Deutsche und afghanische Wirtschaft wollen enger zusammenarbeiten


Quelle: DAGeV

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Mit einer gemeinsamen Vision für beide Länder ging das zweite ‚Deutsch-Afghanischen Wirtschaftsforum’ in Essen zu Ende. Der Veranstalter, die ‚Deutsch-Afghanische Gesellschaft e.V.’, sieht die bilateralen Beziehungen auf einem guten Weg.
 
Die ‚Deutsch-Afghanische Gesellschaft e.V.’ (DAGeV) mit Sitz in Kabul, Masar-e Scharif, Berlin und Hauptsitz in Essen zieht eine positive Bilanz des zweiten ‚Deutsch-Afghanischen Wirtschaftsforums’ (DAWF) vom 3. bis zum 5. Mai 2018. Manager und CEOs deutscher wie afghanischer Wirtschaftsunternehmen und ebenso Vertreter von Wirtschaftsverbänden und aus der Politik beider Länder sind auch in diesem Jahr nach Essen gereist, um der Konferenz in der Messe Essen beizuwohnen. Schwerpunkte der von Prof. Dr. Stefan Heinemann, Prorektor der FOM – Hochschule für Oekonomie und Management, moderierten Konferenz sind die Themenfelder Energie, Bergbau, Public Private Partnership (PPP), Bildung und Ingenieursdienstleistungen. Zu den Teilnehmern zählen unter anderem Manager der DMT Group, der Bfz-Essen GmbH, der EnergieAgentur.NRW, wie ebenfalls der namhafte afghanische Großunternehmer Ismail Ghazanfar, CEO der Ghazanfar Group, der eine Vielzahl seiner Projekte in Afghanistan mit deutschem Know-How verknüpfen möchte.
 
„Wir wollen die menschlichen, kulturellen und Verbindungen zwischen Deutschen und Afghanen festigen und weiterentwickeln. Denn das Miteinander – vor allem menschlich, aber auch wirtschaftlich – verleiht Antrieb und spendet Hoffnung. Und nur mit Hoffnung gibt es auch eine Zukunft“, betont DAGeV-Präsident Elias Omar in seiner Eröffnungsrede.
 
Wie Deutschland im Herzen Europas sei Afghanistan eine Brücke zwischen Ost und West in Asien. Es gehe um strategisches Miteinander, beidseitig wohlgemerkt, verdeutlicht Omar: „So wie die afghanische Republik von dem deutschen Know-How und deutscher Ingenieurskraft profitiert, profitiert die Bundesrepublik ebenso von der Erschließung neuer Absatzmärkte. Eine Win-win-Situation entsteht.“ Die DAGeV habe sich zum Ziel gesetzt, als vermittelndes Bindeglied zwischen der deutschen und der afghanischen Wirtschaft zu fungieren. Omar: „Dabei ist es uns auch ein besonderes Anliegen, das Bild Afghanistans in den deutschen Medien mehr Tiefenschärfe zu verleihen.“ Afghanistan habe so viel mehr zu bieten – allem voran die harte Arbeit an einer neuen Zukunft. „Die Bemühungen der Menschen vor Ort wie auch das Engagement der Menschen aus dem Ausland und die Fortschritte, die das Land macht, kommen leider medial viel zu kurz“, beklagt Elias Omar.
 

Quelle: DAGeV
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Die Themen: Energie, Bergbau, PPP, Bildung und Ingenieursdienstleistungen

Die Konferenz steht ganz im Zeichen der Anerkennung der Leistung und Arbeit von Ralf Schönfeldt, Mitbegründer und Vizepräsident der DAGeV, der vor wenigen Wochen im Alter von nur 49 Jahren überraschend verstorben ist. „Ralf war eine wichtige Säule und eine treibende Kraft der Deutsch-Afghanischen Gesellschaft. Mit seiner Energie, seiner Kreativität und seinem schier unermüdlichen Tatendrang wird er uns fehlen. Sein Tod hinterlässt nicht nur eine Lücke in unserer Arbeit. Er hinterlässt auch eine Lücke in unseren Herzen“, betont DAGeV-Präsident Elais Omar in seiner Eröffnungsansprache. Die Konferenz gedenkt Ralf Schönfeldt und ebenso mit einer Schweigeminute den Opfern die jüngsten Sprengstoffanschläge in der afghanischen Hauptstadt Kabul, bei denen mindestens 25 Menschen getötet und 49 schwer verletzt worden sind. „Einer dieser furchtbaren Anschläge galt gezielt Journalisten, jungen Reportern, die informieren wollten über den Alltag in Afghanistan. Wir gedenken ihnen, denn junge Menschen wie sie sind die Zukunft unseres Landes. Und sie sind unermüdlich – sei es in den Medien, der Wissenschaft oder der Wirtschaft – unser Land wiederaufzubauen“, betont Prof. Dr. Abdul Rahman Ashraf, Botschafter a.D. der Islamischen Republik Afghanistan in Berlin.
 
