Forum MIRO –
Branchentreffpunkt der deutschen Gesteinsindustrie

Zum 8. Branchentreff der deutschen Kies-/Sand- und Natursteinindustrie, der Leitveranstaltung dieses Industriezweiges, konnte Dr. Gerd Hagenhuth, Präsident des Bundesverbandes Mineralische Rohstoffe e. V. (MIRO) 470 Teilnehmer vom 16. – 18. November 2016 in Berlin begrüßen (Bild 1). Ein interessantes Programm mit einer Plenarrunde zu den Themen Politik, Recht, Technik, Betriebswirtschaft, Umwelt und Kommunikation sowie in 8 Workshops begleitet von einer Fachausstellung mit 75 Ausstellern erwartete die Gäste. Wie üblich wurden vor Beginn der offiziellen Veranstaltung die Mitgliederversammlungen des Bundesverbandes MIRO und der Forschungsgemeinschaft MIRO durchgeführt. Am ersten Tag gab es eine Pressekonferenz zur Thematik:

Gesteinsrohstoffe:
Basis unserer Zivilisation und Zukunft (Bild 2)

Mit „Daten, Energie, Mobilität – kein Netzausbau ohne mineralische Rohstoffe“ eröffnete Gabriela Schulz, gsz Fachpressebüro Leipzig diese Veranstaltung, eine Aussage, die von hochkarätigen Vertretern der Branche untermauert wurde. Dr. Gerd Hagenhuth wies auf die „Schwergewichtigkeit“ seines Verbandes hin, denn immerhin beträgt der Bedarf an entsprechenden Rohstoffen in Deutschland 500 Mio. t/a – vom Baustoff über Energierohstoffe (Quarz – Photovoltaik) bis hin zu Kosmetika oder Pharmazeutika. Die Branche betreibt einen optimierten, nachhaltigen Rohstoffabbau. Dabei handelt es sich um einheimische Rohstoffe sowie um eine absatznahe, bedarfsorientierte und damit CO2-minimierte, kostengünstige Produktion. „Es kann nicht sein, dass unserer heimischen Produktion und der daraus resultierenden Wertschöpfung kein sorgsamer Umgang mit den Rohstoffen unterstellt wird. Das Gegenteil ist der Fall!“, schloss Dr. Hagenhuth seine Ausführungen mit Blick auf die Schwierigkeiten, die der Branche seitens der Politik, der Behörden und der Öffentlichkeit entgegengebracht werden. Unterstützung kam von Dr. Harald Elsner, Präsident der Bundesanstalt Geowissenschaften und Rohstoffe mit seinem Statement „Rohstoffgewinnung in Deutschland – ein Buch mit sieben Siegeln für die Öffentlichkeit“. Auch er betonte, dass Deutschland ein bedeutender Produzent von Baurohstoffen und teils auch von Industriemineralen ist. Importunabhängigkeit, Sicherung von Arbeitsplätzen und Wegfall grenzüberschreitender Transporte sind nicht zu unterschätzende Vorteile. Doch trotz großer  Vorkommen existieren zahlreiche Beschränkungen durch Wasser-, Natur- und Landschaftsschutzgebiete nach deutschem und europäischem Recht, Verkehrswege und Bebauungen blockieren eine große Zahl abbauwürdiger Vorkommen. Damit hat der Verband zu leben gelernt, bemängelt jedoch die in den letzten Jahren stark verminderte Akzeptanz des Rohstoffabbaus durch die Bevölkerung, aber auch einige NGO’s, der dringend entgegen zu steuern sei, beispielsweise mit Informationsbroschüren. Dabei sind berechtigte Bedenken betroffener und besorgter Bürger ernst zu nehmen, aber falsche Ideologien, die in der Öffentlichkeit verbreitet werden, sind inakzeptabel. Hier ist u. a. die Politik gefragt.

Schließlich mahnte Hans-Georg Thiem, Präsident des Landesamtes für Bergbau, Geologie und Rohstoffe Brandenburg ein komplexes Gewinnungsmanagement vor jeder Gewinnung an. Er verwies auf die Wichtigkeit einer vorsorgenden planerischen Sicherung der oberflächennahen, gewinnungswürdigen Lagerstätten am Beispiel Brandenburgs. Zu beachten sei dabei, dass die Genehmigungsverfahren selbst bei Erweiterungen von bestehenden Gewinnungsarealen immer schwieriger, langwieriger und teurer werden.

