Aktuelle Marktentwicklungen

Aufschwung in Russlands Bergbauindustrie

Zusammenfassung: Trotz weltwirtschaftlicher Instabilität und sektoralen Sanktionen gegen Russland entwickelt sich die Bergbauindustrie dort positiv. Die Wettbewerbsfähigkeit der russischen Unternehmen war in den letzten Jahren insbesondere infolge des Rubelverfalls und von Modernisierungsmaßnahmen sowie einer Verringerung der Produktionskosten gestiegen. Für das neue Jahrzehnt geht das russische Wirtschaftsministerium von einem Aufschwung und Wachstumsraten von über 3 % aus, was auch die Bergbauindustrie weiterhin beflügeln wird.

1‌ Einführung

Die politische und wirtschaftliche Instabilität, die Situation in der Ukraine, die derzeitige Entwicklung bei den Sanktionen und die Unsicherheit und Volatilität der Finanz- und Handelsmärkte sind nicht ohne Einfluss auf die russische Wirtschaft. Nirgendwo wird dies deutlicher als bei dem umstrittenen Nord Stream 2 Projekt (Bild 1). Die USA versuchen mit Sanktionen den Bau der Gaspipeline durch die Ostsee von Russland nach Deutschland kurz vor der Fertigstellung zu stoppen. Deutschland und einige andere europäische Staaten halten unverändert an dem Projekt fest, um die energiepolitische Unabhängigkeit Europas zu gewährleisten. Die Amerikaner sehen die Energiesicherheit in Europa durch das Projekt gefährdet. Dies wird hier allerdings eher als Vorwand gesehen, um Europa mit US-amerikanischem Flüssiggas zu versorgen.

Die russische Wirtschaft hat sich in den letzten Jahren besser als erwartet entwickelt, und auch die Aussichten für die kommenden Jahre sehen grundsätzlich gut aus. Bild 2 zeigt die Prognosen des realen BIP-Wachstums für Russland und für andere Wirtschaftszonen gemäß dem IMF (International Monetary Fund) im Vergleich zu den Daten des russischen Wirtschaftsministeriums. Vom IMF wird für Russland im Jahr 2019 ein Wachstum von 1,1 % erwartet. Eine Wachstumsbremse war die Mehrwertsteuererhöhung im Januar des Jahres. Für 2020 werden 1,8 % und für die Jahre bis 2024 2,0 % Wachstum prognostiziert. In Russland geht man für 2019 von einem Anstieg von 1,3 % aus. 2020 soll das BIP (Bruttoinlandsprodukt) um 1,7 % wachsen, danach sind 3,1 % im Jahr 2021, 3,2 % im Jahr 2022 und 3,3 % jeweils in den Jahren 2023 und 2024 geplant. Hemmend könnte sich dabei aber eine länger anhaltende Rezession der Weltwirtschaft auswirken.

Die russische Regierung plant eine massive Verbesserung der Infrastruktur, die das größte Flächenland der Erde nachhaltig verändern könnte. Bis 2014 sollen umgerechnet mehr als 80 Mrd. € in 11 föderale Projekte fließen, 9 Projekte betreffen den Transportsektor und 2 Projekte betreffen den Energiesektor. Insgesamt umfasst der Ende 2018 verabschiedete Entwicklungsplan 690 Einzelvorhaben. Mit der Entwicklung von Knotenpunkten für Logistik und Transport sollen die Ballungszentren im Land besser vernetzt werden. Die Bahntrasse „Eurasia“, die Teil des chinesischen „One belt, one road“-Projektes ist, soll Peking und Berlin bis zum Jahr 2027 in 40 Stunden verbinden. Die russische Staatsbahn erwartet bis 2050 ein Passagier- und Frachtaufkommen von 37 Mio. Fahrgästen bzw. etwa 150 Mio. t Fracht pro Jahr. Aber auch die Verbesserung des Inlandsluftverkehrs und der Schifffahrtswege steht auf der Agenda.

