Gemeinsame Position

Recycling- und Primärrohstoffverband fordern technologieoffene Ausschreibungen

I‌‌‌n seiner 2020 verabschiedeten Rohstoffstrategie stellt der Bund fest, dass die Nutzung aller heimischen mineralischen Rohstoffe unverzichtbar für Wirtschaft und Wohlstand in Deutschland ist. So sind Sand, Kies, Quarzsand und Naturstein gemeinsam mit wiedergewonnenen Rohstoffen aus mineralischen Bau- und Abbruchabfällen der Grundstoff für die Produktion mineralischer Massenbaustoffe und für direkte Anwendungen im Zuge von Baumaßnahmen.

Der Bedarf an mineralischen Primär- und Recyclingrohstoffen ist für den gesamten Bausektor (Wohnungsbau, Wirtschaftsbau, Infrastrukturprojekte etc.) und als Grundstoff für industrielle Prozesse langfristig gegeben. Jährlich beträgt die Nachfrage nach Gesteinskörnungen in Deutschland rund 590 Mio. t. Aus mineralischen Bauabfällen aufbereitete Recyclingkörnungen werden dafür genauso eingesetzt, wie Primärprodukte aus Steinbrüchen und Kiesgruben.

„Recyclingbaustoffe kommen in den verschiedensten Anwendungsbereichen zum Einsatz“, so Michael Stoll, Vorsitzender der Bundesvereinigung Recycling-Baustoffe e.V. „Mineralische Bauabfälle werden dafür durch möglichst getrennte Erfassung nach Stoffgruppen und sorgfältige Aufbereitung wieder zu wertvollen Baurohstoffen. Von den jährlich anfallenden rund 220 Mio. t Bauabfällen werden etwa 90 % im Sinne des Kreislaufwirtschaftsgesetzes verwertet und bleiben im Stoffkreislauf. Technologisch und materialbedingt lassen sich aus den für die Verwertung geeigneten Massen etwa 73 Mio. t hochwertige Recyclingkörnungen herstellen. Damit kann die jährliche Nachfrage nach Gesteinskörnungen für den gesamten Bausektor zu rund 12,5 % abgedeckt werden. Recyclingbaustoffe bilden damit eine wertvolle Ergänzung zur Versorgung mit Primärbaustoffen.“

Auch Dr. Gerd Hagenguth, Präsident des Bundesverband Mineralische Rohstoffe e.V., sieht keine Konkurrenz zwischen den Baustoffen. „Gesteinsrohstoffe werden heute schon zu 90 % im Kreislauf geführt. Aufbereitungs- und Verwertungspro­zesse mineralischer Primär- und Recyclingrohstoffe ergänzen sich. In vielen Betrieben, die Primärrohstoffe wie Sand, Kies und Naturstein gewinnen, werden parallel auch Straßenausbruch-, Bauabbruch- sowie Bodenmaterialien aufbereitet und als güteüberwachte Recyclingprodukte verkauft. Damit sind die Kiesgruben- und die Steinbruchbetreiber oft gleichzeitig Produzenten und Anbieter mineralischer Recyclingprodukte.“

Bei der Aufbereitung von Primär- wie auch von mineralischem Abbruchmaterial spielen Fragen nach Transportentfernungen, verfügbaren Mengen mit gleichbleibenden Eigenschaften sowie des Energie- und des Wasserverbrauchs für die Aufbereitung eine Rolle. Dabei hat der Aspekt der bedarfsnahen Verfügbarkeit den größten Einfluss auf die Nachhaltigkeit und damit auf die Wiederverwertung von mineralischen Bauabfällen. Das gilt für den Anfall, die Aufbereitung und die Absatzmöglichkeiten gleichermaßen. Eine Idealvariante stellen Straßenbaumaßnahmen dar, bei denen der Straßenausbruch baustellennah aufbereitet und direkt wieder eingebaut wird, denn die Transportkosten übersteigen bei schweren Massengütern schnell den Warenwert. Transportentfernungen und die daraus folgenden Transportkosten sind somit der größte Regler für die Attraktivität des Einsatzes. Aufbereitung und Einsatz von RC-Material lohnen sich demzufolge umso eher, je höher der Grad der Urbanisierung ist. In Metropolregionen liegen Abbruch-, Aufbereitungs- und Wiedereinsatzort meist näher beieinander, als im ländlichen Raum, und: „Positiv wirkt sich aus, dass es in Deutschland rund 3000 Gewinnungsstätten für Gesteinsrohstoffe gibt, die, dezentral verteilt, anfallendes Abbruchmaterial aufbereiten können“, erläutert Dr. Gerd Hagenguth die Möglichkeiten im Zusammenspiel mit den vielen im Recycling versierten Gesteinsbetrieben.

Übereinstimmend betonen Michael Stoll und Dr. Gerd Hagenguth, dass es keinen Sinn macht, die Vor- und Nachteile beider Baustoffgruppen gegeneinander zu positionieren, da längst ein starkes Miteinander herangereift ist. Beide fordern stattdessen, durch technologieoffene und neutrale Ausschreibungen RC-Baustoffen den Rücken zu stärken. „Für öffentliche Ausschreibungen ist Produktneutralität bereits seit mehr als 10 Jahren in der VOB/A fixiert und RC-Baustoffe sind laut Kreislaufwirtschaftsgesetz den Primärrohstoffen bei technisch gleicher Eignung vorzuziehen“, so Michael Stoll. „Diese Aspekte finden im öffentlichen Auftragswesen leider immer noch zu zögerlich Anwendung. Das wird zwar an der absoluten Menge der Substitution von Primär- durch RC-Material nichts ändern, weil immer nur so viel wiederaufbereitet und eingesetzt werden kann, wie aus Rückbaumaßnahmen zur Verfügung steht, allerdings resultiert daraus eine deutliche Imageaufwertung.“

www.bv-miro.org

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