Plenarsitzung

MIRO-Präsident Dr. Gerd Hagenhuth eröffnete die Sitzung (Bild 3) mit den Hinweisen, dass in diesem Jahr besonders viele Studenten als Zukunftsträger eingeladen worden seien. Zum nächsten MIRO-Forum würden zusätzlich Bundestagsabgeordnete eingeladen, um ihnen die Fortschritte, aber auch die Nöte und Sorgen der Branche direkt zu vermitteln. Neben der fachlichen Kompetenz sei Arbeitssicherheit ein wichtiges Thema für den Verband, die Präventionsstrategie mache sich bezahlt, wie die drastisch zurückgegangenen Arbeitsunfälle beweisen. Auch an dieser Stelle betonte Dr. Hagenhuth das schlechte Image, dem die Branche durch Fehlinformation und Falschauslegung ausgesetzt sei. Sein Credo: „Die Gesteinsindustrie Deutschlands redet nicht, sie handelt – wie die umweltgerechte Rohstoffversorgung zeigt.“

Ulrich Meesmann, Berufsgenossenschaft Rohstoffe und chemische Industrie, Heidelberg bezeichnete die Gesunderhaltung der Arbeitskräfte als vorrangige Aufgabe und stellte die Kooperationsvereinbarung zwischen Bundesverband Mineralische Rohstoffe und den entsprechenden Landesverbänden vor. Angestrebt wird eine gemeinsame Umsetzung der Präventionsstrategie „Vision Zero“; die ausgearbeiteten Maßnahmen enthalten auch praxisgerechte Angebote für kleine Unternehmen.

Das Grußwort des BMU Berlin überbrachte Staatssekretär Florian Pronhold (Bild 4). Zuvor die Bitte von Dr. Hagenhuth an den Staatssekretär: „Bitte erkennen Sie an, dass die Branche den größten Massenstrom an Rohstoffen in Deutschland produziert und 25 000 sichere Arbeitsplätze schafft!“. Er brachte damit die Sorge zum Ausdruck, dass es zu einer Verlagerung der Wertschöpfung ins Ausland kommt. Florian Pronhold dankte für die gute Zusammenarbeit mit dem Verband, der das Fundament für den Industrie- und Wohnstandort Deutschland legt. Er ging aber auch auf den Konflikt ein, der in der Thematik steckt und die Herausforderungen, die bestehen und nicht nach dem Sankt-Florians-Prinzip gelöst werden könnten. Wünschenswert sei ein weiterer intensiver Dialog zwischen Ministerium und Verband und gemeinsame vernünftige Betrachtungen, beispielsweise seien neue Ideen für Ausgleichflächen gefragt. Ideologische Schützengräben seien abzubauen. Man bemüht sich auf beiden Seiten – diesen Eindruck vermittelten zumindest die zu Wort gekommenen.

EOD, Bau und RW –
Konsequenzen für die Rohstoffindustrie

Dr. Harald Elsner, BAGR, Hannover (Bild 5) stellte die Konsequenzen für die Rohstoffindustrie dar, wenn Unwissenheit besteht und durch Falschinterpretationen sogar erhöht wird. Um dem zu begegnen, erarbeitet die BGR mit dem Staatlichen Geologischen Dienst verschiedene Broschüren, beispielsweise „Industrieminerale in Deutschland“, die ein positives Bild über die Rohstoffgewinnung zeigen. In diesem Zusammenhang bemängelte Dr. Elsner die negative Darstellung dieser Thematik durch das UBA Dessau. Im Frühjahr 2017 wird eine weitere Broschüre – „Rohstoffe“ – erscheinen.