Eine hundertjährige deutsch-afghanische Freundschaft
„Die bereits zweite Auflage des Deutsch-Afghanischen Wirtschaftsforums in Essen erfüllt mich, als (stellv.) Sonderbeauftragten der Bundesrepublik für Afghanistan, mit großer Freude. Das Forum ist ein wichtiger Schritt, die bilateralen Wirtschaftsbeziehungen zwischen Afghanistan und Deutschland zu stärken und so zur Stabilisierung Afghanistans beizutragen“, betont Oliver Owcza, Leiter des Länderreferats Afghanistan und Pakistan, in seinem Grußwort. Der Ausbau der Wirtschaftsbeziehungen im deutsch-afghanischen Verhältnis verdiene einen hohen Stellenwert. Owcza: „Dabei können beide Länder auf ihre über hundertjährige Freundschaft und ihr gemeinsames Potenzial setzen. Wirtschaft und Handel zählen zu den Kernkompetenzen Deutschlands in seinen internationalen Beziehungen. Und auch für Afghanistan spielt der Handel, aufgrund seiner zentralen Lage als Drehscheibe zwischen den Kultur- und Wirtschaftsräumen Vorder-, Zentral- und Südasiens, traditionell eine herausragende Rolle.“ In der bilateralen Entwicklungszusammenarbeit der Bundesrepublik bildeten Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung seit langem einen Schwerpunkt. So unterstützt die Bundesregierung von Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel Afghanistan beim Aufbau der Infrastruktur, bei der Entwicklung des Finanzsystems, in der Landwirtschaft, der Berufsbildung oder auch beim Aufbau von IT-Expertise.
 
Städtekooperation zwischen Masar-e Sharif und der Stadt Essen
Thomas Kufen, Oberbürgermeister der Stadt Essen, nimmt beim Wirtschaftsforum eine ganz besondere Rolle ein. Aus den Händen des DAGeV-Präsidenten wird ihm ein Brief von seinem Amtskollegen Mohammad Nasir Aini, Bürgermeister der Provinzhauptstadt Masar-e Sharif in Nord-Afghanistan, übereicht. „Ich (…) erbringe Ihnen meine besten Wünsche und hoffe, Ihr Einverständnis vorausgesetzt, dass wir eine Kooperationsvereinbarung zwischen der Stadt Masar-e Scharif der Provinz Balkh (…) und der Stadt Essen (…) unterzeichnen, welche mit Sicherheit der Beginn einer neuen Ebene der Festigung der Beziehungen der beiden Länder sein wird“, schreibt Aini. Es ist die erste Anfrage dieser Art einer afghanischen an eine deutsche Großstadt – eine, die als Vorbild für künftige Kooperationen dienen soll. In seinem Gesuch wendet sich Bürgermeister Mohammad Nasir Aini „mit Ehrerbietung“ an seinen deutschen Kollegen: „Es ist nur angebracht, wenn wir die mehr als hundertjährige Zusammenarbeit und Hilfen des uns befreundeten Deutschlands in Afghanistan insgesamt und die außerordentlichen Hilfen, die während der letzten 15 Jahre in der Stadt Masar-e Scharif stattgefunden haben, erwähnen: Zum Beispiel den Bau des internationalen Flughafens Maulana Jalaluddin Balkhi, den Bau des 500-Betten-Krankenhaus Ibn Sina (Avecena), mehrere zehn Projekte aus dem Bereich Infrastruktur und zum Wohle der Allgemeinheit in der Stadt Masar-e Scharif – und uns auf diesem Wege stellvertretend bei Ihnen dafür bedanken.“
 
Ziel der Kooperation soll die Unterstützung und der Austausch im Akademischen und Technischen Bereich sein. Ebenso wolle Masar-e Scharif gerne beim Wiederaufbau und Entwicklung der historischen Stadt von den Essener Erfahrungen profitieren – als Vorbild im Sinne einer gut aufgestellten Verwaltung, damit die Stadt Masar-e Scharif zu einer Musterstadt nicht nur in Afghanistan, sondern in der gesamten Region werden könne. „Es besteht ebenso ein großes Interesse daran, wirtschaftliche Kooperationen mit Unternehmen aus der Bundesrepublik zu verfestigen und neue zu begründen. Deutschen Unternehmen bietet sich die Chance, beim Wiederaufbau und der weiteren Entwicklung des Landes eine zentrale Rolle einzunehmen“, bekräftigt DAGeV-Präsident Elias Omar. Ein Bild, das sehr deutlich vom ‚Deutsch-Afghanischen Wirtschaftsforum’ ausgeht ist, dass deutsche wie afghanische Unternehmen künftig enger zusammenarbeiten wollen. „Das, da bin ich mir sicher, wird das Bild Afghanistans in Deutschland mittelfristig verbessern. Und es wird dazu beitragen, dass beide Seiten von gemeinsamen Kooperationen profitieren – ökonomisch wie gesellschaftlich“, bekräftigt Omar.
 
www.dagev.org  

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