Rigips-Recycling für zirkuläre Bauwirtschaft

Die ARA (Altstoff Recycling Austria AG), der Baustoffhersteller Saint-Gobain Austria GmbH und die Salzburg Wohnbau erkennen das enorme Potenzial der Bauwirtschaft für das Vorantreiben der Kreislaufwirtschaft: Beim Salzburger Wohnbauprojekts „Billy-up“ fallen rund 40 Tonnen Rigips-Gipskartonplatten als Abfall an, die als neuer Rohstoff von Saint-Gobain Austria recycelt und zurück in den Produktionsprozess geführt werden. Dieses Pilotprojekt ist Teil eines umfassenden Vorhabens im Bereich des Rigips-Recyclings, das Saint-Gobain gemeinsam mit der ARA vor zwei Jahren gestartet hat.

V.l.n.r.: Peter Giffinger (CEO Saint-Gobain Austria), Harald Hauke (ARA Vorstandssprecher), Roland Wernik (Geschäftsführer Salzburg Wohnbau), Jürgen Secklehner (Leiter ARA Stoffstrommanagement), Reinhold Bauer (Werksleiter Rigips Bad Aussee)
© ARA

V.l.n.r.: Peter Giffinger (CEO Saint-Gobain Austria), Harald Hauke (ARA Vorstandssprecher), Roland Wernik (Geschäftsführer Salzburg Wohnbau), Jürgen Secklehner (Leiter ARA Stoffstrommanagement), Reinhold Bauer (Werksleiter Rigips Bad Aussee)
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Für die Bauindustrie wird Kreislaufwirtschaft immer wichtiger: Laut dem Bundesabfallwirtschaftsplan 2023 (Quelle: Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (2023): Bundesabfallwirtschaftsplan 2023) fielen in Österreich im Jahr 2020 rund 11,4 Mio. t mineralischer Bau- und Abbruchabfälle an – das entspricht rund 1300 t pro Kopf. Beim Salzburger Wohnbauprojekt „Billy-up“ in der Billrothstraße, wo nach Entkernung und Umbau eines ehemaligen Laborgebäudes der Universität Salzburg insgesamt 36 Wohnungen entstehen, wird an diesem Hebel angesetzt: Die ausführende Salzburg Wohnbau recycelt nicht nur Beton, Gipsdielen, Glas und Metalle, sondern auch die Rigips Gipskartonplatten, die bei der Errichtung des Gebäudes im Jahr 1974 verbaut wurden. Für dieses innovative Vorhaben zeichnet Saint-Gobain Austria gemeinsam mit der ARA verantwortlich – seit 2021 besteht die Projektzusammenarbeit mit dem Ziel, Stoffkreisläufe in der Baustoffwirtschaft zu schließen und die Prozesskreisläufe der Baustoffe weiter zu optimieren.

 

Nachhaltiges Bauen: Stoffliche Verwertung als Alternative zur Deponierung von Baumaterialien

Neben dem bewussteren zukünftigen Einsatz von Rohstoffen spielt ein kreislaufwirtschaftliches Vorgehen in Bezug auf den aktuellen Materialbestand von Gebäuden und Infrastruktur eine Schlüsselrolle. So zeigt der Circularity Gap Report Austria (Quelle: Circularity Gap Report Austria 2019) auf, dass erst 9,7 % der österreichischen Wirtschaft zirkulär funktioniert und betont die Wichtigkeit der Erhaltung von bereits vorhandenen Gebäudestrukturen, um den Bedarf an Baumaterialien aus existierendem Abrissmaterial decken zu können. Saint-Gobain Austria und die ARA wollen künftig eine Deponierung der anfallenden Bauabfälle vermeiden und stattdessen eine 100 %ige stoffliche Verwertung forcieren. Um dieses Vorhaben zu realisieren, ist eine sortenreine Trennung von Gips und Karton essenziell. Diese erfordert eine gesonderte Reinigung der Kartonreste durch spezialisierte Aufbereitungsanlagen, die von der ARA bereitgestellt werden. „In der Kooperation mit Saint-Gobain Austria können wir unsere Expertise entlang des gesamten Kreislaufes des Wertstoffes einbringen: Von der technischen Planung über die Konzeption bis hin zu vorbereitenden Versuchen sowie im laufenden Betrieb durch Output-Qualitätskontrollen von Gips und Karton, Transport der Abfälle und digitale Auftragserfassung für eine Optimierung der Logistik“, erklärt ARA Vorstandssprecher Harald Hauke.

 

Umfassendes Potenzial nutzen

„Bereits in den Jahren 2018 und 2019 konnten wir Zuwachsraten bei den Baustellenrückführungen von Rigips verzeichnen – bis zu 10 %. Beim Recyclingprozess haben wir schnell das noch höhere Einsparungspotenzial erkannt und verfolgen seitdem das Ziel, die stoffliche Verwertung weiter zu steigern. Damit leisten wir unseren Beitrag zu einer nachhaltigeren, zirkulären Bauwirtschaft und setzen die Hebel an der richtigen Stelle an“, führt Peter Giffinger, CEO Saint-Gobain Austria, aus. „Wir wissen, dass in der Baubranche in Hinblick auf Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft viel passieren kann und muss. Daher haben wir uns das nachhaltige Bauen auf die Fahnen geheftet und fokussieren bei ‚Billy-up‘ die maximale Erhaltung der bestehenden Gebäudestruktur sowie Kreislaufwirtschaft. Es freut uns besonders, mit Saint-Gobain Austria und ARA starke Partner zu haben, die mit uns beim Rigipskarton-Recycling neue innovative Wege gehen und die Zirkularität der österreichischen Wirtschaft steigern“, so Roland Wernik, Geschäftsführer der Salzburg Wohnbau.

 

Verstärktes kreislaufwirtschaftliches Denken auf allen Ebenen

Von kommunalen Bestrebungen bis hin zum Green Deal der Europäischen Union – die Kreislaufwirtschaft stellt für die Zukunft der Bauwirtschaft eine unverzichtbare Säule dar. So ergänzt die Initiative „Neues Europäisches Bauhaus“ den Green Deal um eine kulturelle und kreative Dimension und schafft somit einen neuen Lebensstil, der Nachhaltigkeit mit gut durchdachtem Design in Einklang bringt, weniger CO2 ausstößt und gleichzeitig für alle Europäer:innen erschwinglich und leistbar ist. Zudem bringen zirkuläre Prozesse Vorteile in einer Vielzahl an Lebensbereichen – neben Umweltschutz kann die effiziente und ressourcenschonende Nutzung von Rohstoffen auch positive Auswirkungen auf Komfort, Leistung und Gesundheit bringen.

www.ara.at

www.saint-gobain.de