12. Leobener Bergmannstag 2012 – EUMICON European Mineral Resource Conference

Unter dem Thema „ROHSTOFFE SIND DIE ZUKUNFT – Die Versorgung einer modernen Gesellschaft mit mineralischen Rohstoffen im Spannungsfeld von Technologie, Wachstum und Nachhaltigkeit“ fand bereits zum 12. Mal der alle 25 Jahre wiederkehrende Leobener Bergmannstag, der diesmal international unter dem Titel EUMICON beworben wurde, von 19.–21. September 2012 in Leoben/Österreich statt.

Über 1000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus dem In- und Ausland haben die obersteirische Montan- und Universitätsstadt Leoben vom 19. bis 21. September 2012 in ein Zentrum der internationalen Rohstoffwelt verwandelt. Das Programm der EUMICON war mit rund 100 nationalen wie internationalen Vortragenden – darunter auch zahlreiche führende Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft – hochkarätig und spannend besetzt. Die Untergliederung in sieben Panels gab interessante Einblicke in verschiedenste Themenkreise, wie auch das unter dem Titel „Mineral Processing and Recycling“ stehende Panel B. In den 14 Vorträgen innerhalb dieses Panels, deren Inhalte nachfolgend kurz skizziert werden, wurden die interessierten Teilnehmer über die derzeitigen und künftigen Herausforderungen und Innovationen in der Mineralrohstoffaufbereitung, den Baustoffen und keramischen Werkstoffen und der Abfallaufbereitung informiert.

Prof. Georg Unland, derzeit sächsischer Staatsminister für Finanzen und vormals Rektor wie auch Professor am Institut für Aufbereitungsmaschinen an der TU Bergakademie Freiberg/Deutschland stellte neue Trends und Entwicklungen von Aufbereitungsmaschinen vor. Er tat dies anschaulich anhand eines Rückblicks auf die Entwicklungen bei der Aufbereitung von Kupfererzen über die letzten hundert Jahre, die geprägt und getrieben waren durch den enorm gestiegenen Bedarf an Kupfer bei gleichzeitig immer ärmer werdenden und komplexer verwachsenen Lagerstätten. Die Trends der Zukunft sieht er insbesondere in der Vergrößerung von Abbaumaschinen und Aufbereitungsaggregaten und der Erhöhung von Prozess-intensitäten. Ziel ist die Erhöhung der Gesamteffizienz, zum Beispiel durch selektive Gewinnung und Zerkleinerung (z.B. durch Einzelpartikelzerkleinerung) oder verstärkte Automatisierung von Analyse und Sortierprozessen.

Prof. Robin J. Batterham, Kernot Professor of Engineering an der Universität Melbourne/Australien erwartet keine Engpässe in der Versorgung mit mineralischen Rohstoffen. Als Beispiel dient ihm Kupfer, dessen ständig steigende Nachfrage trotz immer ärmer werdender Lagerstätten und sinkenden realen Erlösen gedeckt werden kann. Ermöglicht wurde und wird diese jahrhundertelange Entwicklung durch kontinuierliche technologische Weiterentwicklung. Bereiche, in denen er solche Innovationen erwartet, sind unter anderem die signifikante Reduktion des Zerkleinerungsaufwandes durch frühere und damit gröbere Bergevorabscheidung, die Beachtung von zerkleinerungsunwirksamen Materialbrücken und grundlegend neue Konzepte in der Grobkornflotation.

Einen Überblick über Stand der Technik und aktuelle Entwicklungen der sensorgestützten Sortierung gab Prof. Hermann Wotruba vom Institut für Aufbereitung, Kokerei und ­Brikettierung an der RWTH Aachen/Deutschland. Wichtige Beiträge dieser Technologie zur Ressourceneffizienz bestehen unter anderem im Einsatz zur Bergevorabscheidung. Sie hilft, den spezifischen Energie-, Wasser- und ­Reagenzienverbrauch der nach­folgenden Aufbereitungsprozesse zu reduzieren.

Die ständigen Veränderungen in der Welt der mineralischen Füllstoffe beschrieb Dipl.-Ing. Christian Rainer von Omya GmbH Deutschland am Beispiel des Kalziumkarbonats. Bei seiner großen Bandbreite an Einsatzbereichen unterliegt es einer Reihe von Rahmenbedingungen, deren Veränderung sich auf die gesamte Produktionskette vom Abbau bis zum Versand durchschlägt. Ein großer Themenbereich ist in dieser Hinsicht der Wettbewerb zwischen verschiedenen Füllstoffkonzepten, der die Hersteller zu stetiger Weiterentwicklung zwingt.

Prof. Helmut Flachberger vom Lehrstuhl für Aufbereitung und Veredlung an der Montanuniversität Leoben/­Österreich stellte seine laufenden industrienahen Dissertationen kurz vor und ging auf den Themenbereich der elektrostatischen Sortierung näher ein. Die wesentlichen Forschungsaspekte am Lehrstuhl sind dabei die Erweiterung des klassischen Einsatzgebietes in der Mineralaufbereitung und der Sekundärrohstoffaufbereitung, Entwicklungen zur elektrostatischen Sortierung von Partikeln unter 100 µm und die Forschungsbemühungen für ein besseres Verständnis der Vorgänge bei der triboelektrischen Aufladung.

