Wegbereiter

Wirtschaftliches „Neuland“ im Outback made in Germany

I‌m sogenannten „Outback” Australiens, quasi im Niemandsland des Fünften Kontinents am Rande der Kleinen Sandwüste (Little Sandy Desert) und am Südrand der westaustralischen Region Pilbara schreiben Thüringer Kaliforscher, Entwicklungsingenieure und Verfahrenstechniker der K-UTEC AG Salt Technologies in Sondershausen sowie die Anlagenbauer der Firma EBNER GmbH & Co KG in Eiterfeld jetzt neue Kapitel ihrer Firmengeschichte. Denn sie erschließen als technologische Wegbereiter für das börsennotierte Unternehmen Kalium Lakes Ltd. mit Hauptsitz in Perth ein neues Betätigungs- und Geschäftsfeld der Wirtschaft Australiens. Fernab jeder Zivilisation wird mit einer Salzlagerstätte im Wüsten- und Buschland des „Outbacks“ die erste Düngemit-
telproduktionsanlage
Australiens überhaupt mit deutscher Hilfe aus Nordthüringen und Osthessen entstehen. Es geht um die Gewinnung von Kaliumsulfat und dessen Verarbeitung, auch wenn  bei der Förderung  der Salzverbindungen aus der Lagerstätte noch weitere Produkte anfallen, die verwertet werden können. Das Ziel ist konkret: Die Düngemittelproduktion auf der Basis von Kaliumsulfat soll bereits 2020/21 gestartet werden.

Nach mehr als vierjähriger  Vor- und Überzeugungsarbeit, vielen Verhandlungen, Erkundungen und Versuchspräsentationen  sind jetzt die Verträge für das Millionenprojekt (mehr als 170 Mio. australische Dollars [AUD]) mit Finanzierung (KfW IPEX) und Absicherung (Euler-Hermes) aus Deutschland unter Dach und Fach. Ein Firmenkonsortium (EBTEC) aus der Sondershäuser K-UTEC AG Salt Technologies und dem Apparate- und Anlagenbauer sowie  Verfahrenstechnik-Spezialisten EBNER aus dem osthessischen Eiterfeld an der Grenze zum Wartburgkreis wird das Projekt komplett in die Tat umsetzen – von der Idee und Prozessentwicklung bis hin zum Bau und zum Betrieb der Anlage sowie zur Schulung des dort einzusetzenden Personals. Das Auftragsvolumen für das Konsortium: 28 Mio. €.

Das ist leicht gesagt, denn das Areal, wo die Anlage gebaut und betrieben werden soll, liegt derzeit noch ohne Straßenanbindung – 160 km Luftlinie vom nächsten Ort, der kleinen Bergbaustadt Newman mit gerade mal 5500 Einwohnern entfernt. Allerdings gibt es dort einen kleinen Flugplatz, denn in dieser Region sind viele Pendler zwischen Heim und Arbeitsstätte beruflich vor allem mit dem Helikopter oder dem Flugzeug unterwegs.

K-UTEC-Vorstand Dr. Markus Pfänder, der über Monate verhandelte und vor Ort viele Details des Vorhabens erkundete und abstimmte: „Es geht um eine überwiegend unterirdische Salzlagerstätte 160 km südöstlich von Newman. Mit einem Jeep dauert  es einen Tag, dorthin zu kommen. Deshalb sind wir in zwei Stunden mit einem Helikopter in unser Zielgebiet geflogen.” Dorthin gibt es aktuell weder ordentliche Straßen noch Versorgungsleitungen.

Darum soll sich nun eine weltweit tätige Unternehmensgruppe  (DRA) aus Südafrika  mit ihrer Niederlassung im australischen Perth kümmern. Denn DRA Global hat dafür einen EPCM-Vertrag, kümmert sich um die erweiterte Projektabwicklung, um Hochbau-, Tiefbau- und sonstige Infrastrukturmaßnahmen wie Verkehrsanbindung sowie Versorgungsleitungen für Strom und Wasser, damit das Vorhaben, der Bau der Düngemittelproduktionsanlage, überhaupt verwirklicht werden kann. Für das „Herzstück“ des „Beyondie Sulphate of Potash (SOP) Project” der Kalium Lakes Ltd. ist aber das hessisch-thüringische Firmenkonsortium EBTEC (EBNER und K-UTEC) zuständig: Die Lieferung der Schlüsselkomponenten, die Anlagen für das Eindampfen der Lösungen aus den überirdisch oder untertage gewonnenen Salzlösungen, die Anlagen für die Kühlkristallisation, Zentrifugentechnik, Trocknung, Entstaubung, Flotation und Verpackung.

