Verschiebbares Hallendach für optimierten Umschlag
15.05.2025Optimierter Umschlag und optimal genutzte Lagerkapazitäten: Das waren die Anforderungen der Danubia Speicherei an eine neue Halle im Hafengelände Enns in Oberösterreich. Die Lösung ist ein verschiebbares Hallendach, das sich individuell verfahren lässt. Die Halle besteht aus drei Lagerkammern, in denen lose Güter, wie Futtermittel, gelagert werden. Deren Dächer lassen sich unabhängig voneinander vollautomatisch öffnen und schließen. Möglich macht das ein 2-in-1-Ketten-Antriebssystem der RUD Ketten Rieger & Dietz GmbH u. Co. KG mit Sitz in Aalen, Baden-Württemberg. Tecdos Pi-Gamma heißt der Antrieb für horizontale und vertikale Anwendungen mit einer Kettenumlenkung von 90 bis 180 Grad. Besondere Herausforderung: Das verschiebbare Hallendach liegt in zwölf Metern Höhe und muss nicht nur Wind und Regen, sondern auch Schneelasten standhalten.
Optimierter Umschlag und optimal genutzte Lagerkapazitäten: die neue Halle der Danubia Speicherei mit verschiebbarem Hallendach
© Danubia Speicherei
Die neue Umschlaghalle der Danubia Speicherei ging 2024 in Betrieb. In der 12 m hohen und 990 m² großen Halle werden lose Güter, wie Futtermittel, gelagert und umgeschlagen. Sie liegt im Hafengelände Enns (Oberösterreich) direkt am Wasser und an Gleisen. „Es ist einer unserer besten Standorte auf dem ganzen Firmengelände. Klar, dass wir hier dann auch die bestmögliche Halle realisieren wollten“, erklärt Georg Dobesberger, Geschäftsführer der Danubia Speicherei ges.m.b.h. Die Danubia Speicherei ist ein trimodaler Umschlagplatz mit den Verkehrsträgern Schiene, Straße und Wasserstraße.
Verschiebbares Hallendach
Die „bestmögliche Halle“ sieht so aus: Der Neubau aus Vollbeton besteht aus drei Lagerkammern bzw. Boxen mit jeweils 33 m Länge und zehn Metern Breite und ist stolze 12 m hoch. Über jeder Box sitzt ein Dach mit einer Größe von 33 x 10 x 3 m (L x B x H), das sich über Funkfernsteuerung vollautomatisch öffnen und schließen lässt. Die drei Dächer können unabhängig voneinander bewegt werden. Somit ist die dreiteilige Lagerhalle von oben beladbar.
Verschlankter Umschlagprozess: Lose Güter, wie Futtermittel, wandern direkt vom Schiff in die neue Halle
© Danubia Speicherei
„Wir wollten von Anfang an ein verschiebbares Hallendach. Aufgrund der doch recht großen Ausmaße war es allerdings schwierig, Firmen zu finden, die uns hierbei unterstützen konnten“, betont Georg Dobesberger. Fündig wurde die Danubia Speicherei bei der HOVA Maschinenbau GmbH mit Sitz in Adlwang, Oberösterreich. Sie übernahm die Auslegung der Antriebstechnik samt Steuerung und Programmierung der verschiebbaren Hallendächer und koordinierte zugleich die diversen Gewerke vor Ort. HOVA, Spezialist für Hebetechnik, wiederum holte sich Unterstützung bei RUD, dem Profi für Antriebstechnik.
Optimierter Umschlag und Prozesssicherheit
Dank des verschiebbaren Hallendachs profitiert die Danubia Speicherei jetzt von einem optimierten Umschlagprozess. Die losen Güter, die mit dem Schiff im Hafen ankommen, werden per Umschlagbagger direkt in die neue Halle geladen, und zwar von oben, über eines der geöffneten Dächer. „Ziel war es, den Umschlag bestmöglich zu verschlanken. Auf unnötige, zeitraubende und teilweise störungsanfällige Förderverbindungen können wir verzichten und haben so unseren Umschlag auf ein neues Level gehoben“, erklärt Georg Dobesberger.