Festansprache: Innovation ist möglich

Dr. Jens-Uwe Meyer, Innolytics GmbH, Leipzig (Bild 6), führender Innovationsexperte Deutschlands, zeigte mit seinen Ausführungen, wie sich eine bodenständige Branche neu erfinden kann. An vielen Beispielen demonstrierte er, dass in der heutigen Zeit Innovation zwingend erforderlich ist, um wirtschaftlich über­leben zu können. Das Hauptproblem sei, dass die Kunden heute nicht mehr wissen, was sie wollen. „Wir wollen zwar alle Innovation, aber keiner will der erste sein (Pinguinen-Prinzip)“. Dennoch: Innovation lässt sich nicht stoppen, heute vor allem durch die Digitalisierung, die ein Innovationstreiber ist. Dr. Meyer ist überzeugt: Die Digitalisierung wird Unternehmen und Märkte nicht nur verändern, sondern von Grund auf neu definieren. In seinem sehr leidenschaftlichen und beeindruckenden Vortrag gab der Referent viele Tipps für innovative Vorgehensweisen, beispielsweise radikale Effizienzsteigerung durch komplett vernetzte Prozesse oder Kompetenzdigitalisierung (Beispiel: geblitzt.de). Wichtig sei aber, die Balance zwischen Erneuern und Erhalten zu finden. Außerdem gilt es nicht unbedingt, Neues zu erfinden, sondern sich auf Neues einzulassen und auch Scheitern zuzu­lassen (Erinnerung an Edison, der 10 000 Versuche unternahm, von denen nur vier funktionierten).

MIRO-Arbeitssicherheitswettbewerb

MIRO erhebt jährlich eine Unfallstatistik, die er mit einem Arbeitssicherheitswettbewerb kombiniert und zum Forum MIRO die ermittelten Preisträger im Rahmen der Eröffnungsfeierlichkeiten auszeichnet, so auch in diesem Jahr. Insgesamt konnten 12 Unternehmen mit Urkunden in Gold, Silber oder Bronze ausgezeichnet werden. Beispielsweise erhielten im Bereich der Naturstoff-Unternehmen die Kalksteinwerk Neandertal GmbH, Laubach und im Bereich Sand- und Kies das Werk Mühlberg der Elbekies GmbH in der Eurovia Gestein GmbH die begehrte Urkunde in Gold für herausragende Ergebnisse. Außerdem wurden wiederum Mitgliedsunternehmen ausgezeichnet, die eine Unfallfreiheit über drei, fünf oder sieben Jahre nachweisen können.

Workshops

Der Nachmittag des ersten Konferenztages und der zweite Konferenztag waren den folgenden Workshops vorbehalten, auf die im Rahmen der Berichterstattung bis auf Ausnahmen nur global eingegangen werden kann.

Aktuelles aus Recht und Gericht

Augenmaß und Ermessungsspielräume werden in vielen Fällen bei Genehmigungsverfahren von den Unternehmen gefordert, um in vertretbaren Zeiträumen unternehmerisch tätig werden zu können. Von großem Interesse waren hier sicher die Ausführungen zu aktuellen Gerichtsurteilen, beispielsweise des OVG Münster zum Thema Wasserschutzgebiet (Dr. Kay Artur Pape, Redeker Sellner Dahs, Bonn) oder zur Auswirkung des Urteils zur Weservertiefung auf die Rohstoffindustrie (Prof. Dr. Bernd Dammert, RA Dr. Dammert & Steinforth, Leipzig).

Technik – innovativ

Mit drei ausgezeichneten Vorträgen von kompetenten Referenten (Bild 7) wurde auf dem MIRO-Forum 2016 der Technikbereich wieder stärker in das Programm einbezogen. Christian Wild, F.L. Juchem & Söhne GmbH & Co. KG, Niederwörresbach gab auf der Grundlage vieler Berechnungen und Untersuchungen praktische Tipps, wie die „richtige“ Bagger-/Radladerschaufel aussieht. Ein Löffel, der optimiert an die Grabkurve angepasst ist, schafft selbst bei so verschleißendem Material wie Quarz 400 000 t in 5 Jahren ohne große Regeneration. Auch der Eindringwiderstand sowie die Form und der Spalt des Löffels wurden optimiert und an den Seiten des Löffels Räumer angebracht, um nur einige Ergebnisse zu nennen.