Was für die australischen Auftragsgeber jetzt noch technologisches Neuland und dann „Geburtsort” einer eigenen Düngemittelproduktionslinie ist, stützt sich für die Wissenschaftler  und Ingenieure der K-UTEC AG Salt Technologies in Sondershausen als ausgegründetes Nachfolgeunternehmen der ehemaligen Kaliforschung der DDR auf langjährige Kaliforschungsvorhaben und -erfolge, wie bei den Salinen Austria oder anderen Projekten weltweit.

Trotzdem ist das Beyondie-Projekt für die K-UTEC viel mehr als „nur“ ein Meilenstein in der Firmengeschichte. Denn bislang sind die Experten aus Nordthüringen mit ihren Projekten weltweit vor allem die  Forscher, Ideengeber und Verfahrensentwickler gewesen, die ihren Kunden Lösungsvorschläge für Problemstellungen erarbeiteten und dann anderen halfen, diese als Projekt zu realisieren.

Das war den Auftraggebern aus dem Fünften Kontinent allerdings zu wenig. Die Australier wollen „alles aus einer Hand“ und mit voller  Verantwortung und Verfahrensgarantien von der Idee bis zur kompletten fertigen Anlage. Allein personell hätte das die private Aktiengesellschaft in Sondershausen mit ihrer eben mal 100köpfigen Belegschaft gar nicht schultern können.  Also waren zu den technologischen Kompetenzen der K-UTEC noch die apparativen Kompetenzen eines erfahrenen Anlagenbauers erforderlich: EBNER in Eiterfeld. Beide Unternehmen kennen sich aus erfolgreicher vertrauensvoller Zusammenarbeit und konnten nun Kalium Lakes und die beteiligten Banken und Fördereinrichtungen überzeugen, dass das für die Aufgabenstellung im australischen „Outback“ gebildete Konsortium EBTEC (K-UTEC und EBNER) das „Beyondie SOP Project” realisieren kann.

Mehrere Jahre intensiver  Vorarbeit wurden bei der K-UTEC AG Salt Technologies in Sondershausen für das Australien-Projekt quer durch alle Abteilungen geleistet: Erkundung und Charakterisierung der Lagerstätte, der Reserven, der Ressourcen, dann folgte eine Machbarkeitsstudie (Feasibility Study) und das Basic Engineering (Entwurfsplanung). Die Beurteilung des Projektes fiel am Ende sowohl seitens der KfW als auch seitens der australischen Entwicklungsbank NAIF positiv aus. Die KfW ließ sowohl eine Auditierung  der K-UTEC als auch des geplanten Prozesses über die britische SRK Consulting vornehmen. Zusätzlich nahm Kali+Salz (K+S) eine eigene Prozess-Evaluierung mit sehr positivem Resultat für die K-UTEC vor.  Als Folge daraus hat K+S sich inzwischen mit Kalium Lakes auf ein „Offtake Agreement“ geeinigt und einen 10-Jahres-Vertrag zur Abnahme  des gesamten zu gewinnenden Kaliumsulfates abgeschlossen.

Für Dr. Heiner Marx, den K-UTEC-Vorstandsvorsitzenden, stellt das Australien-Projekt mit dem Firmenkonsortium EBTEC einen weiteren Evolutionsschritt dar: „Mit diesem Projekt haben wir ein neues Kapitel unserer Unternehmensstrategie begonnen. Über die Idee, die Prozessentwicklung, die Verfahrenstechnik hinaus übernehmen wir nun neue Aufgaben und Garantien für die Schlüsselkomponenten der Anlagen und für deren Betrieb. Sportlich ausgedrückt ist dieser Schritt für die K-UTEC wie ein Aufstieg in die Champions League. Denn Mittelmaß geht in diesem Geschäft nicht. Mittelmaß  wäre dort schon Rückschritt!“

Autor/Author: Dieter Lücke

www.k-utec.de

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