2 Wichtigste Sektoren der Bergbauindustrie

Bei Bodenschätzen ist Russland eines der reichsten Länder [1; 2]. Nahezu alle wichtigen Bodenschätze werden abgebaut: Basis- und Edelmetalle, Kohle, Eisenerz, Bauxit sowie Diamanten. Bild 3 zeigt Russlands Anteil an der weltweiten Produktion wichtiger Rohstoffe. Insbesondere bei den Platingruppenmetallen und bei Diamanten hat man eine führende Rolle in der Bergbauindustrie. Russlands Anteil an den weltweiten Reserven wichtiger Rohstoffe ist in Bild 4 dargestellt. Bei Rohdiamanten hat Russland die unangefochtene Spitzenstellung. Bei Kohle kommt man auf 15 % der weltweiten Reserven und einen 2. Platz im internationalen Ranking hinter den USA. Bei den Platingruppen-Metallen kommt man auf den 2. Platz hinter Südafrika. Bei Eisenerz, Gold und Blei kommt Russland auf einen guten 3. Platz im weltweiten Ranking. Bei Nickel, Kupfer, Kobalt und den Seltenen Erden liegt Russland ebenfalls auf vorderen Plätzen.

Die russische Minenindustrie hat sich in den letzten Jahren positiv entwickelt. Dies wird an dem Anteil an der BIP-Bruttowertschöpfung deutlich (Bild 5). In den Jahren 2003 bis 2019 lag der Quartalsdurchschnitt für den Bergbauanteil am BIP bei 1263 Mrd. Rubel. Ein Allzeithoch wurde im 1. Quartal 2019 mit 2085 Mrd. Rubel erzielt. Das jeweilige 4. Quartal eines Jahres war normalerweise aufgrund der frühen strengen Winter unterdurchschnittlich. Von Einbrüchen aufgrund von Wirtschaftssanktionen ist hier aber keine Spur. Im Gegenteil, der Kurseinbruch des Rubel hat die Wettbewerbsfähigkeit des russischen Bergbaus eher beflügelt. Aufgrund verminderter Maschineneinfuhren infolge der Sanktionen erstarkte die heimische Zulieferindustrie. Technik-engpässe wurden angegangen und teilweise wurde veraltete Technik durch moderne Ausrüstung ersetzt.

2.1 Kohleindustrie

Russlands Kohlevorkommen erstrecken sich über 22 Gebiete mit etwa 120 verschiedenen Lagerstätten. Derzeit betragen die vorhandenen Reserven etwa 160 Mrd. t, 43,4 % davon betreffen Steinkohle und Anthrazit und 56,5 % betreffen subbituminöse Kohle und Braunkohle. In den derzeitigen Abbaugebieten gibt es mehr als 60 aktive Untertage- und 55 Tagebaue. 90 % der Braunkohle wird im Tagebau gefördert, bei Steinkohle sind es 65 %. 2018 war man mit insgesamt 439 Millionen Jahrestonnen (Mta) hinter China, den USA, Indien, Australien und Indonesien der sechstgrößte Kohleproduzent. Von dieser Menge entfielen 345 Mta auf Kesselkohle (Steinkohle und Braunkohle und 94 Mta auf Hüttenkoks (Kokskohle). Im Jahr 2018 wurde die Kohleproduktion gegenüber 2017 um 7,6 % gesteigert. Russland ist der drittgrößte Exporteur von Steinkohle weltweit, nach Australien und Indonesien.

Der Steinkohlenbergbau befindet sich in Russland vollständig im Besitz von privaten Unternehmen. Marktführer ist das Unternehmen SUEK (Siberian Coal Energy Company) mit einem Absatz von 113,8 Mta Kohle bzw. einen Marktanteil von 25 % im Jahr 2018. 55,4 Mta der Fördermengen gingen in den heimischen Markt, 58,4 Mta der Produktion wurden exportiert (40 % Marktanteil in Russland). SUEK besitzt über 9 Regionen des Landes verteilt 27 operative Minenbetriebe (Bild 6). Mehr als 70 % der Fördermengen wurden im Tagebau produziert. 42 Mta der produzierten Kohle durchliefen eine der 9 Kohlewaschanlagen. So konnte 2018 über 80 % hochwertige Exportkohle erzeugt werden. Das Unternehmen verfügt daneben über 10,9 GW Kraftwerksleistung in Russland. Für den Export stehen 3 moderne Häfen zur Verfügung. Das sind das Schüttgut-Terminal (Bulkterminal) Vanino an der Küste zu Japan, der Handelshafen Murmansk (Commercial Seaport) sowie der Maly Hafen in der Nähe von Vostochny an der Ostküste.