Bernhard W.  Tabert, Zeppelin Baumaschinen GmbH, Garching brachte es in seinem Referat „Wissen – nicht schätzen: Vom Bauchgefühl zu belastbaren Zahlen“ auf den Punkt: „Nur was ich messe, kann ich managen!“. An der Erfassung von Leerlaufzeiten und ihrer IT-Auswertung zeigte er, wie dem Unter­nehmer ein Werkzeug in die Hand gegeben werden kann, um die Arbeiten in Steinbruch besser managen zu können. Oder allgemein: man muss interne Betriebsabläufe analysieren und zum Management kommen, um Betriebskosten zu sparen. Schließlich zeigte Dr. Dirk Blume, TEAM Technology, Engineering and Marketing GmbH, Herten, dass Energie- und Prozessmonitoring eine geschlossene Lösung für die Gewinnung und Aufbereitung darstellen.

Aktuelle kartellrechtliche Entwicklungen
in der Rohstoffindustrie

Die Ermittlung unerlaubter Liefergemeinschaften durch Sek­torenuntersuchungen gelten nach Asphalt und Beton auch in der Gesteinskörnungsindustrie als sehr wahrscheinlich. Durch diese Vorgehensweise werden die gemeinsamen Absatzmöglichkeiten von mittelständischen Unternehmen stark eingeengt, während weit verzweigte Konzernstrukturen begünstigt werden. Die Sektorenuntersuchungen des Bundeskartellamtes waren nur ein Punkt des interessanten Beitrags von Dr. Jürgen Beninca, Morgan, Lewis & Bockius LLP, Frankfurt, der damit zeigte, dass Kartellrecht viel mehr als das Verbot von Preisabsprachen ist (Bild 8).

Neue Wege mit und zu gutem Personal

Auch in diesem Vortragsblock wurde den Interessierten Wissenswertes vermittelt, z. B. „Die Ausbildungslandschaft in der Gesteinsindustrie“ (Prof. Dr. Albert Daniels, TH Georg Agricola, Bochum) oder „Wie coacht man Betriebsleiter?“ (Sabine Gilliar, Gilliar Consulting, Darmstadt)

Ausgleichsflächen – woher nehmen, wenn nicht stehlen

Ausgleichsflächen zu liefern ist Normalität für Gewinnungsbetriebe. Nur leider wird es immer schwieriger, diese zu finden. Mit ungewöhnlichen Ideen ist es dennoch möglich, einen Ausgleich zu schaffen, den die Behörde anerkennt. Das zeigte Prof. Dr. Martin Kirschbaum, KiProCon GmbH & CO. KG, Korbußen mit seinem Statusbericht „Konkurrenz der Rohstoffgewinnung zu anderen Nutzungen“.  Zunächst gab der Referent einen Überblick über die Flächennutzung der Bundesrepublik Deutschland: 53 % Landwirtschaft, 30 % Wald, rd. 17 % andere Nutzung (0,0076 % Flächennutzung Rohstoffe, davon 0,0042 % Gesteinsrohstoffe, zum Vergleich: 4,1 % ­Naturschutzgebiete). Die konkurrierenden Nutzungsansprüche durch Forst- und Landwirtschaft, Energieerzeugung und -verteilung, Wohn-, Gewerbe- und Industriebebauung u.a. verursachen Einschränkungen hinsichtlich der Lagerstättenvorräte und -reserven. Weitere Folgen sind Einschränkungen im Betrieb (Emissionskontingente), hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit (hohe Kosten durch Zusatzmaßnahmen und höhere Planungskosten) Vorschriften oder sonstige Forderungen von Kompensationen durch Entschädigung oder Ausgleichsflächen. Außerdem fordern sie eine umfassende Umfeldbeobachtung, Risikoanalyse, und Abschätzung der Auswirkungen auf Ebene der Unternehmensführung, intelligentes und professionelles Management der Zielkonflikte und häufig Kompromiss- und Ausgleichslösungen. Sein Fazit: Die konkurrierenden Nutzungen können erhebliche Auswirkungen sowohl auf die bestehenden als auch die geplanten Rohstoffstandorte haben. Unternehmern, Betreibern und Planern von Rohstoffstandorten, auch mit Altgenehmigungen, ist dringend zu empfehlen, potenzielle Strukturänderungen frühzeitig zu identifizieren, einzuplanen und Vorsorge zu treffen.