Die Schiffe, die im Ennshafen an der Kaimauer der Danubia Speicherei ankommen, haben bis zu 2000 t Güter zu entladen. Der Bagger auf dem Hafengelände hat eine Umschlagkapazität von bis zu 1000 t/h. Die Auslagerung erfolgt entweder ebenfalls per Bagger über Dach oder per Radlader vom Boden aus. Die Halle ist über drei große Tore befahrbar.
Dank verschiebbarem Hallendach sind die drei Lagerkammern der Umschlaghalle von oben per Bagger beladbar
© Danubia Speicherei
Erhöhte Lagerkapazität
Mit einem Fassungsvermögen von rund 3500 m³ pro Box hat die Danubia Speicherei zudem ihre Lagerkapazität bei losen Schüttgütern deutlich ausgebaut. In der neuen Halle werden hauptsächlich Futtermittel gelagert und umgeschlagen. „Wir nutzen den Raum der Boxen maximal für die Befüllung mit Lagergut aus. Bei einer klassischen Einrichtung mit Fördertechnik bleiben einem immer Schüttkegel des losen Materials. Dank der schlanken Antriebstechnik von RUD und HOVA haben wir hier keinen limitierenden Faktor“, betont Georg Dobesberger.
Tecdos Pi-Gamma
Tecdos Pi-Gamma heißt das schlanke Antriebssystem von RUD für XXL-Projekte, wie hier bei der Umschlaghalle der Danubia Speicherei. Pro Box sind jeweils vier Antriebe des Typs Tecdos Pi-Gamma am Hallendach verbaut, über die sich das Dach öffnen und schließen lässt. Das 2-in-1-Ketten-Antriebssystem wurde speziell für horizontale, ansteigende und vertikale Anwendungen entwickelt. Es verfügt über eine feste Kettenumlenkung von 180 Grad (Pi) bzw. eine flexible Kettenumlenkung zwischen 90 und 180 Grad (Gamma).
Die drei Dächer lassen sich vollautomatisch öffnen und schließen und können unabhängig voneinander bewegt werden
© Danubia Speicherei
Kette als Basis
Basis des Systems ist eine Hochleistungs-Rundstahlkette, ebenfalls aus dem Hause RUD. Diese läuft über eine Antriebswelle, die frei von Zusatzkräften ist. Dank seiner simplen Bauweise lässt sich das Antriebssystem einfach montieren und instand halten. Es ist besonders kräfteresistent, langlebig und korrosionsbeständig und somit perfekt für den Außeneinsatz geeignet.
In der Dachkonstruktion der neuen Umschlaghalle der Danubia Speicherei ist pro Lagerkammer eine 33 m lange Rundstahlkette vom Typ TEC 12 integriert. Alle 2 m wird die Kette von Rollen unterstützt, um Kettendurchhang zu verhindern. „Für uns war von Anfang an klar, dass wir hier mit einer Kette arbeiten, wegen der Umgebungsbedingungen. Denn beim Umschlag und der Lagerung von beispielsweise Futtermitteln haben wir es mit einer extremen Staubentwicklung zu tun. Da ist die Kette einfach zuverlässiger und robuster als andere Antriebssysteme“, erklärt Gerhard Holzner, Geschäftsführer der HOVA Maschinenbau GmbH.
In 12 m Höhe muss das verschiebbare Hallendach Wind, Regen und Schnee trotzen
© Danubia Speicherei
Kompakter Antrieb bei wenig Platz
Als 2-in-1-Lösung ist Tecdos Pi-Gamma besonders kompakt, denn der Antrieb ist schmaler und leichter als herkömmliche Systeme. In der Ausführung TEC 12, wie sie in der neuen Halle der Danubia Speicherei verbaut ist, hat das Antriebssystem einen Teilkreisdurchmesser von 82,3 Millimeter und wiegt zwölf Kilogramm. „Gerade bei beengten Platzverhältnissen spielt unser Tecdos Pi-Gamma seine Stärke aus und bewegt mit einer relativ kleinen Baugröße selbst schwere Lasten oder eben ein ganzes Hallendach“, betont Tobias Rathgeb, Area Sales Manager bei RUD.
