Es ist ein Generationenprojekt

Kieswerk der Gemeinde Ballwil erhält neue Aushubwaschanlage

Knapp 2700 Einwohner hat die kleine Gemeinde Ballwil im Schweizer Kanton Luzern … und ein Kieswerk. Vor 100 000 Jahren wurde vom Reussgletscher hier die Moränenlandschaft hinterlassen. Diese ist eine hervorragende Lagerstätte für Kies und Sand. Seit fast 60 Jahren wird hier im Kieswerk der wichtige Rohstoff für die Bauindustrie gewonnen. Das durch den Kiesabbau entstandene Loch wird als Deponie genutzt. Das Besondere an diesem Kieswerk – es gehört der Gemeinde, d.h. den Bürgern von Ballwil. Die nicht unerheblichen Gewinne dienen der Finanzierung von Infrastrukturprojekten und halten die örtlichen Steuern niedrig. Und man plant nicht kurzfristig für die nächsten ein, zwei Jahre, sondern man hat die kommenden Generationen im Blick, plant langfristig, überlegt was der nächste Schritt sein kann und lässt zukünftige Erweiterungsoptionen offen.

 

Gegenwärtig werden ca. 50 000 bis 70 000 m3 im Jahr abgebaut. Die vorhanden Vorkommen auf dem Areal des Kieswerkes reichen voraussichtlich noch 25 bis 30 Jahre. Auch da geht der Blick auf die noch kommenden Generationen. Mit einer Aushubwaschanlage kann aus dem bisher auf die Deponie gegebenen Material aus der Überdeckung der Kieslagerstätte der noch enthaltene Kies gewaschen werden. Das hat zwei ganz entscheidende Vorteile: Ressourcen werden geschont und damit die Lebensdauer der Lagerstätte verlängert und die Menge des zu deponierenden Materials bestehend aus Feinanteil, Sand und Kies verringert sich um den entnommenen Sand und Kies – damit verlängert sich auch die „Lebensdauer“ der Deponie. Mitte 2019 entschieden sich die Bürger von Ballwil für den Bau der Aushubwaschanlage.

 

Am 11.02.2021 erfolgte der Spatenstich. Die Firma ASE Technik AG aus Hochdorf/Schweiz wurde mit dem Bau der neuen Aushubwaschanlage betraut. Mit Hilfe der neuen Anlage können die Feinanteile entfernt und die folgenden 4 Fraktionen: Baukies 4/120, Feinsand 0/1, Sand 0/2 und Sand 2/4 als Endprodukte erhalten werden. Entscheidendes Merkmal der Anlage ist ihre kompakte und kostengünstige Bauweise. Gerade für Aufbereitungsanlagen kleiner bis mittlerer Größe bleibt so die Investition, die technische Betriebsführung und die Bauzeit übersichtlich. Somit steht diese Anlage auch als Modell für ähnliche Projekte, bei denen kompakte und finanziell optimierte Anlagen die richtige Lösung sind.

 

Wie genau wird das kieshaltige Material aus der Überdeckung behandelt und aufbereitet? Das ankommende Material wird per Pneulader über einen hydraulischen kippbaren Stabrost (Grobstückabscheidung bei ca. 250 mm) in eine Aufgabegosse gegeben. Von dort aus gelangt das Material über ein mengenregulierbares Abzugsband auf das Werkbeschickungsband, wird mittels Überbandmagneten von störenden Eisenanteilen befreit, geht über ein Vorsieb, in dem Partikel größer 120 mm abgesiebt werden, und gelangt dann in die Schwertwäsche. Diese Doppelwellenschwertwäsche eignet sich vor allem für das Waschen von stark von Lehm, Ton und anderen Feinmaterialien verschmutzten Kiesen und Sanden. Durch Einstellung der Neigung kann die Verweildauer des Materials in der Schwertwäsche eingestellt und so die Reinigungsleistung dem Material angepasst werden. Die gelösten Verunreinigungen gehen ins Waschwasser und werden vom Überlauf ausgetragen. Anschließend wird das Material über Siebe nachgewaschen, entwässert und separiert. Um der Anlage das kompakte und platzsparende Design geben zu können, wurden zwei Doppelgurtförderer zum weiteren Materialtransport eingebaut. Die noch im Waschwasser enthaltenen feinen Sandanteile (0/1; 0/2) werden über zwei Zyklone abgeschieden, bevor das Wasser weiter in die Wasseraufbereitung geht. Durch verstellbare Förderbänder können auch die Endprodukte, die dann in die Silos/Außenboxen gelangen, je nach Bedarf mit den jeweiligen Partikelgrößen zusammengegeben und zu einem Endprodukt fertiggestellt werden. Die Anlage wurde so ausgelegt, dass bei späterem Bedarf noch weitere Klassier-/Sortieranlagen oder ein Brecher hinzugefügt werden können.