Seit einigen Jahren wird seitens der Farben- und Lacke-Industrie vermehrt versucht, den Einsatz von organischen Lösungsmitteln durch wasserbasierte Rezepturen zu ersetzen. Mit den damit einhergehenden erhöhten Qualitätsanforderungen an die Füllstoffe und den dazu notwendigen Maßnahmen in ihrer Produktion beschäftigten sich Dipl.-Ing. Alexander Kristen von Imerys Performance Minerals & Talc und Eric ­Rumeau von Mapaero Aerospace Coatings.

Im Gegensatz zu vielen anderen Elementen kann Wolfram in vielen seiner technischen Anwendungen nicht ersetzt werden. Dr. Wolfgang Köck von Plansee SE/Österreich präsentierte eine Reihe von Maßnahmen, um die Versorgung mit dem für sein Unternehmen essentiellen Rohstoff sicherzustellen. Der Bogen spannt sich dabei von langfristigen Investitionen in die Aufsuchung und bergmännische Gewinnung bis hin zum Aufbau von Sammelsystemen und modernen Recyclingtechnologien.

Dr. Kurt Rabitsch von der Treibacher Industrie AG/Österreich berichtete von der kritischen Versorgungssituation mit den „seltenen Erden“. Obwohl weltweit sehr große Reserven bekannt sind, finden Abbau und Extraktion der Metalle fast ausschließlich in der VR China statt. Mit der boomenden chinesischen Wirtschaftslage und den strengen Exportbeschränkungen sind sie für die westliche Welt nur mehr schwer zugänglich. Der Vortrag zeigte aber auch auf, dass die begehrtesten SE-Elemente in den verschiedenen Anwendungen oft relativ einfach durch andere Vertreter ersetzt werden können.

Mag. Heinrich Obernhuber von der Maschinenfabrik Liezen MFL & Gießerei Ges.m.b.H./Österreich zeigte die Bedeutung des Maschinen- und Anlagenbaues unter besonderer Berücksichtigung der Aufbereitungstechnik für die österreichische Wirtschaft auf. Sein überraschend großer Anteil am BIP, die Produktivität in dieser Sparte und die Struktur des hohen Exportanteils wurden beleuchtet.

Durch die geplante und beschlossene „Energiewende“ in Deutschland bis 2050 – mit Atomausstieg und Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energien – wird eine grundlegende Umstrukturierung der elektrischen Energieversorgung notwendig werden. Dr. Reinhold Elsen von der RWE Power AG/Deutschland beschrieb die derzeitige Abdeckung der Grundlast mit Braunkohlekraftwerken und einem abnehmenden Atomkraft-Anteil. Mit dem geplanten hohen Anteil erneuerbarer Energie werden die aktuellen Kohlekraftwerke nicht mehr effizient eingesetzt werden können und müssen durch neue Typen zur Abdeckung der Spitzenlast ersetzt werden.

Mag. Bernd Buchberger von der RHI/Österreich beschäftigte sich mit den aktuellen Herausforderungen an die Feuerfestindustrie. Die Veränderungen in den letzten Jahren ergaben sich einerseits durch geänderte Kundenwünsche, andererseits durch steigende Energiepreise und kostenintensive rechtliche Verschärfungen wie REACH, Emissionswerte und CO2-Handel.

Nach einem kurzen Überblick über die wichtigsten Werkstoffe der Feinkeramik referierte Dipl.-Ing. Georg Kogler, Ibiden Frauenthal GmbH/Österreich, über die wesentlichen Rohstoffquellen. Versorgungsengpässe, Preisanstiege und geänderte Qualitätsansprüche haben in den letzten Jahren neue Anforderungen an Keramiker und deren Rohstofflieferanten gestellt. Der Vortrag endete mit einem Ausblick auf Werkstoffentwicklungen der nächsten 25 Jahre und die daraus resultierenden Anforderungen an die Rohstofflieferanten.

Dipl.-Ing. Tobias Elwert, TU Clausthal/Deutschland, stellte ein Projekt zum Recycling von Lithium-Ionen-Traktionsbatterien vor. Es wurde gezeigt, dass Lithium aus den Schlacken des Umicore UHT-Prozesses mittels Flotation sehr effektiv wiedergewonnen werden kann, wenn es als Aluminatphase in einer silikatischen Matrix vorliegt. Andernfalls ist die hydrometallurgische Schiene die bessere Wahl.

Prof. Roland Pomberger vom Lehrstuhl für Abfallverwertung an der Montanuniversität Leoben/Österreich beschrieb im letzten Vortrag die aktuellen Entwicklungen bei festen Sekundärbrennstoffen in technischer, rechtlicher und wirtschaftlicher Hinsicht. Nach verschiedenen Qualitätskriterien für die Ersatzbrennstoffe endete der Vortrag mit Betrachtungen über Zusammenhänge zwischen primären und sekundären Rohstoffmärkten.

Der Leobener Bergmannstag – ­EUMICON 2012 sollte als eines der Hauptziele eine breiten- und medienwirksame Bewusstseinsbildung für die Bedeutung mineralischer Rohstoffe bewirken. Ein ebenso wichtiger Punkt ist aber auch die Verwertung der am Kongress präsentierten Informationen, damit eine nachhaltige Versorgung mit mineralischen Rohstoffen für die Zukunft Österreichs und Europas gewährleistet werden kann.


Autor/Author:
Dipl.-Ing. Wolfgang Öfner,
Lehrstuhl für Aufbereitung und ­Veredlung, ­Montanuniversität Leoben/Österreich
Chair of Mineral Processing, ­Montanuniversität Leoben/Austria
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