher und Siebanlagen bis hin zur Sägehalle und Gabionenfertigung. Um wertvolles Material nicht zu verschwenden, wird beispielsweise bei der Gewinnung von Dolomit nicht mehr gesprengt, sondern die Gesteinsblöcke werden mit einem Diamantseil herausgesägt. Somit erhält man exakte Quader mit ganz geraden Schnittflächen, die dann sofort weiter verarbeitet werden können. Sehr beeindruckend stellte sich für alle Beteiligten auch der sich in Betrieb befindliche Brecher dar – es ist sicher ein Unterschied, theoretisch alle Brecherarten im Lehrbuch zu finden und dann tatsächlich die große Kraft (und Lautstärke) in unmittelbarer Nähe mitzuerleben.

Am Abend ging es zu einer Werksführung ganz anderer Art – unserem Hotel direkt angegliedert war ein Brauerei. Und nachdem wir alles über die Bierherstellung erfahren hatten, war es nicht ganz schlecht, dann auch mal kosten zu dürfen. Bei der Gelegenheit war es fast selbstverständlich, dass auch die Möglichkeiten zu Gesprächen mit den Personalreferenten und Ingenieuren der Firmen ausgiebig genutzt wurden.

Am nächsten Morgen wurde trotzdem pünktlich mit der Präsentation „Anwendung flexibler Aufbereitungskonzepte“ von Norbert Hormann, Hazemag & EPR GmbH gestartet. Neben der Firmenvorstellung ging es vor allem um die Primärzerkleinerung mittels Prallbrecher am praktischen Beispiel Franken-Schotter sowie der anschließenden Absiebung durch einen Rollenrost. Anschaulich wurde erläutert, welche Faktoren das resultierende Produkt beeinflussen. Gerade für die zukünftigen Ingenieure ist das Arbeiten im weiter entfernten Ausland ein Thema – abschließend stellte Norbert Hormann Projekte im Iran und in Italien vor.

Andreas Kimmeyer und Dietrich Reinge, HAVER Niagara GmbH, zeigten anhand einer ganzen Anzahl von Projekten, wo überall in der Materialaufbereitung gebrochen, klassiert, gesiebt, gewaschen und sogar pelletiert wird. Detailliert wurde den potentiellen Bewerbern gezeigt, wie eine Karreierplanung aussehen kann und wie eine Kompetenzanalyse anzulegen ist. Wobei am eigenen Werdegang der Einstieg ins Berufsleben anschaulich aufgezeigt wurde.

Den abschließenden Vortrag der diesjährigen Studentenexkursion mit dem zukunftsweisenden Titel „Engineering Excellence3“ übernahmen Christoph Schulze und Christina Böckers, ThyssenKrupp Industrial Solutions. Als ehemaliger Absolvent der TU Bergakademie Freiberg konnte sich Christoph Schulz gut in die Situation der Studenten hineinversetzen. Einleitend wurden die Studenten mit verschiedenen, eher riesigen Aufbereitungsanlagen  weltweit bekannt gemacht. Anschließend ging es in Detail: Wie bekommt man einen Auftrag? Was sind die nächsten Schritte? Wie realisiere ich den Bau einer der größten vollmobilen Brechanlage der Welt, der MC9000 Datang? Unter dem Motto „Was können Sie für uns tun?“ ging Christina Böckers auf Möglichkeiten ein, bei ThyssenKrupp Industrial Solutions sein Berufsleben zu starten. Dabei gab sie auch viele wertvolle Tipps zur Gestaltung der Bewerbungsunterlagen und zu Bewerbungsgesprächen.

Den praktischen Abschluss fand die Fachexkursion im Werk Petersbuch. Dort gab es, leider bei anhaltendem Nieselregen, die Gelegenheiten eine hochmoderne Fertigungsanlage für Produkte wie hochwertige Kalksteinplatten kennen zu lernen. Dort werden bis zu 25 Tonnen schwere Rohblöcke zu Fassadenplatten, Boden- und Wandbelägen, Mauerwerken und anderen Produkten verarbeitet. Arbeitsschritte wie Zuschneiden, Schleifen, Polieren, Sandstrahlen werden nach vorher einprogrammierten Parametern vollautomatisch abgearbeitet. Besonders interessant war zudem, dass neben der hochmodernen Anlage viele kleine Feinheiten oder Sonderanfertigungen nach Kundenwunsch auch heute noch Handarbeit sind.

Das Team der AT MINERAL PROCESSING bedankt sich bei der Firma Franken-Schotter für die Möglichkeit die Werke Dietfurt und Petersbuch am Rahmen der AT Fachexkursion zu besuchen und vor allem auch für die interessanten Führungen!

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