Auf Platz 2 im Ranking folgt KRU (Kuzbassrazrezugol), die zu der UMMC (Uran Mining and Metallurgical Company) gehören. Zuletzt betrug deren Fördermenge 52,7 Mta. Die gesamte Kohle kommt aus dem Kuzbass-Revier, wo man 16 Kohlegruben betreibt. Bis auf die Mine Baykaimskaya sind alles Tagebaubetriebe (Bild 7). 90 % der Fördermenge durchläuft Kohleaufbereitungs- und Waschanlagen. Bei KRU gingen 67 % der Kohle in den Export. Auf den nächsten 3 Plätzen im Ranking folgen SDS-Ugol mit 7 % Marktanteil, sowie Mechel und die Evraz Gruppe mit jeweils 5 %. Mechel ist Russlands führender Hüttenkoks-Produzent, man kontrolliert über 25 % der Kokskohle-Waschkapazität. Mechel ist neben der Kohlegewinnung bei der Gewinnung von Eisenerz und der Verhüttung aktiv. Kokskohle wird außerdem auch von dem Stahlunternehmen Evraz produziert, zu denen die Minen Raspadskaya und Yushkuzbassugol gehören. 2018 wurden dort 24,2 Mta Kokskohle produziert.

Aufgrund der steigenden Nachfrage nach Kesselkohle insbesondere in Fernost wird Russland seine Fördermengen und Infrastruktur weiter ausbauen. Dies wird dadurch begünstigt, dass über 90 % der Reserven in Sibirien und den Fernostregionen liegen. 2018 stammten allein 60 % der Kohleproduktion aus der Kuzbass-Region. In den Märkten in Japan, Korea und Taiwan werden in erster Linie hochwertige Kesselkohlen mit Heizwerten von 5600 kcal und höher verlangt. Bereits im Jahr 2014 wurde von der Regierung ein Programm zur „Entwicklung der Kohleindustrie in der Russischen Föderation bis 2030“ aufgelegt. Der russische Energieminister stellte Ende des letzten Jahres ein ehrgeiziges Ziel vor, welches die Verdopplung der Exporte auf 200 Mta nach Asien vorsieht. Die Planungen der großen Kohleunternehmen sehen deshalb alle Kapazitätserweiterungen vor.

2.2 Eisenerz

Im Jahr 2018 hat Russland 71,7 Mta Roheisen produziert, das entspricht Platz 6 im weltweiten Ranking hinter China, Indien, Japan, die USA und Südkorea. Bei den Stahlexporten ist Russland mit 33,3 Mta weltweit die Nummer 3 hinter China und Japan. Russland ist mit etwa 95 Mta der fünftgrößte Produzent von Eisenerz, hinter Australien, Brasilien, China und Indien. Etwa 15 % der weltweiten Reserven an Eisenerz bzw. 25 Mrd. t werden in Russland vermutet. Bezogen auf den Eisenanteil sind nur die Reserven in Australien und Brasilien größer. Das wesentliche Abbaugebiet ist seit Jahren die Kursk Magnetanomalie (KMA) im Westen des europäischen Landesteils, wo allein Ressourcen in Höhe von 200 Mrd. t mit Eisenerzgehalten zwischen 35 und 60 % vermutet werden.