Eng ging es bei der neuen Umschlaghalle der Danubia Speicherei tatsächlich zu. Um den Platz der Boxen bestmöglich auszunutzen, sollte die Antriebstechnik an den Rändern der Dächer so schmal und kompakt wie möglich gehalten werden. „Es war nur ein sehr begrenzter Bauraum zur Verfügung und da musste die Technik eben rein“, erklärt HOVA-Geschäftsführer Gerhard Holzner.
2-in-1 Antriebssystem: Tecdos Pi-Gamma von RUD mit einer flexiblen Kettenumlenkung von 90 bis 180 Grad
© RUD
Wind in 12 m Höhe
Nicht nur der Platz, sondern auch die Höhe war eine besondere Herausforderung. „Mit 12 m ist sie unsere höchste Halle auf dem Hafengelände. Solch eine Höhe war für uns absolutes Neuland“, betont Georg Dobesberger von der Danubia Speicherei. Für die verschiebbaren Hallendächer und die Antriebstechnik musste eine besondere Lösung her, denn in 12 m Höhe herrscht ein entsprechender Winddruck.
„Der Winddruck erreicht teilweise 120 N/m3. Deshalb sind die drei Dächer und deren Antriebstechnik windsicher ausgeführt und verriegeln sich bei Bedarf mechanisch über spezielle Verriegelungsmechanismen“, erklärt Mario Reitmann, Projektleiter Maschinenbau bei der HOVA Maschinenbau GmbH. Jedes der drei Dächer hat eine Fläche von 33 x 10 x 3 m. Die gesamte Dachkonstruktion wiegt rund 35 t pro Box.
Dank der flexiblen Kettenumlenkung (90 bis 180 Grad) eignet sich Tecdos Pi-Gamma auch für vertikale oder ansteigende Anwendungen
© RUD
Regen und Schnee trotzen
Neben Wind müssen die verschiebbaren Hallendächer inklusive Antriebstechnik auch Regen und Schneelasten standhalten. Für eine sichere und trockene Lagerung der losen Güter, wie Futtermittel, darf kein Regenwasser in die Boxen eintreten. „Auch deshalb haben wir den Platz an den Dächern überall sehr eng ausgelegt, was gut gegen den Regen, aber etwas knifflig für die Unterbringung der Antriebstechnik war“, betont Gerhard Holzner.
Und weil es in Oberösterreich im Winter ordentlich schneien kann, musste auch diese Witterungslage von HOVA bei der Auslegung der Dächer und der Antriebstechnik bedacht werden. „Bei viel Schnee haben wir es pro Dach mit bis zu 15 Tonnen Mehrgewicht zu tun. Auch hier ist die RUD-Technik wieder stark und wir schaffen dank ihr, rund 50 Tonnen Gesamtgewicht pro Dach horizontal zu bewegen“, so Mario Reitmann.
Vorausschauend geplant
Aktuell betreibt die Danubai Speicherei auf dem Hafengelände elf Umschlag- und Lagerhallen. Die neue Halle mit verschiebbarem Hallendach ist vorausschauend geplant und so ausgelegt, dass sie wachsen kann. „Wir können die Halle in Zukunft noch einmal um dieselbe Fläche verlängern, also verdoppeln bzw. spiegeln. Technisch würden wir diese Erweiterung dann wieder genauso umsetzen, sprich mit einem verschiebbaren Hallendach“, gibt Georg Dobesberger, Geschäftsführer der Danubia Speicherei, einen Ausblick.