Daniel Schulte, L.A.U.B. Ingenieurgesellschaft mbH Kaiserslautern sprach über eine Vision: „Stiftung – Viva Wunderland der Rohstoffindustrie“. Fest steht, dass jeder Eingriff in die Natur Kompensationsverpflichtungen auslöst und meist externe Flächen erfordert, artenschutzrechtliche Belange zu berücksichtigen sind u.v.a.m., die den Unternehmer oft vor schwierige Entscheidungen stellen. Einen möglichen Lösungsansatz sieht der Referent in der Schaffung eines Ökokontos als Stiftung mit extensiven Grünlandflächen und Gehölzpflanzungen. Die Vor- und Nachteile des Stiftungsmodells wurden dargestellt. Ein erfolgreiches praktisches Beispiel – Mehlinger Heide bei Kaiserslautern, eine Stiftung von Bund, Rheinland-Pfalz und Landkreis Kaiserslautern – wurde erläutert. Zweck der Stiftung ist, aus den Zinsen des Stiftungskapitals die Erhaltungsmaßnahmen für die Heidebiotope zu finanzieren. Die Heidefläche ist aus der Nutzung als Truppenübungsplatz entstanden. Ein ähnliches Konzept schlug Thomas Beißwenger, Industrieverband Steine und Erden Baden-Württemberg, Ostfildern vor und plädierte für die Schaffung einer Flächenmanagement Agentur GmbH. Seine Forderungen u. a.: die Ausgleichsflächen sollten bundesweit realisiert werden und die Rohstoffgewinnung muss in die Biotopentwicklung eingebaut werden (Bild 9).

Öffentlichkeitsarbeit – praktisch und zielgerichtet

Es gibt sicher kein Allgemeinrezept für die Vorgehensweise bei der Öffentlichkeitsarbeit im sensiblen Bereich der Rohstoffgewinnung. Wie man dennoch erfolgreiche öffentlichkeitswirksam sein kann, zeigten Prof. Dr. Dr. Olaf Kühne, Eberhard Karls Universität Tübingen, der erste Ergebnisse des MIRO-Forschungsprojektes „Gesteinsindustrie & öffentliche Wahrnehmung“ vorstellte, oder Raimo Benger, Verband der Bau- und Rohstoffindustrie, Duisburg mit einem erfolgreichen Praxisbeispiel aus NRW („Dialog schafft Zukunft“).

Praktizierte Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit nach dem Drei-Säulen-Modell (ökologische, ökonomische und soziale Nachhaltigkeit) gehört heute zur Praxis der Branche. Davon zeugt nicht nur die Vergabe des deutschen Nachhaltigkeitspreises durch den Verband, über den Dr. Olaf Enger BV MIRO, Köln berichtete. Daneben widmeten sich zwei weitere Vorträge der Biodiversität (Gerhard Eppler, NABU Hessen, Heppenheim und Birgit Michel, HeidelbergCement AG, Heidelberg).

Steinbruch und Kieswerk 4.0

Industrie 4.0 – die vierte große industrielle Revolution hat natürlich auch in Kies-, Sand- und Natursteinindustrie Einzug gehalten, davon konnten sich die Teilnehmer dieses Workshops überzeugen. Mit den innovativen Möglichkeiten durch Drohnen im Kieswerk beeindruckte Benjamin Busse, IngenieurTeam GEO GmbH, Karlsruhe (Bild 10). Mit diesen Drohnen (Bild 11) lassen sich durch Orthofotografie aus 100 m Höhe verschiedenste Objekte im Raster darstellen. Die UAV (unmanned aerical vehicle) werden als Ergänzung zu klassischen Messmethoden gesehen. Die Vorteile sind u. a. eine extrem hohe Punktdichte, ein Messtrupp ist nicht erforderlich. Anwendungsbeispiele sind die Erstellung von 3D-Modellen durch Inspektion aus der Luft (Bauwerke) oder durch Thermografie (Solar-, Photovoltaikanlagen) oder die Beweissicherung durch Bilddokumentationen großflächiger Bereiche. Abschließend stellte der Vortragende die rechtliche Situation zum Umgang mit Drohnen dar.