Die Eisenerzproduktion wird von den fünf Unternehmen Metalloinvest, Severstal, Evraz, NLMK und MMK dominiert. Marktführer ist Metalloinvest, die über 14 Mrd. t nachgewiesene Reserven in den beiden Minen Lebedinsky GOK und Mikhailovsky GOK und geschätzte 138 Jahre Lebensdauer verfügen. 2018 wurden 40,4 Mta Eisenerz produziert, nach 39,5 Mta im Jahr 2015. Mit einer Pelletproduktion (Bild 8) in Höhe von 27,7 Mta ist das Unternehmen die weltweite Nummer 2 hinter Vale (55,3 Mta). Metalloinvest produzierte daneben 7,8 Mta HBI/DRI-Produkte (Hot-Briquetted Iron / Direct Reduced Iron) und ist damit der einzige russische Hersteller. Zu Metalloinvest zählen die Stahlhersteller OEMK und Ural Steel mit einer Stahlerzeugung von 5,1 Mta im Jahr 2018. Das Produktionsportfolio hat sich von Eisenerz (43 % im Jahr 2012) hin zu Pellets (56 % im Jahr 2019) und HBI/DRI-Produkte (17 % bei nur noch 27 % Eisenerz) verschoben.

Auf Platz 2 bei der Produktion von Eisenerz folgt NMLK (Novolipetsk), der größte Stahlhersteller Russlands, mit 24,3 % Marktanteil bzw. 17,4 Mta Eisenerzkonzentrat. NMLK ist in der Lage, seine Roheisenproduktion komplett mit Eisenerz aus eigener Produktion zu versorgen (Bild 9). Bis 2022 soll die Konzentratproduktion auf 20 Mta erhöht werden. NLMK will seine Eisenerzkapazitäten von 13,9 Mta im Jahr 2013 auf 17,9 Mta im Jahr 2017 steigern. Auf dem nächsten Platz folgt Severstal mit einer Produktionsmenge von 16,4 Mta Eisenerzpellets aus den beiden Minen Karelsky Okatysh und Olkon. Danach folgt Evraz, deren Eisenerzproduktion 2018 auf 13,5 Mta sank, nach 13,7 Mta im Jahr 2017. Evraz produzierte 2018 11,1 Mta Roheisen. Die Selbstversorgung mit Eisenerz (Bild 10) lag bei 79 %. Weitere wichtige Eisenerzproduzenten sind die Schweizer Eurochem, Mechel und MMK (Magnitogorsk Iron & Steel Works).

2.3 Basismetalle und Platingruppenmetalle

Russland ist vor allem reich an den Basismetallen Nickel, Blei, Kupfer, Zink und Vanadium sowie den Platingruppenmetallen (PGM) Platin und Palladium. Die Märkte für diese Metalle sind zuletzt wieder im Aufwind. Der Preis für Palladium ist geradezu explodiert. Seit Beginn des Jahres 2019 ist der Preis um 50 % auf 1937 US$/Unze (Oz) gestiegen. Jetzt wird die Marke von 2000 US$/Oz angepeilt. Palladium ist damit mit Abstand das teuerste Edelmetall. Die wichtigsten Abnehmer für Palladium sind Nordamerika (28 %), China (23 %), die EU (22 %) und Japan (13 %). Bei Platin sind es China (29 %), die EU (26 %), Nordamerika (14 %) und Japan, bei Kupfer China (50 %) und die USA (8 %) und bei Nickel sind es China (52 %) und das sonstige Asien (25 %). Wichtigste Impulsgeber für die o.g. Metalle sind der Edelstahlsektor, die Autoindustrie sowie der Batteriesektor.

Norilsk Nickel ist mit einer Produktionsmenge von 0,158 Mta im Jahr 2018 in Russland und 0,219 Mta weltweit bzw. einem Marktanteil von 13,7 % an der weltweiten Produktionsmenge der größte Nickelhersteller. Neben Nickel wurden von dem Unternehmen 2018 in Russland 0,436 Mta Kupfer abgebaut. Die Mengen an Platin lagen bei 642 kOz (Kilo Unze) und die an Palladium bei 2671 kOz. Während man bei Kupfer nur auf einen weltweiten Marktanteil von 1,5 % kommt, ist man bei Platin mit einem Marktanteil von 10,7 % die Nummer 3 hinter Anglo American Platinum (19 %) und Impala Platinum (11 %). Bei Palladium ist Norilsk Nickel mit einem weltweiten Marktanteil von 40 % die klare Nummer 1 (Bild 11). Auf den weiteren vorderen Plätzen folgen dort Anglo American Platinum und Impala Platinum. Neben den o.g. Metallen produziert Norilsk Nickel Kobalt, Rhodium, Iridium, Ruthenium u.a.