 

Außerdem ist die Waschanlage mit einer Wasseraufbereitung ausgestattet, so dass der Frischwasserbedarf, der durch eigenes Regenwasser gedeckt wird, gering ist. Der eingedickte Schlamm aus dem Klärreaktor wird über die Kammerfilterpresse entwässert. Lediglich das Material aus der Kammerfilterpresse wird jetzt auf die Deponie gegeben.

 

„Die Inbetriebnahme mit unserem Testmaterial funktionierte gut. Bei dem Abdeckmaterial haben wir festgestellt, dass ein sehr hoher Feinanteil (Lehm- und Tonklumpen) enthalten ist. In der Komponente 4/120 hatten wir noch Lehmkugeln enthalten. Sand 0/1, 0/2 und Rundkies waren aber gut. Wir nahmen dann einige Änderungen in der Anlage vor. Bei der Vorabsiebung haben wir die Siebbeläge geändert. Somit konnten wir die anfänglichen Probleme beseitigen. Aber es ist normal, dass die Anlage erst einmal an das Material angepasst werden muss“, fasste Roman Grüter, Anlagenführer im Kieswerk Ballwil die Startphase der Anlage zusammen. Die Inbetriebnahme der Waschanlage erfolgte am 1.12.2021. Geplant ist sie derzeit für eine durchschnittliche Leistung von 60 bis 120 t/h, je nach Verschmutzungsgrad. Auch Gabriel Notz, Leiter Kieswerk und Infrastruktur Ballwil, sieht die Investition als gelungen an: „Die Anlage hat für überwiegend kieshaltiges Material auf Anhieb gut funktioniert. Etwas mühsamer wurde es, wenn wir einen sehr hohen Feinanteil hatten, z.B. bei der Überdeckung. Das ist gewachsenes Material, d.h. die Qualität ist zum Teil sehr unterschiedlich. Aber auch da konnten wir mit ASE einen großen Schritt machen, indem wir die Schwertwäsche steiler gestellt haben, d.h. die Verweilzeit ist höher und wir können jetzt gute Resultate erzielen.“

 

Neben dem eigenen Material aus der Überdeckung nimmt das Kieswerk auch Fremdmaterial an, um es in der Waschanlage aufzubereiten. Jedoch nur Großmengen, da die Anlage dann jeweils auf das Material eingestellt werden muss. Bei dem Fremdmaterial handelt es sich um unverschmutztes Aushubmaterial von Bauvorprojekten.

 

Für Gabriel Notz ist das Projekt eine Investition in die Zukunft: „Man muss klar sagen, die Anlage haben wir nicht nur für heute gebaut, sondern sie ist für die gesamte Zeit geplant, in der wir hier abbauen werden – das ist ein Generationenprojekt. Es geht darum, dass die nächsten Generationen von Ballwil einfach länger von diesen Kiesvorkommen profitieren können. Auch die Deponie ist endlich, so sparen wir zukünftig Deponievolumen. Die Anlage ist so konzipiert, dass wir sie erweitern und dann vielleicht noch andere Komponenten herstellen können. Und man könnte zukünftig dann auch noch weitere Fremdmaterialien aufbereiten.“

Autorin: Dr. Petra Strunk

www.asetechnik.ch

www.ballwil.ch/kiesunddeponie

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