Dr. Marc Dohmen, DOHMEN, HERZOG & Partner GmbH, Aachen referierte zum Thema „Big Data im Steinbruch – von der Bohrung über die Genehmigung bis zum Dieselverbrauch“ und zeigte, dass eine umfassende Digitalisierung und Verknüpfung der Daten Voraussetzung für praktizierte Industrie 4.0 ist. Konkret gilt es, folgende Hauptpunkte zu realisieren:

Digitale Erfassung und Einsatz entsprechender Hardware

Logische Verknüpfung der Daten untereinander

Visualisierung, Monitoring und Auswertung

Entscheidungsprozesse durchführen

Die Digitalisierung ist heute bereits in vielen Betrieben im Gange, aber es reicht nicht, sie in Excel-Tabellen zu erfassen, sondern sie sind strukturiert in Datenbanken bereitzustellen. Praktische Beispiele und die zu erwartenden zukünftigen Entwicklungen ergänzten den informativen Beitrag. Die Aussage von Uwe Wirth, Praxis EDV-Betriebswirtschaft- und Software Entwicklung AG, Pferdingsleben („Vernetzung von Produktion, Veredlung und Baustelle“) war eindeutig: Industrie 4.0 bietet die Möglichkeit großer Kostenersparnis, erläutert am Beispiel: elektronische Lieferscheinerfassung und Auswertung.

Eine interessante und lebhafte Diskussion schloss sich an, die bis zur Industrie 5.0 mit neuronalen Netzen und künstlichen Intelligenzen ging. Doch zunächst gelte es, die mit Industrie 4.0 auf die Betriebe zukommende Datenflut zu sichten und aufzubereiten.

Fachausstellung - Innovationen zum Anfassen

Die umfangreiche begleitende Fachausstellung (Bild 12) bot den Teilnehmern eine weitere Möglichkeit, sich zu informieren, Neuheiten auf dem Markt in Augenschein zu nehmen und mit den Ausstellern der Gewinnungs-, Förder- und Aufbereitungstechnik zu diskutieren.  Vertreten waren in Berlin u. a. so renommierte Unternehmen wie Atlas Copco Berg- und Tunnelbautechnik GmbH, Essen; Siebtechnik GmbH, Mülheim/Ruhr; thyssenkrupp Industrial Solution, Essen oder ­Habermann Mineral Systems GmbH, Witten. Aber auch kleinere Firmen, Verbände, Verlage und Consultingunternehmen standen den Besuchern für Auskünfte zur Verfügung.

Resümee

Nach zwei arbeitsreichen Tagen konnte Dr. Olaf Enger, Hauptgeschäftsführer des MIRO (Bild 13) über die gesamte Veranstaltung – Mitgliederversammlung, Forum, Fachausstellung – eine positive Bilanz ziehen. Neben der in diesem Jahr wieder stärker in den Fokus gerückten Technik wurden aber auch rechtliche Aspekte behandeltet, die die Branche immer stärker tangieren und auf die sie Rücksicht nehmen muss. In allen acht Blöcken der Workshops wurden aktuelle Probleme besprochen und interessante Lösungsansätze aufgezeigt, die für die Branche als Handlungsempfehlungen oder zumindest Anregungen für die weitere Arbeit dienen können.  Als Kernthema bezeichnete Dr. Enger die Kommunikation, die in vielen Beiträgen eine Rolle spielte und unter den unterschiedlichsten Aspekten betrachtet wurde, sei es zur Gewinnung neuer Mitarbeiter, sei es zur Kommunikation der eigenen Leistungen und der Notwendigkeit, auf die Branche aufmerksam zu machen, sei es zu zeigen, dass es viele wichtige Produkte gibt, dass neue Anlagen und Anlagenerweiterungen entstehen. All das muss auf den verschiedensten Kanälen kommuniziert werden, sowohl klassisch über die Print­medien, aber ebenso über die modernen Kommunikationsmedien. Und das wiederum muss auf allen Ebenen passieren, angefangen beim eigenen Unternehmen über die Landesverbände bis hin zum Bundesverband. Ausreichende Pausen sowie eine glanzvolle Abendveranstaltung im „Alten Wasserwerk“ Berlin boten ausreichend Gelegenheit zu Fachgesprächen und zum Kennenlernen. 

Das nächste Forum MIRO findet turnusgemäß in zwei Jahren – also 2018 – statt.

Autor/Author: Dr. Brigitte Hoffmann, Consulting

Kreislaufwirtschaft/Umweltschutz; Oberschöna/Deutschland

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