Die Russlandmengen von Norilsk Nickel stammen aus den 4 Minen der Polar Division auf der Taimyr-Halbinsel nördlich des Polarkreises sowie aus 2 Minenkomplexen mit Tagebau- und Untertagebauminen auf der Kola-Halbinsel. In der Polar Division wurden 2018 etwa 17,3 Mta Erz abgebaut, bei Kola MMC waren es 7,9 Mta Erz. Die Anreicherung der Erze erfolgt in den beiden Betrieben Talnakh und Norilsk. Bild 12 zeigt, wie das Unternehmen in den letzten Jahren die Produktionsvolumen (als preisliches Nickeläquivalent bezogen auf das 1. Halbjahr 2017) steigern und dabei die spezifischen Produktionskosten senken konnte. Norilsk Nickel plant einen stetigen weiteren Ausbau der Produktion. Bis 2030 will man in Russland 0,25 – 0,28 Mta Nickel, 0,52 – 0,56 Mta Kupfer und 160 – 205 t Platin und Palladium produzieren. Das entspricht Produktionssteigerungen von 15 – 20 % bei Nickel, 20 – 40 % bei Kupfer und 30 – 95 % bei Platin und Palladium. Die Schwefelemissionen durch die Hüttenbetriebe will man drastisch senken. Für die Polar Division wird eine Reduzierung um 95 % bis 2030 angestrebt.

Die weiteren wichtigen Minenunternehmen zur Gewinnung von Kupfer, Blei und Zink sind UMMC (Ural Mining and Metallurgical Company) und RMK (Russian Copper Company). UMMC umfasst 40 Firmen mit einem Jahresumsatz von mehreren Mrd. US$. Bei den Basismetallen besitzt man 8 Minenkomplexe, die u.a. Gold, Silber, Kupfer (Bild 13), Blei und Zink abbauen. UMMC kommt bei Kupfer ebenso wie Norilsk Nickel auf einen weltweiten Marktanteil von 1,5 %. Bei Zink kommt man auf 2 % Marktanteil. RMK besitzt 5 Minen in Russland, von denen die Mine Mikheevsky GOK mit einer Kapazität von 18 Mta Erz die größte ist. Eine weitere Mine mit ähnlich großer Kapazität von 0,5 Mta Kupferkonzentrat befindet sich mit Tominsky GOK in der Entwicklung. In 2018 erzielte RMK knapp 20 % der Kupferproduktion Russlands. Weitere wichtige Unternehmen in dem Sektor sind Polymetal, Metalloinvest und Russian Platinum.

2.4 Goldgewinnung

Weltweit wurden gemäß dem World Gold Council im Jahr 2018 insgesamt 3347 t Gold aus Minen gewonnen, nach 3320 t im Jahr 2017. Das ist ein Anstieg um 1 %. Die Aussichten für Gold sind interessant, auch weil es an anderen Anlagemöglichkeiten mangelt. Allein die Zentralbanken der Länder haben 2018 etwa 651 t zu ihren Reserven hinzugefügt. Russland kommt mit einer Produktion von 297,3 t auf einen Anteil 9 % bzw. einen 3. Platz hinter China und Australien. Während manche TOP-Länder Einbußen bei ihren Produktionsmengen hinnehmen mussten, sind die russischen Goldgewinnungsmengen im Jahr 2018 um beachtliche 10 % gestiegen. Mit dem Goldabbau sind in Russland mehr als 30 Unternehmen beschäftigt. Eine Übersicht der TOP 5 zeigt Bild 14. Die TOP 5 kommen etwa auf 52 % der Fördermengen.

Führendes Unternehmen ist Polyus Gold mit einem Anteil von 23 % bzw. einer Produktion von 69,2 t (2440 kOz) im Jahr 2018 und 61,2 t im Jahr 2017. Im internationalen Maßstab kommt Polyus auf einen 5. Platz hinter Newmont, Barrick Gold, AngloGold Ashanti und Kinross Gold. Polyus verfügt über die 6 Minen Olimpiada, Blagodatnoye, Verninskoye, Kuranakh, Alluvial und Natalka (Bild 15), wobei die Olimpiada Mine auf knapp 54 % der Mengen im Jahr 2018 kommt. Für die Goldgewinnung (Bild 16) wurden 2018 etwa 38,0 Mta Erz abgebaut nach 22,5 Mta im Jahr 2013, was einen Anstieg von 69 % bedeutet. Die Goldmengen stiegen dabei nur um 48 %, was deutlich zeigt, dass auch Polyus von kleineren Goldgehalten im Erz betroffen ist. Momentan liegt der durchschnittliche Goldgehalt des Erzes bei 1,7 g/t. Die durchschnittliche verfügbare Minenlebensdauer liegt bei 26 Jahren, womit Polyus in der Branche einen Spitzenwert erzielt.

Auf dem 2. Platz im Ranking folgt Polymetal mit einem Marktanteil von 15 % bzw. einer Gewinnung von 44,3 t (GE = Gold Equivalent) im Jahr 2018. Das Unternehmen besitzt 8 Erzminen in Russland (Bild 17) und eine Erzmine in Kasachstan und hat 2018 1216 kOz Gold, 25,3 MOz Silber, 3,9 kt Kupfer und 5,4 kt Zink erzeugt. Den 3. Platz im Ranking nimmt Kinross mit einer Produktion von 13,9 t bzw. 490 kOz GE Gold in Russland ein, dicht gefolgt von der UGC Group (Uzhuralzoloto) und Petropawlowsk. Kinross besitzt die Mehrheitsrechte an der Kupol-Dvoinoye Mine von Chukotka Mining. Auf den weiteren Plätzen folgen Unternehmen mit weniger als 4 % Marktanteil. Darunter befinden sich Nordgold, Highland Gold, Vysochaisky, Susmanzoloto und Sovrudnik. Die Gruppe dieser sonstigen Unternehmen kam im Jahr 2018 auf insgesamt 87,2 t an der Gesamtmenge von 297,3 t.

2.5 Diamantenschürfung

Die weltweite Gewinnung von Rohdiamanten ist in den letzten Jahren rückläufig. Grund ist die Erschöpfung wichtiger Produktionsminen. 2018 ist gemäß dem „The Diamond Insight Report 2019“ der De Beers Group die Leistung auf 154 Mio. Karat gegenüber 158 Mio. Karat im Jahr zuvor um 4,3 Mio Karat gefallen. Der Wert der Rohdiamantenproduktion stieg dagegen 2018 mit 17,4 Mrd. US$ gegenüber dem Vorjahr um 0,5 Mrd. US$. Russland konnte seinen Marktanteil mit einem Volumen von 43 Mio. Karat trotz rückläufiger Förderung mit 27 % Marktanteil vor Botswana mit 16 % halten. Die weiteren wichtigen Förderländer im Jahr 2018 waren Kanada, DR Kongo, Australien, Angola und Südafrika. Insgesamt kommen die TOP 7 Länder auf etwa 91 % der Fördermengen. Botswana, Kanada und Angola konnten ihre Fördermengen zuletzt leicht erhöhen, während die Mengen bei der DR Kongo, Australien und Südafrika neben Russland rückläufig waren.

Die wichtigsten weltweiten 5 Diamantenproduzenten bezüglich der Umsätze sind De Beers mit 34,5 %, Alrosa aus Russland mit 26 %, sowie Rio Tinto, Petra Diamonds and Gem Diamonds auf den weiteren Plätzen. Bei den Volumina hat Alrosa knapp mit 25 % die führende Position vor De Beers (24 %), Rio Tinto (12 %), Cataoca (6 %) und Petra Diamonds (3 %). Alle übrigen Unternehmen kommen auf einen Anteil von 30 %, d.h. die TOP 5 haben 70 % Marktanteil. Interessant ist, wenn man sich die Wertschöpfungskette in der Diamantenindustrie anschaut. Während die Produktion der Rohdiamanten „nur“ auf einen Wert von 17 Mrd. US$ kommt, liegt der Wert der geschliffenen Diamanten bei 26 Mrd. US$, wobei 90 % der Bearbeitung der geschliffenen Diamanten in Indien erfolgt. Der jährliche Wert der Juwelier-Diamanten wird auf etwa 80 Mrd. geschätzt [3].

2018 war Alrosa die weltweite Nummer 1 bei der Förderung von Diamanten mit 36,7 Mio. Karat. In Russland kommt man auf fast 90 % der Produktion und hat damit praktisch eine Monopolstellung. Die nachgewiesenen Reserven des Unternehmens liegen bei 628 Mio. Karat und erlauben damit eine Diamantengewinnung für etwa die nächsten 17 Jahre. Durchschnittlich beträgt zur Zeit der Anteil an Diamanten 0,91 Karat/Erz. Man verfügt in der Republik Jakutien und in der Arkhangelsk Region insgesamt über 11 Diamantenminen (Bild 18), davon 8 Übertage und 3 Untertage sowie zahlreiche weitere Alluvial-Vorkommen. Im internationalen Maßstab besitzt Alrosa 5 der wichtigsten 10 Diamantenminen, wobei die Minen Jubilee, Nyurbinskaya und Almazy momentan die größten Fördermengen liefern. Zuletzt wurden die beiden Minen Mir und Udachny, die seit den 1950er Jahren als Tagebauminen eingerichtet wurden, auf einen Untertagebetrieb umgerüstet.

In den nächsten 5 Jahren will Alrosa insbesondere 4 seiner Minen weiter ausbauen, um verminderte Produktionen der Minen Jubilee und International (Bild 19) zu kompensieren. Verkhne-Munskoye und die Nyurba Division sollen in 2020 jeweils +2 Mio. Karat liefern, die Udachny Untertagemine soll +3 Mio. Karat bis 2021 produzieren und schließlich soll eine Engpassbeseitigung bei Severalmaz bis 2022 zusätzlich 1,8 Mio. Karat liefern. Die Gelder dazu sind bewilligt. Der russische Staat ist an Alrosa mit 43,93 % beteiligt, die Republik Jakutien besitzt 25 % Anteil und die restlichen 23,07 % befinden sich in Streubesitz. An der Catoca Mining Company in Angola hält Alrosa zudem eine 32,8 % Beteiligung. Ein weiteres Diamanten-Abbauunternehmen in Russland ist AGD Diamonds, die die Grib-Diamantenmine ca. 130 km nordwestlich von Arkhangelsk ausbeuten. 2018 wurden dort fast 5 Mio. Karat gefördert.

3 Ausblick

Die Zukunft der russischen Minenindustrie ist auf weitere Investitionen ausgerichtet. Dabei geht es praktisch immer um zwei Zielrichtungen: eine Durchsatzsteigerung und eine Verbesserung der Ausbeute bei der Metallgewinnung bzw. verbesserte Qualitäten im Kohlebergbau. Nimmt man einmal das Vorzeigeunternehmen Norilsk Nickel so wird deutlich, um welche Investitionsgrößenordnungen es geht. Für den kommenden 5-Jahreszyklus sollen dort die jährlichen Investitionen von derzeit 1,3 bis 1,5 Mrd. US$ auf 3,5 bis 4,0 Mrd. US$ angehoben werden. Erst ab 2026 ist wieder ein reduziertes CapEx von < 2,0 Mrd. US$ geplant. Das momentane Fortbestehen der Sanktionen gegenüber Russland spielt in diesen Betrachtungen offensichtlich keine wesentliche Rolle, da für die erforderlichen Technologiesprünge verstärkt heimische Ausrüster herangezogen werden. Westliche Anbieter haben dabei öfter das Nachsehen, solange an den Sanktionen festgehalten wird.

Literatur • Literature

[1] Harder, J.: Russian’s resources – Overview of the mining industry in Russia. AT MINERAL PROCESSING, 09/2010, pp. 80–93

[2] Harder, J.: Good business despite sanctions – Current mining development in Russia. AT MINERAL PROCESSING, 12/2015, pp. 48–63

[3] Harder, J.: Production of rough diamonds – Current market and technology trends. AT MINERAL PROCESSING, 09/2017, pp. 68–80

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